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Radioaktive Belastung von Pilzen durch Tschernobyl regional weiterhin erhöht

Kassel 02.10.2020 (pm/red) Auch wenn radioaktive Kontaminationen aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bei den meisten Lebensmitteln in Deutschland nur noch in geringen Mengen enthalten sind, können einzelne Wildpilzarten vor allem in Süddeutschland nach wie vor stark mit radioaktivem Cäsium belastet sein. Das zeigt der aktuelle Pilzbericht des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS). Der Bericht fasst die Ergebnisse eines Monitoringprogramms zusammen, bei dem wild wachsende Speisepilze an ausgewählten Standorten gesammelt und auf ihren Gehalt an radioaktivem Cäsium (Cäsium-137) gemessen werden.
„Wer Wildpilze aus dem Handel kauft, muss sich über radioaktives Cäsium keine Gedanken machen. Hier gilt ein Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse“, betonte Inge Paulini, Präsidentin des BfS. „Wenn man selbst Pilze sammelt, lohnt es sich aber, genauer hinzusehen. Vor allem im Bayerischen Wald oder am Alpenrand können beispielsweise Semmelstoppelpilze, Maronenröhrlinge oder Gelbstielige Trompetenpfifferlinge erhöhte Cäsium-Werte aufweisen. Eine Gesundheitsgefahr besteht beim Verzehr dieser Pilze zwar nicht, aber wer sie in der Natur stehen lässt, kann leicht eine unnötige Strahlenbelastung vermeiden. Es gibt viele andere Pilzarten, die Cäsium-137 nur in geringen Mengen anreichern.“

Neuer Pilzbericht gibt Überblick über Arten und Standorte

Wie hoch die Belastung mit Cäsium-137 ist, schwankt sehr stark je nach Pilzart und von Standort zu Standort. Messwerte von über 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse wurden in den letzten drei Jahren bei Semmelstoppelpilzen, Rotbraunen Semmelstoppelpilzen, verschiedenen Schnecklingsarten, Maronenröhrlingen, Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen, Seidigen Ritterlingen und Reifpilzen festgestellt.

Im Jahr 2019 wiesen insbesondere Semmelstoppelpilze am nördlichen Rand des Nationalparks Bayerischer Wald Spitzenwerte von über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse auf. Ob sich diese unerwartet hohen Messwerte auch dieses Jahr bestätigen und welche Ursachen hierfür verantwortlich sind, untersucht das BfS im Rahmen der diesjährigen Messkampagnen.

Das BfS rät Pilzsammlern und -sammlerinnen in den höher belasteten Gebieten Deutschlands, wie etwa dem Bayerischen Wald oder dem Alpenrand, sich über die radioaktive Belastung von Wildpilzen zu informieren. In diesen Gebieten trat nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl während des Durchzugs der radioaktiven Luftmassen Anfang Mai 1986 Regen auf, der radioaktive Partikelaus der Atmosphäre auswusch. Radioaktives Cäsium kann von Wildpilzen aus Waldböden leicht aufgenommen werden.

Dennoch muss niemand negative gesundheitliche Folgen aufgrund der Radioaktivität befürchten, wenn selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen gegessen werden (etwa bis 250 Gramm pro Woche). Als grundsätzlich unbedenklich im Hinblick auf ihren Radioaktivitätsgehalt gelten übrigens unter anderem Birnenstäubling, Blutender Waldchampignon, Mönchskopf, Riesenporling und Schopftintling. Auch angebaute Pilze wie gezüchtete Austernseitlinge oder Zuchtchampignons sind nur sehr gering radioaktiv belastet und können bedenkenlos gegessen werden.

Das BfS untersucht die radioaktive Belastung wildwachsender Speisepilze im Süden Deutschlands seit 2005 und veröffentlicht die Ergebnisse jährlich. Die Proben werden an typischen Waldstandorten im Großraum München, aber auch an den besonders stark betroffenen Gebieten im Bayerischen Wald und im Berchtesgadener Land gesammelt, die häufig von Pilzsammlern aufgesucht werden. Das BfS arbeitet dabei eng mit Pilzfachleuten zusammen, um sicherzustellen, dass möglichst viele unterschiedliche Pilzarten bei der Untersuchung erfasst werden. Die Pilzproben werden im Labor getrocknet, gemahlen und mit Germanium-Detektoren unter anderem auf ihren Cäsium-Gehalt untersucht.

Der aktuelle Pilzbericht findet sich online.

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