viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Strohballen statt Beton – Mönche bauen nachhaltiges Gästehaus

Die Benediktinerabtei Plankstetten errichtet derzeit ein dreigeschossiges strohgedämmtes Mehrzweckgebäude. Bildschirmfoto von der Webcam der Gesamtanlage, rechts das im Bau befindliche strohgedämmtte Mehrzweckgebäude.

Kassel 06.04.2021 Gastbeitrag von Ursula Wöll Der Klimawandel ist allgegenwärtig und wirksame Maßnahmen werden diskutiert. Neben einer Energieerzeugung mit Windkraft und Sonnenenergie und einer Verkehrswende hat das Bauen einen gewichtigen Anteil an einer umweltfreundlichen oder -zerstörerischen Umweltbilanz.  Das Bauen mit Beton gerät inzwischen wegen seiner verheerenden Umweltbilanz immer stärker in die Kritik. Ausgerechnet die Mönche der Benediktinerabtei Plankstetten werden nun Vorreiter im nachhaltigen Bauen. Ihr dreigeschossiger Neubau eines Gästehauses mit integriertem Kindergarten und Pfarrbüro besteht aus Strohballen in Fichtenholzständern, die innenseitig mit Lehm verputzt sind.

Verantwortung für die Natur

Das Kloster Plankstetten liegt landschaftlich schön nahe dem Altmühltal. Es besteht an die 900 Jahre und vereint romanische mit barocken Stilelementen. Nun verwendet es Stroh, Holz und Lehm als Baustoffe, die von eigenen Ländereien und Wäldern rund um die Abtei stammen. In ökologischer Hinsicht sind die Mönche damit beispielhaft für eine künftige Entwicklung. Sie verarbeiten nachhaltige Materialien mit moderner Maschinentechnik. Der Rohbau ihres neuen Gästehauses aus Strohballen in Holzständern steht bereits. Mit seinen 30 Zimmern, einem Kindergarten zu ebener Erde und dem Pfarramt ist der dreistöckige Bau 60 m lang, 10 m breit und 10 m hoch.

Außenwand-Konstruktion mit Tragwerk aus Fichtenständern und  einer Wandauskleidung mit gepresstem Stroh in vorgefertigter Elementbauweise. Foto Lorenz Märtl

In Amerika wurden neue Gebäude aus Stroh um 1890 ‚erfunden‘. In Deutschland und Frankreich werden sie nun langsam zu einem Trend. Noch gibt es hier gerade erst an die 1.000 Strohballen-Häuser. Das bislang größte ist das ebenfalls dreigeschossige im Ökodorf Sieben-Linden in Sachsen-Anhalt. Es wird nun bald von demjenigen im bayrischen Benediktinerkloster Plankstetten getoppt werden. Die Mönche wollen ‚Gottes Schöpfung‘ bewahren. Bereits heute hinterlassen sie einen relativ kleinen ‚ökologischen Fußabdruck‘. Sie bauen etwa Bio-Lebensmittel ohne Gift an und vertreiben diese auch in einem Laden. Sie versorgen das Kloster durch eine Solaranlage und eine Hackschnitzelheizung mit Energie. Nun kommt noch der beispielhafte Hausbau aus nachwachsenden Rohstoffen hinzu. Da diese regional verfügbar sind, gibt es keine langen Transportwege. Außerdem sorgen natürliche Baustoffe für ein sehr angenehmes Raumklima und können irgendwann später einmal völlig ohne Abfälle entsorgt werden.

Bauen mit Beton emittiert viel Treibgas

Für 6 bis 8 % der weltweiten CO2-Emissionen ist die Betonproduktion verantwortlich. Das ist eine dreifach größere Menge als diejenige, mit der die Luft durch den weltweiten Luftverkehr verschmutzt wird. Damit steht die Betonherstellung als Umweltsünderin direkt hinter Kohle, Öl und Gas. Hinzu kommt, dass die drei Bestandteile des Betons – Sand, Wasser und Zement – immer knapper werden. Vor allem mangelt es zunehmend an Sand, da der Wüstensand wegen der glatten Oberfläche seiner Körnchen nicht tauglich ist. Immer problematischer wird auch, dass ein Zehntel des globalen industriellen Wasserverbrauchs auf das Konto der Betonindustrie geht. Am meisten schadet aber die Produktion des Zements der Umwelt, und zwar nicht nur durch die hohen Temperaturen von 1450 Grad bei der Kalkschmelze. Der in ihm gebundene Kohlenstoff CO2 wird dabei freigesetzt. Im Jahr 2017 wurden 4,1 Milliarden Tonnen Zement produziert, da kommt also eine riesige Menge zusammen.

Plankstetten muss Schule machen

Am meisten Beton wird mittlerweile in China verbaut, das einen Bauboom durchmacht. Peking sollte von Plankstetten lernen, denn auch in China gibt es genug Stroh, Holz und Lehm. Das Kloster hat ja den Strohballenbau nicht patentiert, es will seine Verbreitung gerne fördern. Es ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen und in der UPSTRAW, die den Strohballenbau auf europäischer Ebene vorantreibt. Fachleute aus China würde es als Besucher sicher gern empfangen. Und in dem neuen, dann fertiggestellten Strohballen-Gästehaus mit dem guten Raumklima einquartieren. Auch solche aus Hessen wären sicher willkommen, da in diesem Bundesland offenbar nur einige Strohballenhäuser existieren.

Sie könnten dabei zusehen, wie eine technisch entwickelte Maschine die von den Feldern kommenden Großballen auseinanderzerrt und das Stroh zu Kleinballen verschiedener Größe presst. Und zwar so stark presst, dass sich weder Mäuse gemütlich in den Wänden einrichten können noch der Schimmel. Stroh wird so zum normalen Baustoff, der seit 2006 in Deutschland amtlich anerkannt ist. Er ist nämlich derart verdichtet auch nicht feuergefährlicher als andere Materialien. Aus Übervorsicht sind die Treppenaufgänge des Gästehauses aus Beton. Auch das Fundament des Hauses ‚St. Wunibald‘ – so tauften es die Mönche – ist natürlich aus Beton, wegen der aufsteigenden Feuchtigkeit.

Die  Mönche wollen Beispiel für andere sein. Sie definieren Nachhaltigkeit als „die Verpflichtung der gesamten Gesellschaft, Verantwortung für gegenwärtige Probleme wie Klimawandel und Ressourcenverknappung zu übernehmen anstatt sie kommenden Generationen zu überlassen“. Wenn die Pandemie gezügelt ist, nimmt das Kloster wieder Gäste auf, und zwar auch Nichtkatholiken jeder Couleur. Die werden dann Mundpropaganda für das Strohballenhaus machen, die so beginnen könnte: „Denk mal, ich hab‘ in einem Strohhaus gewohnt. Das war schön verputzt, so dass es wie eines aus Beton aussah!“

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