Gerüchteküche in Kassel: Weiteres „Bananen-Kunstwerk“ aufgetaucht und wohl kein Plagiat

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Dieser bourgeoise Gang, dieser belustigte Blick…

Marburg 25.11.2019 (pm/red) Am Samstag, den 8. Dezember, berichten die ehemalige Ehefrau Kurt Tucholskys und ein junger Journalist über das Weimarer Leben, zitieren Originaltexte und -Lieder beim Kurt-Tucholsky- Abend „Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.“ in der Galerie JPG. Gleich an der Galerie-Eingangstüre betritt der Besucher die Bühne: eine kreative Assemblage von Zetteln, Büchern, Fotoalben, Schwingsesseln, Koffern und Klavier. Letzteres von Simon Rustler huldvoll angeschlagen, der eigens für jede Vorstellung aus Frankfurt nach Marburg reist.

Musik, gemeinsamer Gesang mit Inga Berlin, Artikelzitate und Gespräche über den deutschen Autor versetzen die Zuschauer – auch dank herrlich treffendem experimentellem Bühnenbild – in eine nostalgische Reise auf den Spuren Kurt Tucholskys.
Es ist, als wäre der Schriftsteller nur gerade ins Nebenzimmer gegangen, während im Weidenhäuser Showroom seine Texte erklingen, seine Lieder gesungen und über sein Leben berichtet wird. Dabei unterhält sich Inga Berlin (bekannt aus diversen Marburger Theaterproduktionen) in der Rolle der Mary Gerold mit einem jungen Journalisten, der ihr Fragen über das Leben ihres Mannes stellt. Intime, persönliche Fragen, aber auch weitgreifende gesellschaftlich relevante, wie z.B. wie es mit dem Verdienst und der Anerkennung in jenen gemeinsamen Jahren um einen Journalisten und Schriftsteller stand.

Dieser ganz spezielle bourgeoise Gang, dieser belustigte kokette Blick – Mary Gerold hat Haltung, hat Stil, hat Präsenz. Man traut ihrer Ehrlichkeit, ihrem vergebenden, erinnernden Blick und wundert sich, wie sich dieses Gespräch die Waage halten kann. Dame von Welt leger interviewt von jungem „Schreiberling“, der gänzlich in den Hosen der damaligen Zeit steckt. Es ist diese bemerkenswerte Feinfühligkeit der Inszenierung, die auch schwierige Äußerungen Tucholskys (erinnert sei an seine politisch geprägten Zeilen etwa im Kontext der Soldaten) gekonnt aufarbeitet.
Regisseur Stefan Blix, der kürzlich Premiere mit einem zweiten Autoren-Abend in Marburg feierte, gelingt es dieses ganz besondere Flair jener Jahre auf den Marburger Bühnen zu gedenken.

Aus über dreitausend Artikel, Romane, Schriften, Kritiken, Liedtexte und Notizen der fast drei Jahrzehnte umfassenden Schaffensphase Tucholskys, haben Stefan Blix (Regie), Daniela Vogt (Requisite), Inga Berlin (Spiel und Gesang) und Simon Rustler (Spiel, Gesang und Musik) einen überraschend klaren, eindrucksvoll atmosphärischen und erstaunlich wandelbaren Themenabend inszeniert. Veränderlich nicht nur in Hinblick auf die äußere, räumliche Klammer (das Stück gastiert auch auf anderen Wohnzimmerbühnen), sondern auch in Form der improvisierten Theaterelemente (wie z.B. vermeintliche Zettelimprovisation).

Am Ende verklingt das Klavier, die Töne hallen ein letztes Mal auf die Weidenhäuser Straße hinaus und die Geräusche Weidenhausens werden erneut hereingetragen. (Wären die Ladenfenster geöffnet
gewesen, hätten die Passanten das Bühnenstück sogar hörend verfolgen können.) Neben sensiblen und wortstarken Einblicken in das Leben eines Autors nehmen die Zuschauer im Geiste ebenso gefühlvoll glänzende Szenen der beiden Schauspieler mit. „Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.“ Denn einmal abgefeuert, verhallt sie nicht so schnell und brennt sich noch lange in die Erinnerung eines jeden ein.

Kurt-Tucholsky-Abend „Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.“
Theater GegenStand-Produktion (Regie: Stefan Blix, Ausstattung: Daniela Vogt
Spiel: Inga Berlin und Simon Rustler, Musik: Simon Rustler)
Sa., 8. Dezember 2018, 20 Uhr zu Gast in der Galerie JPG,
Weidenhäuser Str. 34, 35037 Marburg, www.theater-gegenstand.de
Online-Kartenverkauf: https://21791.reservix.de/p/reservix/event/1282760

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