viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

Lesen Sie den gesamten Beitrag »
Kultur

Hessische Geschichten

Kassel

Hessen Kassel Heritage

Kunst

Home » Angesagt

Buchvorstellung zu Berufsverboten und was von ihnen geblieben ist

Kassel 20.11.2019 (pm/red) Der »Radikalenerlass« löste eine verfassungswidrige Überprüfung mehrerer Millionen und Verfolgung Zehntausender Anwärter für den öffentlichen Dienst oder dort bereits Beschäftigter aus. Er richtete sich nahezu ausnahmslos gegen engagierte Linke und führte zu zahlreichen Berufsverboten. Sie reichten von Universitätsangehörigen, Lehramtsanwärtern und Lehrern über Postboten bis hin zu Lokomotivführern. In Publizistik und politischer Bildung wird darüber weitgehend geschwiegen.

Im Oktober 2019 ist im Papyrossa-Verlag ein Sammelband zu der Thematik erschienen. In dem Band gehen Historiker, Politikwissenschaftler und Juristen der Vorgeschichte, politischen Funktion, historischen Einordnung, rechtlichen Bewertung und Auswirkung des Radikalenerlasses nach. Es werden ausgewählte Fälle vorgestellt, die Solidaritätsbewegungen mit den Betroffenen im In- und Ausland geschildert und die stockende Aufarbeitung nachgezeichnet. Anhand neuerer Fälle wird die fortbestehende Aktualität dieses unbewältigten Skandals nachgewiesen.

In Marburg gehörten damals Herbert Bastian aus Ockershausen und Sylvia Gingold zu den Opfern der Berufsverbotepraxis. Bastian war im einfachen Dienst bei der Post beschäftigt und wurde wegen seines Mandats für die DKP in der Stadtverordnetenversammlung entlassen. Gingold, die sich in Marburg für das Lehramt bewarb, stammte aus einer verfolgten jüdischen Familie. Die internationale Öffentlichkeit wie die IAO in Genf, der Europäische Gerichtshof, Gewerkschaften und Verbände in England, Holland und anderen Ländern, Marburgs Partnerstadt Portier, zahlreiche Komitees stellten sich hinter die Betroffenen und verurteilten die Praxis der Berufsverbote. In Marburg gehörten zu ihnen der damalige OB Hanno Drechsler und der Landtagsabgeordnete Walter Troeltsch (CDU).

Anlässlich der Bucherscheinung bietet der Rosa-Luxemburg-Club Marburg Raum zur Diskussion über Geschichte und Aktualität der Berufsverbote .

Buchvorstellung und Diskussion: Wer ist denn hier der Verfassungsfeind! Radikalenerlass,
Do  28. November – 19 Uhr
TTZ Marburg, Softwarecenter 3<
Mit Renate Bastian (Fraktionsvorsitzende Marburger Linke), Georg Fülberth (ehem. Professor Politikwissenschaft Uni Marburg) und Patrick Ölkrug (Student der Politikwissenschaft in Marburg)
Moderation Jan Schalauske (Mitglied des Hessischen Landtags)

Heinz-Jung-Stiftung (Hg.): Wer ist denn hier der Verfassungsfeind! Radikalenerlass, Berufsverbote und was von ihnen geblieben ist. Papyrossa-Verlag, ISBN 978-3-89438-720-4. 240 Seiten, 18 Euro.

Contact Us