Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

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Rückkehr auf die Straße in Marburg – Kerner’s Corner als Forum zur konstruktiven Auseinandersetzung mit der Corona-Krise

Besucher des Kerner’s Corner am Sonntag, 7. Juni in Marburg. Foto nn

Kassel 09.06.2020 (pm/red) Als „Raum für demokratische und solidarische Corona-Kritik“ war das offene Treffen am vergangenen Sonntagmorgen auf dem Lutherischen Kirchhof angekündigt. Etwa 50 Personen nahmen teil und berichteten, was sie am Umgang mit der Pandemie in Marburg positiv bewerteten und was negativ. Ausgerichtet am Modell des Speakers Corner im Londoner Hyde-Park hatte das Kerner-Netzwerk zu einer Debatte eingeladen. Gekommen waren Besucherinnen und Besucher des vorangehenden Gottesdienstes in der Pfarrkirche, aber auch Mitglieder des Kerner Netzwerkes. Passanten gesellten sich hinzu. Mit gebührendem Corona-Abstand wurde die Frage diskutiert, was in der Corona Krise und den damit einhergehenden Einschränkungen in Marburg gut gelaufen sei und was besser sein könnte. Hier ein Bericht von der Veranstaltung.

Der erste Redebeitrag kam von Jona, sieben Jahre alt. Ihm gefiel, dass die Schule ausgefallen war. Andere sahen das dann allerdings anders. Positiv bewertet wurden auch die Spendensammlungen der Universität für Studierende, die wegen des Shutdowns ihre Einkünfte verloren hatten. Und die Entzerrung des Südmarktes mit größeren Abständen zwischen den Ständen kam bei den Teilnehmerinnen gut an. Die Anordnung könne durchaus auch für die Zukunft beibehalten werden, wie eine Teilnehmerin sich wünschte.

Neben den genannten Dingen, die gut gelaufen waren, überwogen allerdings Beiträge zu Punkten, die verbessert werden könnten. Dazu gehörten kritische Äußerungen zur Komplettschließung des schulischen und universitären Präsenzlehrangebotes. Bemängelt wurde das Fehlen von Konzepten, die helfen könnten, im Bildungsbereich auch die für den Lernerfolg wichtigen direkten Begegnungen wieder möglich zu machen.

Bedauert wurde, dass die Stadt die Corona-bedingte Veränderung des Verkehrs nicht zu einer Verbesserung des Angebotes für Fahrräder nutzen würden. So viele Menschen seien aktuell auf das Fahrrad umgestiegen, es fehle aber an einer angemessenen Umgestaltung von Autostraßen in Fahrradwege, wie mehrere Teilnehmer anführten.

Die Einkaufsgutscheine der Stadt wurden ebenfalls nicht einhellig als positiv bewertet. Es fehle die soziale Ausgewogenheit, wenn jetzt alle Menschen in Marburg unabhängig von ihrem Einkommen in den Genuss des Zuschusses von 20 Euro für Käufe in der Innenstadt kämen. Außerdem wurde gefordert, dass unbedingt auch Gruppen wie Wohnsitzlose im Gutschein-Programm berücksichtigt werden müssen.

Beklagt wurden vor allem die schweren Auswirkungen, die die Corona-Einschränkungen für ohnehin benachteiligte Gruppen hatten und immer noch haben. Dazu gehören Menschen in beengten Wohnverhältnissen, Alte, Menschen in Heimen, Obdachlose und Geflüchtete. Nach Ansicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten die Corona-Einschränkungen die unzureichende Versorgung und die Benachteiligung dieser Gruppen besonders deutlich. Gefordert wurde eine breitere Perspektive auf die Folgen der Coronakrise. Neben den bekannten Virologen müssen auch die Stimmen aus dem Verfassungsrecht, Soziologie, Jugendforscher und viele mehr gehört werden.

Erstaunt war man auch über die Widersprüche, die die Pandemie ans Licht brachte: Auf der einen Seite wurde deutlich, dass es auch in Marburg nicht genug und nur unzureichend bezahltes Personal in der Gesundheits- und Altenversorgung gäbe, und auf der anderen Seite würden jetzt bundesweit unvorstellbare Summen in die Wirtschaft gepumpt. Ein Teilnehmer formulierte: „Wir müssen sehr darauf drängen, dass die offensichtlichen Missstände in der Daseinsvorsorge jetzt ganz oben auf die Tagesordnung kommen und vorrangig beseitig werden – und das ganz vorneweg für diejenigen, deren Benachteiligung durch die Krise so deutlich geworden ist.“

Nach 45 Minuten schloss Johannes M. Becker, der die Aussprache moderiert hatte. Die Veranstalter zeigten sich zufrieden. Melanie Hartmann, Koordinatorin des einladenden Kerner Netzwerkes, kündigte weitere Kerner’s Corners an: „In zwei Wochen wollen wir uns wieder treffen. Wir haben die wichtigsten Dinge, die auf dem ersten Treffen genannt wurden, festgehalten. Sie sollen beim nächsten Treffen und vielleicht bei Nachfolgetreffen zur Diskussion gestellt werden.“

Kontakt: Melanie Hartmann, Melanie.Hartmann@ekkw.de, https://pfarrkirche.ekmr.de/kerner/interkulturelles-begegnungszentrum/  Tel: 06421/3400695

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