Pflegestützpunkt in Biedenkopf: Kreis und Pflegekassen verstetigen Angebot
Marburg 8.12.2018 (pm/red) Landrätin Kirsten Fründt hat am Freitag, 7. Dezember 2018, feierlich den neuen Pflegestützpunkt in Biedenkopf eröffnet. Der neue, erweiterte, zentral gelegene Standort im Mühlweg 1 ½ in Biedenkopf wird damit seinen Regelbetrieb aufnehmen.
Mit der Erweiterung des Pflegestützpunktes in Biedenkopf verstetigt der Landkreis Marburg-Biedenkopf sein Angebot zur kostlosen und trägerneutralen Beratung mit den Schwerpunkten ambulante und stationäre Pflege, Pflegegrad und Sozialleistungen, Vermittlung von Hilfen rund um die häusliche Pflege und Versorgung, Wohnraumberatung und Hausbesuche. Jeden Dienstag und Mittwoch von 10 bis 12 Uhr und am Donnerstag von 13 bis 15 Uhr wird eine offene Sprechstunde angeboten. Für den Landkreis wird Annika Bajraktari und für die Pflegekassen wird Nicola Konnerth als Beraterin tätig sein.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf erhielt als erster Landkreis in Hessen die Zusage des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HSMI) für einen weiteren Ausbau der Pflegestützpunkte. Damit endete das vom HMSI geförderte Modellprojekt der „Sektorenübergreifende Versorgung durch Beratung, Koordination und Vernetzung“ und geht in ein dauerhaftes Angebot über. Der bisherige Gesundheits- und Pflegestützpunkt in Biedenkopf wird nun unter Kostenbeteiligung der Pflegekassen als Pflegestützpunkt regulär angeboten. Durch die Erweiterung wird der Pflegestützpunkt mit je 0,6 Vollzeit-Arbeitsplätzen von den Pflegekassen und des Landkreises besetzt sein. Auch in Stadtallendorf wird in der gleichen Form ab den 1. Januar 2019 der Regelbetrieb aufgenommen werden.
Durch die im Rahmen der Modellförderung aufgebauten Netzwerkstrukturen bestehen sehr gute Voraussetzungen für eine hohe Wirksamkeit der Beratungsstrukturen. So wurden im Rahmen des Modellprojektes „Sektorenübergreifende Versorgung durch Beratung, Koordination und Planung“ Leitlinien der Kooperation entwickelt, in denen Anbieter aus den Bereichen Pflege, Gesundheitsversorgung und soziale Hilfen Grundsätze der Zusammenarbeit mit dem Ziel der Optimierung der Versorgung der Klienten vereinbart haben. Durch verschiedene weitere Maßnahmen wie die Einführung von Fallkonferenzen, Mitteilungsbüchern und verbessertem Case-Management wurde gemeinsam die Versorgungsqualität verbessert.
Landrätin Kirsten Fründt hob das Besondere an den Pflegestützpunkt hervor: „Mit dieser intensiven Form der strukturierten Zusammenarbeit soll es möglich werden, dass Menschen mit komplexen Hilfebedürfnissen passgenau geholfen werden kann. Durch die bessere Vernetzung vieler Akteure im Gesundheitsbereich im Westkreis werden nicht nur allen Beteiligten die Hilfsangebote besser bekannt gemacht, sondern diese Angebote können auch genau der jeweiligen Hilfssituation von betroffenen Bürgerinnen und Bürgern angepasst werden“.
Mit der personellen Aufstockung wird dem zunehmenden Beratungsbedarf nachgekommen. So ist die Anzahl der Klienten, die Beratung in Anspruch genommen haben, von 548 im Jahr 2014 auf 1.313 im Jahr 2016 angestiegen, was einer Steigerung um 45 Prozent entspricht.
„Der Pflegestützpunkt erfreut sich einer zunehmenden Bekanntheit in der Bevölkerung, die den zuvor ‚verdeckten‘ Bedarf offen legt. Es ist davon auszugehen, dass der Trend anhält, da wir mit einer ständig ansteigenden Zahl von Pflegebedürftigen im Landkreis konfrontiert sind. Und viele Ratsuchende sind mit den immer komplizierter werdenden leistungsrechtlichen Regelungen überfordert“, betonte Martina Berckhemer, Leiterin der Stabsstelle Altenhilfe beim Landkreis. Es sei erfreulich, dass mit dem neuen Standort Biedenkopf an zentraler Stelle mitten in der Stadt das Angebot für die Bürgerinnen und Bürger noch besser erreichbar gemacht werden konnte.
Mit den Pflegestützpunkten und den Pflegeberaterinnen ist es möglich, die Beratung auf Wunsch auch zu Hause und zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen. „Pflegeberaterinnen nehmen sich der Sorgen und Fragen der Hilfe- und Pflegebedürftigen sowie ihrer Angehörigen an“, sagte Jürgen Kunkel, Vertreter des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK). Die Beraterinnen ermitteln den individuellen Hilfebedarf, beraten umfassend über das vorhandene Leistungsangebot und begleiten in der jeweiligen Pflegesituation.
„Falls erforderlich erstellen sie auf Wunsch auch einen individuellen Versorgungsplan mit den für die pflegebedürftige Person erforderlichen Hilfen“, ergänzte Rolf Schkölzinger, Vertreter der hessischen AOK. „Je besser die ambulante Versorgung, desto größer die Chance, dass die vollstationäre Versorgung vermieden werden kann“, betonte Schkölzinger. „Pflegeberaterinnen und Pflegeberater verfügen über ein umfassendes Wissen insbesondere im Sozial- und Sozialversicherungsrecht und haben eine besondere Qualifikation für die Pflegeberatung erworben“, erläuterte Kunkel.
Dass die Beratung von Pflegekassen und Landkreis gemeinsam unter einem Dach stattfinde, in der sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege- und Krankenkassen, der Altenhilfe oder der Sozialhilfeträger untereinander abstimmen, sei für Hilfesuchende eine Erleichterung.