Nazikeule gegen Künstlerkolonie – Haltlose Anschuldigungen gegen Carl Bantzer und Willingshausen als Ort mit besonderer Tradition
Willingshausen / Kassel 10.09.2020 (yb) Freude und Leid liegen bekanntlich mitunter dicht beieinander. Das haben die Menschen in Willingshausen am vergangenen Samstag erlebt. Wer morgens in die Lokalausgabe „Schwälmer Allgemeine“ der in Kassel erscheinenden HNA blickte, konnte sich nur verwundert, erstaunt oder erschreckt die Augen reiben. „Feldzug in Willingshausen“ und „Maler sollen Nazis sein“ waren zwei von vielen Überschriften von Berichten, in denen unglaubliche Anschuldigungen gegen Maler der Willingshäuser Künstlerkolonie erhoben wurden, bzw. worüber die Lokalzeitung zu berichten sich veranlasst sah. Zu lesen war, dass drei Bürger aus dem Ortsteil Wasenberg Schreiben mit unsäglichen Anschuldigungen an das Hessische Innenministerium und an eine Bundestagsabgeordnete versendet hatten und damit eine Schmutzkampagne der besonderen Art gleichermaßen gegen die Großgemeinde Willingshausen und bekannte Maler – allen voran Carl Bantzer (1857 – 1941) – der Künstlerkolonie Willingshausen mit beinahe zweihundertjähriger Geschichte losgetreten hatten. In einem mehr als 40-seitigen Pamphlet wurden krude Behauptungen und Verleumdungen aneinandergereiht, die keinerlei seriöser Betrachtung geschweige denn Überprüfung Stand halten können. Neben der Nazi-Keule wurde zugleich noch die Antisemitismuskeule geschwungen – haltlos, substanzlos und rücksichtlos.
Wen mochte es wundern, dass die rund 80 Gäste zur Eröffnung der Kunstausstellung der Werke von Ben Kamili zunächst irritiert und verunsichert im Hof des Gerhardt-von-Reutern-Hauses versammelt waren. Zunächst brachte Paul Dippel, stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung Willingshäuser Malerstübchen, in seiner Begrüßung der zahlreichen Gäste sein Befremden und deutlichen Widerspruch zu den veröffentlichten Anwürfen zum Ausdruck. Bürgermeister Heinrich Vesper ließ es nicht an deutlichen Worten mangeln und kritisierte die Verantwortungslosigkeit solcher Denunziation. Im Verlauf der Eröffnungsveranstaltung verlieh schließlich auch Helmut Geißel seiner Betroffenheit Ausdruck und wußte kenntnisreich von der tatsächlichen Geschichte zu berichten. Dass es dann gelungen ist die situative Betroffenheit zu überwinden und die Aufmerksamkeit der Sinne aller Anwesenden auf die herausragenden Gemälde von Ben Kamili zu lenken, war eine besondere Leisung der Laudatoren Helmut Geißel und Katja Just und von Ben Kamili selbst. So wie sich die grauen Wolken verzogen hatten und die Sonne den Hof beschien, gab es viel Beifall für klare Worte. In der Kunsthalle erwartete und belohnte die Besucher/innen die wunderbar farbenprächtige Landschaftsmalerei von Ben Kamili. —>Siehe Bericht in das Marburger.
Seit Tagen: Haltlose Anschuldigungen, Selbstverleugnung, Widerruf und Katzenjammer
Dass es in der Großgemeinde Willingshausen seit vergangener Woche hoch her geht und die drei namentlich in der Presseberichterstattung Genannten sich Vieles anzuhören haben, versteht sich von selbst. Bürgermeister Heinrich Vesper, der Gemeindevorstand und das Gemeindeparlament haben damit umzugehen um Schaden von der Gemeinde und ihrer Kulturgeschichte abzuwenden. Für den heutigen Donnerstag, 10. September, ist ab 20 Uhr zu einer Sitzung des Willingshäuser Gemeindeparlamentes eingeladen. Neben dem Thema samt Beschlussvorlage >Umbau und Modernisierung des Kunsthauses Willingshausen zum interkommunalen Projekt „Regionales Weltkulturhaus„< wird eine Resolution zur Abstimmung gestellt, in der die Mandatsträger der Großgemeinde Willingshausen klar Stellung beziehen können zu den haltlosen und grob diffamierenden Anschuldigungen, für die inzwischen kein Bürger Verantwortung (mehr) übernehmen will.
Die öfffentliche Sitzung der Gemeindevertretung findet in der Antreff-Halle statt, wo es genügend Raum gibt für interessierte Bürger/innen als Zeugen und Zuhörer/innen.