Rezessionswahrscheinlichkeit bei 35,3 Prozent – erhöhte Unsicherheit
Marburg 15.03.2019 (pm/red) Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in einen Abschwung gerät, hat sich im März im Vergleich zum Februar kaum erhöht. Das zeigen die neuesten Werte, die der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung liefert.
Für den Zeitraum von März bis Ende Mai weist der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, ein Rezessionsrisiko von 35,3 Prozent auf. Im Februar waren es 34 Prozent. Damit zeigt das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarnsystem weiter „gelb-rot“. Das signalisiert eine Situation erhöhter konjunktureller Unsicherheit mit einer Rezessionswahrscheinlichkeit von über 30 Prozent.
Das Rezessionsrisiko beruht nach Analyse des IMK maßgeblich auf dem andauernden Rückgang der Industrieproduktion, zuletzt rückläufigen Auftragseingängen im produzierenden Gewerbe sowie der fortgesetzten Verschlechterung bei Stimmungsindikatoren wie dem ifo-Index. Leicht positive Signale kommen hingegen von den Finanzmärkten. Das gilt unter anderem für die Börsenkurse und die Zinsforderungen für Unternehmensanleihen. Deshalb ist der „Finanzmarktstress“, den das IMK mit einem zusätzlichen Indikator misst, zwischen Februar und März von 27,9 auf 20,7 Prozent gesunken.
„Klar ist, dass der längste wirtschaftliche Aufschwung im vereinigten Deutschland angesichts von Brexit, Trump und schwächerer Konjunktur in China erheblichen außenwirtschaftlichen Gegenwind bekommt. Das bremst ihn natürlich“, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Es ist aber keineswegs ausgemacht, dass der Aufschwung damit ans Ende kommt. Die aktuelle Datenlage deutet nicht akut auf eine Rezession hin. Die Binnennachfrage, die sich stützt auf wachsende Beschäftigung, spürbar steigende Löhne und stärkere öffentliche Investitionen, ist nach wie vor intakt.“ Seine neue Konjunkturprognose stellt das IMK am 27. März in Berlin vor.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Der IMK-Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.