Lebensraum für das Braunkehlchen – Gehölzpflege in Lohra ist ein wichtiger Beitrag zur Arterhaltung
Kassel 04.02.2020 (pm/red)Das Braunkehlchen ist aus der Landschaft des Landkreises Marburg-Biedenkopf weitgehend verschwunden. Der Kreis mit seiner Naturschutzbehörde sowie seinem Fachdienst Landwirtschaft hat in Zusammenarbeit mit Biologen, der Vogelschutzwarte Hessen sowie örtlichen Naturschutzgruppen ein Maßnahmenkonzept entwickelt, um Brutgebiete in Lohra für das Braunkehlchen zu sichern und aufzuwerten. Dort soll mit umfangreicher Gehölzpflege die Attraktivität des Lebensraumes für die Vögel verbessert werden.
Eines der wichtigsten Brutgebiete ist aktuell das Verstal bei Kirchvers in der Gemeinde Lohra. Die Gemeinde sowie die betroffenen Grundstückseigentümer und Nutzer unterstützen das Vorhaben, sodass in Kürze, sobald es die Witterung zulässt, entlang der Vers und den umliegenden Gewässern sowie des Frankenbachs in einigen Abschnitten umfangreiche Gehölzpflege-Maßnahmen („Auf den Stock setzen“ der Erlen) stattfinden. Das bedeutet, dass Sträucher sehr weit heruntergeschnitten werden. Damit werden die notwendige Offenheit der Landschaft sowie Sichtmöglichkeiten zu den links und rechts der Gewässer liegenden Wiesenflächen hergestellt. Räuber werden so rechtzeitig wahrgenommen und die Attraktivität des Lebensraumes als Brutgebiet für das Braunkehlchen verbessert.
Denn das Braunkehlchen benötigt offene, feuchte Flächen mit blütenreicher Vegetation aus Hochstauden und Altgrasbeständen, um dort Nester anzulegen. Für Reviergesänge und zur Vorbereitung der Jagdflüge auf Insekten sind Zaunpfähle, aber auch künstliche Sitzwarten wichtig. Das Braunkehlchen meidet Büsche, Hecken und Ufergehölze, da sich hier Fressfeinde besser verstecken können. Daher sind die Lebensräume des Braunkehlchens auf eine konsequente Gehölzpflege angewiesen.
Die Maßnahmen sind gleichzeitig ein Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrategie. Die Brutbestände haben in den letzten Jahren so stark abgenommen, dass die Art in Hessen als vom Aussterben bedroht gilt. Nach aktuellem Wissenstand gibt es nur noch vier Gebiete im Südwesten des Landkreises, in denen das Braunkehlchen brütet. Daher hat der Landkreis eine besondere Verantwortung zum Erhalt und Schutz des Braunkehlchens übernommen.