Von Kaiserurkunden bis zum Kolonialismus: Bundes- und Landesmittel retten historische Dokumente – 16 Projekte hessischer Archive und Bibliotheken erhalten Förderung
Marburg 09.08.2019 (pm(/red) Das Land Hessen und der Bund arbeiten gemeinsam daran, das schriftliche Kulturgut zu schützen: Sie unterstützen 16 Projekte von vier hessischen Archiven und sechs hessischen Bibliotheken mit insgesamt 748.000 Euro, davon 415.000 Euro vom Bund. Das Land Hessen stellt 333.000 Euro aus dem Landesprogramm Bestandserhaltung bereit, das das schriftliche Kulturgut in Hessens Archiven und Bibliotheken vor dem Zerfall schützen soll. In diesen Tagen erhalten die unterstützten Projekte ihre Förderbescheide, wird vom Heisschen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) mitgeteilt.
„Mit der diesjährigen Bundesförderung haben wir die Summe aus dem vergangenen Jahr in Höhe von 156.000 Euro bei weitem übertroffen. Das macht stolz: Die große Zuwendung des Bundes zeigt, dass unser hessisches schriftliches Kulturgut auf großes Interesse stößt“, betont Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn in einem Statement. Zu den geförderten Projekten gehört zum Beispiel die umfassende Schadenserfassung an 40.500 Urkunden des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt aus der Zeit vom 9. bis zum 18. Jahrhundert. „Diese Überlieferung ist für die Landesgeschichte sowie die Reichs- und Kirchengeschichte von großer Bedeutung“, so Ministerin Angela Dorn.
Die umfangreiche Überlieferung von Kaiser- und Königsurkunden bilde für die Forschung eine unverzichtbare Arbeitsgrundlage. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – auch weit über die hessischen Landesgrenzen hinaus – nutzen sie. Deshalb müsse uns dringend ein detailliertes Bild über ihren Erhaltungszustand gemacht werden. Die Schadenserfassung helfe, die notwendigen Restaurierungsmaßnahmen planen und kalkulieren zu können.
Ein weiteres gefördertes Projekt betrifft die Dokumente aus der Bibliothek der 1887 gegründeten Deutschen Kolonialgesellschaft. Sie wird in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main aufbewahrt. Die Sammlung der damals größten Vereinigung zur Vertretung kolonialistischer Interessen in Deutschland mit ca. 30.000 Bänden ermöglicht die wissenschaftliche Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus, der derzeit in den Fokus der Forschung rückt. 1.300 Bände und Konvolute dieser Sammlung werden zunächst gesichtet und dann, je nach Schädigungsgrad, gereinigt, entsäuert und neu verpackt.
Koordinierungsstelle Bestandserhaltung Hessen berät über Förderverfahren
Die Projekte sind nur zwei Beispiele für die Herausforderungen, denen sich das HMWK mit dem Landesprogramm Bestandserhaltung stellt: In vielen Bibliotheken und Archiven bedrohen Säurefraß, Schimmel, Verschmutzung und manchmal auch unsachgemäße Lagerungs- und Klimabedingungen das schriftliche Kulturgut. Um es für zukünftige Generationen zu erhalten, hat die Hessische Landesregierung mit dem eigens entwickelten Förderprogramm 2018 und 2019 jeweils eine Million Euro für Maßnahmen zum Originalerhalt von Archiv- und Bibliotheksgut bereitgestellt. Eine zentrale Koordinierungsstelle Bestandserhaltung Hessen (KBH) am Hessischen Landesarchiv koordiniert die Förderverfahren und berät Antragsteller sowie Kommunen.