Matrosenaufstand, Räterepublik und politische Kämpfe – Ausstellung zur politischen Geschichte in Deutschland 1918 und danach
Marburg 01.02.2019 (yb) Im Staatsarchiv Marburg als Ort zur Verwahrung historisch wichtiger Unterlagen und Dokumente gehört die Präsentation von Ausstellungen mit historischen Inhalten dazu. Es ist hier seit Jahrzehnten guter Usus eigene Präsentationen zur Geschichte zu entwickeln und meist mit Quellen aus den Archivbeständen auszustatten. Wer in diesen Tagen die großzügige Eingangshalle betritt, wird von Plakaten, Aufrufen und Dokumenten einer Ausstellung angesprochen, in der die revolutionären Umbrüche und Auseinandersetzungen der Jahre 1918 und 1919 thematisiert werden. Viele Doumente, gut lesbar und betrachtbar in Vitrinen ausgelegt, zeigen dabei auf, dass die politischen Auseinandersetzungen vor 100 Jahren keinesfalls alleine in Berlin, München oder in anderen fernen Großstädten stattgefunden haben.
In Nordhessen, ob in Marburg selbst, in Arolsen, Wolfhagen oder Kassel, haben verschiedene Akteure, darunter Arbeiter- und Soldatenräte das Geschehen maßgeblich mit bestimmt. Die Austellung zu den Jahren 1918 und 1919 – im Anschluss an den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches als Verlierermacht im 1. Weltkrieg – im unteren Bereich des Staatsarchivgebäudes am Friedrichsplatz widmet sich dem lokalen Geschehen und Ereignissen in Nordhessen.
Durch kluge Auswahl und Anordnung der meist schriftlichen Exponate wird die Zeit der von politischen Kämpfen zwischen rechts und links geprägten mühsamen Entstehung einer neuen demokratischen Staatsordnung sehr anschaulich.
In Ergänzung und Weiterführung der Vergegenwärtigung von 1918 führt eine Präsentation mit zahlreichen Thementafeln auf der umlaufenden Galerie des Obergeschosses weiter in die Zusammenhänge des revolutionären Deutschland jener Zeit. Diese Ausstellung ist bereits seit November im Staatsarchiv Marburg zu sehen und wird im Anschluss wandern zum Staatsarchiv in Darmstadt und zum Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.
Während im unteren Bereich viele lokale Dokumente und Zeugnisse aus Nordhessen, dem Zuständigkeitsbereich des Marburger Staatsarchivs, als Originale gezeigt werden, präsentiert die (Wander-)Ausstellung oben die allgemeinen Zusammenhänge der Jahr 1918 und 1919. Damit eröffnet sich Besuchern – unter denen man sich viele Schüler und Schulklassen wünschen kann – der historisch-politische Überbau jener Zeit.
Dabei wurden wiederum eine Vielzahl von Schrift-, Plakat- und Zeitungsbelegen verwendet um gut strukturierte Tafeln in einer chronologisch-inhaltlichen Abfolge und Kontextualisierung zu gestalten. Beim „Lesen“ der Ausstellung offenbart sich viel Kompetenz seitens der Macher. Diese wussten, dass sie ein Thema und politische Verhältnisse zu beschreiben hatten, die keinesfalls einfach und übersichtlich waren.
So bietet das Staatsarchiv Marburg eine hochinteressante Doppelausstellung an, deren Besuch nur empfohlen werden kann. Gerade angesichts aktueller (partei-)politischer Entwicklungen mit problematischen neurechten und neonazistischen Kräften ist eine umsichtige und kompetente Vergegenwärtigung der Geschichte Deutschlands der letzen 100 Jahre geboten. Diese Ausstellung in Marburg lädt dazu ein, sie sollte gerade in Schulen bekannt sein und viele LehrerInnen mit ihren Schülern auf die Beine bringen. Sehr anschaulich, gut aufbereitet und unbedingt zu empfehlen.
Die Ausstellung mit dem klaren Titel „Es lebe die deutsche Republik“ kann bis 25. Mai im Staatsarchiv Marburg besucht werden. Auf Anfrage und nach Vereinbarung werden dazu Führungen angeboten.
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 8.30 – 16.30 Uhr
Dienstag bis Donnerstag 8.30 – 19.00 Uhr
Zu der Ausstellung ist ein sehr gut ausgestatteter Katalog erschienen, der vor Ort für 10 Euro erworben werden kann und gute Gelegenheit bietet zu Hause das vielschichtige Thema zu vertiefen und zu durchdringen.