Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Elektroautos – nein danke!

Ladestation für Elektroautos in Kassel. Sternbad-Foto Hartwig Bambey

Marburg 27.03.2019 Eine Buchvorstellung von Ursula Wöll  Das Auto mit Verbrennungsmotor verpestet die Atmosphäre mit CO2 und trägt wesentlich dazu bei, dass das Klima in naher Zukunft unumkehrbar kippen wird. Sogar die Autokonzerne leugnen das nicht mehr, doch setzen sie nach wie vor auf das Auto. Nun aber auf das Batteriebetriebene. Wie um das Goldene Kalb wird momentan das Elektroauto als Lösung bejubelt. Das Buch „Mit dem Elektroauto in die Sackgasse –  Warum E-Mobilität den Klimawandel beschleunigt“ stellt sich diesem Hype entgegen und entlarvt ihn als Scheinlösung. Der Autor Winfried Wolf verarbeitet darin aktuelle Daten einschließlich Januar 2019. Er ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von attac und belegt alle seine Quellen penibel.

Zu wenig sauberer Strom vorhanden

Schon lange hatte ich mich gefragt, woher all der zusätzliche Strom aus erneuerbaren Energien herkommen soll, mit dem die Batterien der E-Autos an den Ladestationen oder der Steckdose in der Garage ‚aufgetankt‘ werden. Ich hatte richtig vermutet: Eine wachsende Zahl von Elektroautos macht es notwendig, jenseits der Grenzen „schmutzigen“ Strom hinzuzukaufen, der aus Kohle oder Atomkraft gewonnen wird. Denn noch im Jahr 2018 kam unser Strom zu 12 Prozent aus Kernkraft. Und das Ende des Steinkohlebergbaus 2018 bedeutet, dass diese jetzt massenhaft nach Deutschland importiert wird.

Daher wächst die Strommenge aus erneuerbaren Energien nicht so rasant, dass sie auch für den wachsenden Bedarf von immer mehr E-Autos reichen würde. Die Stillegung unserer AKWs ist zu begrüßen und der Verzicht auf Kohle bis 2038 müsste viel früher erfolgen. Die Lücke wird aber auch dann kaum kompensiert, wenn die erneuerbaren Energien gesetzlich stärker verankert werden. Etwa durch die Vorschrift, neue Dächer mit Solar zu bedecken.

Wenn Macron tönt, ab 2045 gar keine Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen, so wählt er den falschen Weg zu diesem schönen Ziel: 75 Prozent des französischen Stroms kommen aus französischen AKWs, sogar das klapprige AKW Fessenheim soll nun noch mal 10 Jahre länger am Netz bleiben. 39 AKWs sind in Betrieb, 19 im Bau und 38 weitere geplant. Auch die große chinesische Elektro-Offensive ist nur möglich durch Stromerzeugung in AKWs und in großen Kohle-Kraftwerken. So wird zwar in Peking, Shanghai und anderen Großstädten die Luft sauberer, aber die Emissionen weitab werden die Erdatmosphäre weiter aufheizen.

Die Zahl der Autos nimmt weiter zu

Ein E-Auto wird wegen der geringen Reichweite oft als Zweitwagen gekauft, und zwar von gut situierten BürgerInnen, die sich durch ihr E-Auto als ökobewusst ausweisen wollen.  So wird die Zahl der Autos weiter wachsen. Auch hierzulande und nicht nur in den kaum motorisierten Ländern. Was 1908 als Segen erschien – jedem seine Ford Tin Lizzie, seine durch Fließbänder billige Blechliesel, hat sich zum Fluch verwandelt. Die Urbanität unserer Städte geht bald endgültig den Bach runter. Ihr liebenswürdiges Flair wird schon heute längst durch eine Blechlawine erstickt. Die Staus nehmen weiter zu, das Ausweichen auf Drohnen versaut den Himmel. Hirsche müssen auf grünen Brücken über die Autobahn wechseln. Fazit: Das Auto als Beförderungsmittel muss in Gänze ad acta gelegt werden.

Elektrofahrzeuge auf einer Energiemesse in Marburg im Jahr 2010 Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Rohstoffbedarf für Fahrzeugbau und Batterien

Der Verbrauch an Rohstoffen, aus denen Fahrzeug und Batterie bestehen, ist enorm, zumal die Größe der Vehikel immer mehr zunimmt. Zu nennen wären vor allem Kupfer, Lithium und Seltene Erden, die nur mit einem enormen Energie-, Wasser- und Chemikalienaufwand gewonnen werden. Aber das geschieht außerhalb unseres Blickwinkels, etwa in Südamerika, den Philipinen oder dem Kongo und zerstört die Lebensbedingungen der dortigen Einwohner, die sich selbst kein Auto leisten können. Um etwa eine Tonne Lithium zu gewinnen, müssen 1,9 Millionen Liter Wasser eingesetzt werden. Alle diese Rohstoffe sind überdies nur in endlicher Menge vorhanden. Doch enthält ein E-Auto viermal soviel Kupfer wie ein herkömmliches, nämlich bis zu 80 Kilogramm.

Und was tun?

Die Politik muss der Autoindustrie die Stirn bieten, um eine umfassende Verkehrswende einzuleiten. Das meint: Weg vom Auto und hin zum Rad, zur Schiene und zum ÖPNV. Zunächst sollten leichter durchsetzbare Kürzungen der Emissionen durchgesetzt werden. Durch ein Tempo-Limit bei 120 km ließen sich laut Verkehrsclub VCD jährlich 3 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Der ÖPNV sollte billiger oder kostenlos werden. Radwege sollten mehr Raum erhalten. Auto-Werbung, die immer größere und schnellere Autos anpreist, sollte untersagt werden. Die gute alte Straßenbahn sollte reanimiert werden, ebenso der Trolleybus. Er bezieht ebenfalls Strom aus der Oberleitung, braucht aber keinen Schienenbau und hat sich etwa in Zürich gut bewährt. Der Eisenbahnverkehr sollte gänzlich elektrifiziert und breit ausgebaut werden. Alle öffentlichen Verkehrsträger sollten in sehr kurzen Abständen fahren. Natürlich bedeutet die Mobilität ohne Auto eine kleine Entschleunigung unseres Alltags, zumindest, wenn man die sich häufenden Staus außer Acht lässt. Nun, auch Entschleunigung zähle ich zu den positiven Effekten. „Der Ausstieg aus dem Autowahn und die Umsetzung einer Verkehrswende-Politik ist…ein Win-Win-Projekt“, so lautet Winfried Wolfs letzter Satz im Buch. Und so sieht es auch die Bewegung ‚FridaysforFuture‘, die im Jahr 2080 erst um die 80 sein wird.

Winfried Wolf: Mit dem Elektroauto in die Sackgasse – Warum E-Mobilität den Klimawandel beschleunigt
Promedia-Verlag 2019, Ladenpreis 17,90 Euro, ISBN 978-3-85371-450-8

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