Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft gestiegen
Marburg 20.07.2019 (pm/red) Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist in den letzten Wochen gestiegen. Das zeigen die neuesten Werte, die der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung liefert. Für den Zeitraum von Juli bis Ende September weist der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, ein Rezessionsrisiko von 36,6 Prozent auf. Im Juni waren es 30,9 Prozent.
Das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarnsystem zeigt weiterhin „gelb-rot“, was eine Situation erhöhter konjunktureller Unsicherheit jenseits von 30 Prozent Rezessionsrisiko beschreibt. Auf „Rot“ würde der Indikator aber erst bei einer Wahrscheinlichkeit ab 70 Prozent schalten.
Der Anstieg beim Rezessionsrisiko beruht nach Analyse des IMK vor allem auf der Eintrübung des ifo-Geschäftsklimas, hinzu kommt eine rückläufige Tendenz bei den Auftragseingängen aus dem Ausland. Erstmals wirkt sich auch ein – schwach – negatives Signal vom Arbeitsmarkt aus, weil die Zahl der offenen Stellen auf hohem Niveau geringfügig gesunken ist. Positiv wirken dagegen steigende Auftragseingänge aus dem Inland und die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen. Der „Finanzmarktstress“, den das IMK mit einem zusätzlichen Indikator misst, ist zwar leicht von 18,1 auf 22,1 Prozent gestiegen, aber unter dem Strich weiter moderat.
„Der Indikator zeichnet derzeit nach, wie sich die Abschwächung des weltwirtschaftlichen Wachstums zunehmend in eine Produktionsflaute bei deutschen Schlüsselindustrien wie dem Fahrzeug- oder dem Maschinenbau übersetzt. Das Niveau oder der jüngste Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit fallen aber nicht so vehement aus, dass man akut befürchten muss, die konjunkturelle Flaute werde zwangsläufig in eine Rezession münden“, sagt IMK-Experte Dr. Thomas Theobald. „Die bislang stabile Binnennachfrage wirkt einer rezessiven Entwicklung weiterhin kräftig entgegen. Noch stärker würde der Schutz, wenn die Regierung über mehr öffentliche Investitionen positive Signale setzen würde.“
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Der IMK-Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.