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Waldschutz ist Klimaschutz – Zum Artikel „Wo die Energiewende steht …“

Marburg 28.05.2019 Gastbeitrag von Stefanie Plüschke. Am 10.  Mai 2019 veröffentlichte das Marburger. einen Bericht über Forschungen mehrerer Fraunhofer-Gesellschaften zum Stand der Energiewende in Deutschland mit Verweis auf eine, wie im Artikel auf Studien beruhend dargestellt und problematisiert wird, problematisch nachlassende Geschwindigkeit des Ausbaues sonnen- und windgestützter Energiegewinnung in Deutschland. Darauf bezieht sich dieser Gastbeitrag als Gegenrede und Plädoyer für den Erhalt des Waldes als Ökosystem:

Die Autoren schreiben, dass es, um das Energiesystem CO2-emissionsfrei zu machen, zu den erneuerbaren Energiequellen derzeit keine Alternative gäbe. Doch: Wie viel CO2-Ausstoss steckt z.B. in der Produktion und Montage eines Windrades?! Und wie viel CO2 wird frei, wenn dafür auch noch Wald abgeholzt wird und Boden mit Beton versiegelt wird?

Immer mehr Windräder bringen uns nur immer höhere Stromspitzen, aber keine Versorgung bei Windflauten. Dieser wichtige Aspekt wird aber gar nicht erwähnt.
Obwohl im Jahr 2017 in Deutschland 28.000 Windräder am Netz waren, sind das Resultat nur 3% Windstromanteil an der gesamten verbrauchten Primärenergie.

Für diese magere Ausbeute werden am Beispiel Enercon E 126 pro Windrad 3500 t Stahlbeton für das Fundament und weitere 3460 t Material (Stahl, Glasfaserkunststoffe, elektrische Komponenten, Kühl- und Schmieröl) verbraucht. Eine immense Verschwendung von Boden & Rohstoffen, da konventionelle Kraftwerke vorgehalten werden müssen. Es wird also ständig doppelt investiert. Plus die Entsorgung der gealterten Windräder muss auch finanziert und geleistet werden. Auch das Fundament ist nach 10 – 15 Jahren durch die Schwingungen zerrüttet und müsste demontiert werden…

Wenn schon Förderung, dann bitte in Zukunft in die Windgastechnologie, um den Strom in Gas umzuwandeln, der sonst abgeregelt werden müsste (leider hohe Umwandlungs-Verluste.) Batteriespeicher sehe ich sehr kritisch wegen der begrenzten Lebensdauer und der seltenen Erden, die benötigt werden. Denn was ist mit den Arbeitern (häufig sogar Kinder!) in den Minen, in denen die Rohstoffe gefördert werden? Unter welchen Bedingungen setzen die Menschen dort ihre Leben aufs Spiel? Und für was? Und was ist mit der Natur dort, die ebenfalls für die Minen zerstört wird?

Derzeit werden für eine geringe Stromausbeute in Deutschland munter weiter Landschaften und Wälder (Grundwasser- & CO2 Speicher) zerstört, Gesundheitsschäden in Kauf genommen (Schall) und unzählige Tiere getötet.

Es ist Zeit für ein Umdenken. Eine dezentrale Strom- & Wärmeversorgung mit Blockheizkraftwerken, die mit Gas betrieben werden, wäre voranzutreiben. Vorbildlich tun dies z.B. die Stadtwerke Gießen mit einem großen Fernwärmenetz, vielen im Netz verteilten Blockheizkraftwerken sowie mehreren im Umland befindlichen Nahwärmenetzen, ebenfalls mit BHKW gespeist (gleichzeitige Strom- und Wärmeerzeugung). Zusätzlich notwendig wären Strom-Inselbetriebe durch kleine Photovoltaikanlagen & Solarthermie auf den Dächern plus BHKW, so dass die Menschen auch bei einem Blackout im großen Netz noch dezentral mit Strom & Wärme versorgt werden können.

Wer noch immer auf den Ausbau der Windkraft setzt, der sollte das Buch von Georg Etscheit (Hrsg.) lesen: „Geopferte Landschaften“. Der Film von Jörg Rehmann „End of Landschaft“ zeigt, welches Ausmaß an Naturzerstörung ein weiterer Ausbau mit sich bringt und wie die Menschen davon krank werden. Speziell für den Wald gilt, was Reinhold Messner 2002 im Allgäu gesagt hat: „Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was sie eigentlich bewahren will: Die Natur. Das ist mit der Installation von Windrädern in völlig intakten Landschaften der Fall …“

Gerade lese ich die „Geo Kompakt Nr. 52 – Unser Wald – Warum wir ihn brauchen, Welche Geheimnisse er birgt, Was er uns schenkt“ und gebe im Folgenden mal die wichtigsten Fakten daraus wieder:
Ein ausgewachsener Baum reinigt bis zu 40.000 Kubikmeter Luft täglich. Blätter schleusen gigantische Mengen Luft durch ihr Inneres, wodurch schädliche Bestandteile herausgefiltert werden. Drei Millionen Liter Wasser vermag ein Hektar Waldboden zu speichern. Der Waldboden wirkt wie ein riesiger Schwamm und wie ein mechanischer, chemischer und biologischer Filter: Im lockeren Boden bleiben Partikel hängen – sogar Schwermetalle können dort gebunden werden.
Rund 70 Prozent des deutschen Trinkwassers werden in Wäldern gewonnen. Da Bäume Wasser verdunsten, kühlen sie die Umgebungsluft und mäßigen so die Temperaturen in nahen Siedlungen. Wälder verbessern das Mikroklima und schützen vor Temperaturextremen. Ein 10 x 10 Meter großes Waldstück speichert pro Jahr 6,3 t CO2 und gibt 4,6 t Sauerstoff ab
(aus Frederik Vester: „Ein Baum ist mehr als ein Baum“).

Wenn wir diese Fakten berücksichtigen, wie kann es dann umweltfreundlich sein, Wald für Windkraftanlagen abzuholzen? Wir brauchen unseren Wald intakt, als Wasserspeicher und Temperaturregler sowie als Magnet für Regenwolken!

Stefanie Plüschke ist Dipl. Ing. für Energie-und Wärmetechnik, Dipl. Soz. Päd., Naturpädagogin und lebt in Biebertal.

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