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Helikoptergeld – Studie über die ökonomischen Wirkungen einmaligen Geldsegens von oben

Kassel 18.12.2019 (pm/red) Seit Jahren versucht die Europäische Zentralbank (EZB) die Konjunktur anzukurbeln. Fachleute denken dabei auch über ein „Helikoptergeld“ nach. Was die Menschen damit tun würden, haben Ökonomen der TU Darmstadt untersucht. Damit die europäische Wirtschaft angesichts eines Nominalzinssatzes von null und sehr niedriger Inflation nicht irgendwann in eine Deflationsspirale gerät, sind neue Strategien gefragt. Bis zur Wirtschaftskrise 2007 galt das Senken des Nominalzinses als Standardtool der Konjunkturbelebung. Da der Leitzins jedoch nicht unter null sinken darf, kann die EZB auf diesem Weg derzeit kein Geld mehr in die Volkswirtschaft pumpen. Auch das Aufkaufen von Staatsschuldverschreibungen bleibt eine umstrittene Strategie, weil es sich hierbei um eine versteckte Staatsfinanzierung handeln könnte.

„In dieser Situation denkt man wieder mehr oder weniger laut über unkonventionelle Instrumente wie das Helikoptergeld nach“, berichtet Professor Michael Neugart, Leiter des Fachgebiets Finanzwissenschaft und Wirtschaftspolitik an der TU Darmstadt. Der Begriff geht zurück auf ein Gedankenexperiment des US-amerikanischen Ökonomen Milton Friedman aus dem Jahr 1969. Er beschreibt ein Szenario, in dem ein Hubschrauber eine einmalige Extrazahlung in Form von 1000-Dollarscheinen über einer Gemeinde abwirft. Dahinter steht die Frage, ob eine solche Finanzspritze das Kaufverhalten der Menschen verändern und damit Einfluss haben würde auf die Entwicklung von Preisen und Konjunktur.

Neugart und sein Forschungskollege Dr. Uros Djuric haben untersucht, was die Menschen heute mit einem Helikoptergeld machen würden, welche Erwartungen sie hieran knüpfen und wie sie es als geldpolitisches Instrument beurteilen. In ihrer verhaltensökonomischen Studie verglichen die Experten vier Szenarien. Im ersten sollten die Teilnehmenden sich vorstellen, dass sie und alle anderen Bürgerinnen und Bürger der Eurozone eine Einmalzahlung in Höhe von 1.200 Euro vom Finanzministerium bekommen, finanziert aus Geldern der EZB. Im zweiten, dass sie diese Summe in Form eines Schecks direkt von der EZB erhalten und im dritten, dass die 1.200 Euro in zwölf Monatsraten ausbezahlt werden. Szenario vier – ein Lottogewinn von 1.200 Euro – diente als Kontrollgruppe.

Die Studie zeigt, dass das Ausgabeverhalten in allen Helikopterszenarien nicht anders wäre als bei einem Lottogewinn. In allen Szenarien würden die Befragten rund 40 Prozent der Summe ausgeben, rund 40 Prozent sparen und mit den restlichen rund zwanzig Prozent ihre Schulden zurückzahlen. Ein Großteil der Befragten rechnet weder damit, dass durch ein solches Instrument die Preise steigen, noch geht er davon aus, dass es einen Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Situation hat.

Die rund 40 Prozent, die in den Konsum fließen würden, wertet Neugart als positives Zeichen. „Das Helikoptergeld könnte vielleicht dazu beitragen, dass wir erst einmal aus der Rezession herauskommen. Ob es nachhaltig wirkt, können wir allerdings nicht prognostizieren“. Die starke Streuung der Antworten weist für ihn jedoch darauf hin, dass die Teilnehmenden wenig über dieses Instrument wissen und entsprechend verunsichert sind.

Insgesamt ist der Ökonom skeptisch, ob man ein Helikoptergeld einsetzen sollte – auch mit Blick auf die nicht vorhersehbare mediale Wirkung und die nicht nachweisbaren Effekte auf die Inflationsrate. Bei der Lösung der Probleme in der Eurozone setzt Neugart eher auf fiskalpolitische Maßnahmen, die Investitionen in Zukunftsfelder wie den Straßenbau, die Mobilität, den Energiesektor oder die digitale Infrastruktur fördern.

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