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Marburger Kamerapreis 2020 geht an Philippe Rousselot

Michael Neubauer (Berufsverband Kinomatografie), links,  Ariane Hohndorf vom Fachdienst Kultur, Hubert Hetsch (Kammer-Filmkunsttheater), Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Ruth Fischer (Leiterin Fachdienst Kultur), Professor Dr. Malte Hagener, Leitung Marburger Kamerapreis und Fabio Kühnemuth von der Organisationsleitung freuen sich auf den jüngsten Preisträger des Marburger Kamerapreises. Foto Nadja Schwarzwäller

Kassel 05.12.2019 (pm/red) Inzwischen  zum 20. Mal vergeben die Stadt Marburg und die Philipps-Universität Marburg im kommenden Jahr den mit 5.000 Euro dotierten Marburger Kamerapreis. Mit Philippe Rousselot nimmt am 28. März 2020 einer der ganz großen Kameraleute der vergangenen Jahrzehnte den Preis entgegen. Das haben Professor Dr. Malte Hagener gemeinsam mit Marburgs Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Thomas Spies sowie VertreterInnen des Instituts für Medienwissenschaft der Philipps-Universität, des städtischen Fachdienstes Kultur, des Berufsverbands Kinematografie sowie der Kammer-Filmkunsttheater bekanntgegen.

„Seine persönliche Art, mit dem Licht zu arbeiten, machte international Schule und ihn zu einem der einflussreichsten Kameraleute der vergangenen Jahrzehnte“, heißt es unter anderem in der Jury-Begründung. „Es gibt keinen anderen Kameramann, dessen Karriere sich in der Reichweite mit der von Philippe Rousselot vergleichen lässt. Diese spannt sich von der genauen Beobachtung der französischen Alltagswelt in der Nouvelle Vague über das cinéma du look und anspruchsvolle Hollywood-Produktionen bis hin zum zeitgenössischen Special-Effects-Kino. Umso bemerkenswerter ist, dass Rousselot in allen diesen Bereichen Außergewöhnliches geleistet hat.“

Für Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies sind die Bild-Kunst Kameragespräche eine der schönsten Aufgaben innerhalb seiner Tätigkeit, wie der Kulturdezernent bei der Pressekonferenz zur Preisvergabe verriet. In einer Zeit, in der wir einer „grenzenlosen Flut von Bildern“ ausgesetzt sind, seien die Kameragespräche eine Möglichkeit, „uns auf wirklich gute Bilder zu konzentrieren“, so Spies – „wunderbare, traurige, schmerzhafte, verwirrende, strahlende, leuchtende Bilder“ im Fall von Philippe Rousselot.

Der 1945 im ostfranzösischen Briey geborene Philippe Rousselot zählt seit den 1970er Jahren zu den wichtigen Bildgestaltern der Post-Nouvelle-Vague-Generation. Er studierte an der École nationale supérieure Louis-Lumière, an der auch bereits der Marburger Kamerapreisträger aus dem Jahr 2007, Eduardo Serra, seinen Abschluss machte. Danach stand Rousselot an der Seite von Néstor Almendros, dem er 1969 bei „Meine Nacht bei Maude“ (Frankreich, Regie: Éric Rohmer) assistierte. Seinen internationalen Durchbruch feierte er mit dem Film „Diva“ (Frankreich 1981, Regie: Jean-Jacques Beineix).

Es folgten internationale Produktionen wie „Der Smaragdwald“ (Großbritannien 1985, Regie: John Bormann) oder „Gefährliche Liebschaften“ (Großbritannien, USA 1988, Regie: Stephen Frears). Für die ikonischen Aufnahmen des Fliegenfischens in Robert Redfords „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ wurde er 1993 in der Kategorie „Beste Kamera“ mit dem Oscar geehrt. Seine Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Neil Jordan („Interview mit einem Vampir“, 1994) Tim Burton („Planet der Affen“, 2001, und „Charlie und die Schokoladenfabrik“, 2005), Guy Ritchie („Sherlock Holmes“, 2009) und David Yates („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, 2016, und „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“, 2018) bereicherten den amerikanischen Film.

„Alles, was in den vergangenen 30 bis 40 Jahren Rang und Namen hatte, stand schon vor seiner Kamera“, sagte Professor Dr. Malte Hagener, der die Leitung des Marburger Kamerapreises innehat. Neben dem Oscar, für den er zwei weitere Nominierungen bekam, erhielt Rousselot weitere renommierte Preise wie den British Academy of Film and Television Award (BAFTA), den César und den American Society of Cinematographers Awards (ASC). Er ist Mitglied der Association française des directeurs de la photograpie cinématographique (AFC) und der American Society of Cinematographer (ASC).

Die Auszeichnung mit dem Marburger Kamerapreis biete Rousellot ebenso wie seinen Vorgänger*innen etwas, das keiner der großen internationalen Preise zu bieten habe, erklärte Michael Neubauer, Geschäftsführer des Berufsverbandes Kinematografie; nämlich neben der Wertschätzung auch die Würdigung einer intellektuellen und kritischen Auseinandersetzung mit seiner Arbeit. „Herzstück“ der Auszeichnung sind laut Neubauer nämlich die Bild-Kunst Kameragespräche, bei denen Experten, Studierende und Besucher*innen mit dem Preisträger ins Gespräch kommen können.

Die Gespräche wurden zwei Jahre, bevor der Marburger Kamerapreis zum ersten Mal vergeben wurde, von Hubert Hetsch vom Kammer-Filmkunsttheater Marburg und Professor Dr. Karl Prümm initiiert. Hetsch sagte, er sei von der Wahl Rousselots total begeistert gewesen. Der Kameramann habe ein unglaubliches Gespür für Licht, für Farben und für Stimmungen. „Damit hat er es vermocht, die Kälte der künstlichen, computergenerierten Bilder in Filmen wie „Phantastische Tierwesen“ zu überwinden“. Die Bilder in einem Film müssen immer zur Geschichte passen und das gelinge Philippe Rousselot auf herausragende Art und Weise.

Vom 26. bis 28. März 2020 finden die Bild-Kunst Kameragespräche rund um die Preisvergabe in den Filmkunsttheatern im Capitol Marburg statt. Den von Prof. Dr. Malte Hagener, Fabio Kühnemuth und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis nimmt Philippe Rousselot am 28. März 2020 um 20 Uhr in der Alten Aula der Philipps-Universität Marburg entgegen.

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