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Lebensraum für die Aufrechte Weißmiere mittles Entfernung von Büschen

Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf hat zum Schutz der gefährdeten Aufrechten Weißmiere in Zusammenarbeit mit Bernhard Kraft, dem Flächeneigentümer, der örtlichen NABU-Gruppe in Fronhausen und dem Botaniker Claus Neckermann den Zechsteinhang in Oberwalgern von Büschen befreit. Foto nn

Marburg 15.02.2019 (pm/red) Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf hat in Zusammenarbeit mit der örtlichen NABU-Gruppe in Fronhausen und dem Botaniker Claus Neckermann den Zechsteinhang in Oberwalgern von Büschen befreit zum Schutz der gefährdeten Aufrechten Weißmiere. Der Landkreis setzt seit nunmehr zwei Jahren die hessische Biodiversitätsstrategie im Rahmen eines Bürgerdialogs um. Hierbei geht es unter anderem um den Schutz und den Erhalt gefährdeter Lebensräume, Tier- und auch Pflanzenarten. Die „Aufrechte Weißmiere“ auch Moenchia erecta, benannt zu Ehren des Marburger Botanik Professors Conrad Moench, gehört zu den sogenannten „Kreisarten“.  Der Landkreis trägt daher eine besondere Verantwortung. Die Weißmiere ist eine Pflanzenart und gilt in Hessen als stark gefährdet. Im übrigen Deutschland gilt sie sogar bereits nach der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“.

In Hessen existieren in den Landkreisen Marburg-Biedenkopf und Gießen lediglich noch zwei Lebensräume mit einem Vorkommen von über 10.000 Individuen. An vielen Standorten in Hessen konnte die noch 1999 kartierte Pflanzenart inzwischen leider nicht mehr nachgewiesen werden

Die aus der Familie der Nelkengewächse stammende Pflanze ist eigentlich recht unscheinbar und wird nur zwischen drei und maximal zwölf Zentimetern groß. Sie blüht zwischen April und Juni nur zwei Wochen lang. In Oberwalgern, einem Ortsteil von Fronhausen, existiert ein Standort, der mit etwa 10.000 Individuen zu einem der beiden individuenreichsten Standorte in Hessen zählt. Somit trägt der Landkreis Marburg-Biedenkopf eine hohe Verantwortung, diesen Bestand zu erhalten.

Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf hat sich daher in Zusammenarbeit mit Bernhard Kraft, dem Flächeneigentümer, der örtlichen NABU-Gruppe in Fronhausen und dem Botaniker Claus Neckermann (Büro Neckermann-Achterhold), der auch das Saatgut in der Region gesammelt hat, entschlossen, diese Fläche für den Erhalt der Population zu pflegen.

Mittlerweile ist auch die Population in Oberwalgern gefährdet. Auf dem steilen und flachen Zechsteinhang, der in den vergangenen Jahren von Rindern beweidet wurde, haben sich inzwischen Gebüsche und Gehölze ausgedehnt. Diese beschatten und überwachsen die Wuchsorte der Aufrechten Weißmiere. Würde man dieser Entwicklung nicht entgegen steuern, wäre auch diese Population in den nächsten Jahren verschwunden. Um den Rückgang der Art weiter zu verhindern, ist die Sicherstellung der Beweidung durch geeignete Tiere an den Standorten notwendig.

Hintergrund

Seit 2017 wurden an bekannten Wuchsorten in Fronhausen Pflanzensamen gesammelt. Mit diesem Samen legte der Botanische Garten der Stadt Frankfurt dann mit eigenen Mitteln sogenannte „Erhaltungskulturen“ an und konnte viele Einzelpflanzen zur Blüte und Samenreife bringen. Im botanischen Garten konnte eine deutlich vergrößerte Samenmenge geerntet werden.

Im Herbst 2018 war es möglich, die Samen dann an verschiedenen Stellen im Umfeld der Quellpopulation bei Oberwalgern auszubringen. Für die Wiederansiedlung wurden Flächen ausgewählt, die traditionell beweidet werden und magere Böden aufweisen. Da bei dieser sehr seltenen Art bisher nur ungenügende Kenntnisse zur Biologie und Ökologie vorhanden sind, soll im Laufe der nächsten Jahre der Erfolg der Maßnahme im Rahmen von Kontrolluntersuchungen dokumentiert werden

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