Einsamkeit im Alter: Eine Bratwurst beim Stadtfest mitzuessen, wäre schon schön gewesen
Marburg 15.07.2019 (pm/red) „Wir haben Dich nicht gefragt, ob Du zum Stadtfest mitkommen willst, es ist doch zu beschwerlich für Dich“. Es stimmt, denkt die angesprochene, ältere und behinderte Person. Es wäre zu beschwerlich, aber eine Bratwurst mit zu essen wäre schon schön gewesen, oder doch wenigstens gefragt zu werden. Denn ihre Freizeit findet leider nur noch in den eigenen vier Wänden statt.“ So beschrieb der Psychotherapeut Roland Stürmer in seinem Vortrag das seelische Erleben einer kranken und behinderten Person.
Weitere Beispiele machten den Zuhörenden deutlich, wie körperlich-psychische Behinderung durch das Verhalten des Umfeldes verstärkt oder verringert wird.
Die Altenplanung der Stadt Marburg sowie Arbeit und Bildung e.V. hatten Ehrenamtliche zur Fortbildung „Einsamkeit im Alter vorbeugen – Teilhabe(n) ermöglichen“ eingeladen. Zum Abschluss des durch die Deutsche Fernsehlotterie geförderten Projekts „In Würde teilhaben“ stellte die Projektleitung Angela Schönemann Ergebnisse und Erfahrungen vor. Diese wurden durch eine Gesprächsrunde mit den Initiativen Altenhilfe Treysa, Arbeitskreis Soziale Brennpunkte Marburg und Aktive Bürger/innen Cappel ergänzt.
Die Anregungen der Gäste seien wichtig. Denn, so betont Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, das wertvolle Projekt werde als „In Würde Teilhaben Marburg“ mit städtischen Geldern fortgeführt. Angesprochen werden sollen ältere Menschen, die aus Armut, Scham oder weil Kontakte verloren gegangen sind nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben und vereinsamen. Die regelmäßigen Besuche und Begleitung bei Ausflügen im Quartier, Stadtteil oder Dorf lassen Menschen wieder aktiv und in Würde am Leben in der Gemeinschaft teilhaben, so der Oberbürgermeister.
Wie wichtig die zugehende Unterstützung von „In Würde teilhaben“ ist, beschrieb Marburgs Altenplanerin Dr. Petra Engel: „Eingebunden werden dadurch mehr Ältere, denen es schwerfällt, an den vielfältigen guten Begegnungsangeboten teilzunehmen, weil sie sich nicht mehr fit fühlen, niemanden dort kennen oder nicht allein gehen mögen. Diese Menschen erfahren dank der persönlichen Begleitung mehr Begegnung und finden leichter Zugang zum breiten Angebot in Marburg.“
Zum Abschluss der gut besuchten Veranstaltung waren Gäste und Publikum bei einem kleinen Abendbrot eingeladen, sich über ihre eigenen vorbeugenden Ideen gegen Einsamkeit und Wünsche für mehr Teilhabe auszutauschen.