Am 29. und 30. Januar 2025 Hochschulerkundung

25.12.2024 (pm/red) Schüler haben während der Hochschulerkundungstage Möglichkeiten, sich umfassend über das Studienangebot der Philipps-Universität zu informieren und ins Gespräch mit Lehrenden und Studierenden zu kommen. Am 29. und 30. Januar 2025 werden Informationsveranstaltungen zu …

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Schlechte Bedingungen, niedrige Löhne und prekäre Perspektiven: Neue Studie zu Ausbildung und Arbeit von Geflüchteten

Kassel 04.05.2021 (pm)  In den letzten Jahren dominierten Erfolgsmeldungen über die Erwerbsarbeit von Geflüchteten die öffentliche Debatte. Eine bis zum Beginn der Corona-Pandemie stetig steigende Beschäftigungsquote galt als Ausweis einer gelungenen Integration in den Arbeitsmarkt. Eine neue Studie des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) stellt diese Perspektiven nun grundlegend in Frage: Ausgehend von umfangreichen Untersuchungen in der Fleischindustrie, dem Online-Versandhandel, dem Gesundheitswesen sowie der Metall- und Elektroindustrie verweist sie auf in vielen Fällen hochgradig belastende Arbeitsbedingungen, eine schlechte Entlohnung sowie oftmals sehr unsichere Beschäftigungsverhältnisse.

Aus dem am SOFI durchgeführten Forschungsprojekt „Refugees@work. Perspektiven der betrieblichen Integration von Flüchtlingen in Niedersachsen“ ist ein Working Paper erschienen, das wesentliche Forschungsergebnisse zusammenfasst und die Erwerbsarbeit von Geflüchteten in neuem Licht erscheinen lässt. Die Studie stellt vor, wie prekär und problematisch diese für viele Zugewanderte ist: „In der bisherigen Forschung werden die konkreten Bedingungen unter denen Geflüchtete tätig sind, selten thematisiert. Stattdessen gibt es eine starke Fokussierung auf Erwerbsquoten. Unser Projekt hat mit der Durchführung intensiver Betriebsfallstudien einen anderen Schwerpunkt gesetzt und problematisiert auf dieser Grundlage die gängigen Erfolgserzählungen“, betont Dr. Felix Bluhm, der gemeinsam mit seinen Projektkollegen Dr. Peter Birke und M. A. Thomas Stieber an der Untersuchung beteiligt war.

Sein Teamkollege Dr. Peter Birke konstatiert: „In der Tat ist die Bereitschaft vieler Geflüchteter hoch, eine Erwerbsarbeit aufzunehmen. Zugleich sind Geflüchtete jedoch vor allem in Branchen beschäftigt, in denen Arbeitsbedingungen problematisch erscheinen und im Schnitt niedrige Löhne und Gehälter gezahlt werden. In den von uns untersuchten Branchen finden sich zudem vielfach prekäre Beschäftigungsverhältnisse.“

Auch Thomas Stieber ergänzt als Projektmitarbeiter: „Bei vielen der von uns interviewten Geflüchteten handelt es sich um hochqualifizierte Personen, die Tätigkeiten nachgehen, die bestenfalls als angelernt gelten. Dies weist darauf hin, dass eine Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Kenntnissen nur mit einem hohen Zeitaufwand und viel Geduld zu erreichen ist.“

„Die Interviewten berichten von einer mehrfachen Prekarität“, fährt Birke fort: „Eine oft unsichere Aufenthaltssituation wird durch prekäre Arbeits-, Unterbringungs- und Lebensverhältnisse ergänzt. Der Gesetzgeber hat zu dieser Entwicklung beigetragen, indem er den legalen Aufenthalt an eine umfassende Arbeitsbereitschaft von Geflüchteten geknüpft hat. Nach unseren Beobachtungen entsteht auf dieser Grundlage ein Zielkonflikt zwischen Spracherwerb, Ausbildung und Erwerbsarbeit für die Betroffenen. Dies dürfte ein Teil der Erklärung für die vergleichsweise hohen Erwerbsquoten sein.“

Bluhm hält abschließend fest: „Häufig wird eine mangelnde gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten durch die Aufnahme von Erwerbsarbeit nicht vermindert, sondern verstärkt: Erwerbsarbeit findet oft in Konstellationen statt, die Menschen gesellschaftlich und sozial isolieren. Manche Unternehmen nutzen die Zwangslage, in der sich ein Teil der Geflüchteten befindet, um Arbeitsbedingungen zu definieren, die mitunter nicht einmal den gesetzlichen Mindestbestimmungen entsprechen.

Um eine wirkliche Verbesserung der Situation von Geflüchteten zu erreichen, wären Veränderungen auf verschiedenen Ebenen erforderlich: Zum einen sind die allgemeinen Bedingungen in den Branchen, in denen Geflüchtete schwerpunktmäßig Beschäftigung finden, hochproblematisch. Hier bedarf es eines grundlegenden Wandels. Zum anderen ist die Schaffung von sicheren, nicht an Arbeit gekoppelten Aufenthaltsperspektiven unerlässlich.“

Die Ergebnisse des vom Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) finanzierten Projekts „Refugees@work“ sind als Working Paper mit dem Titel „Hinter den Kulissen des Erfolgs: Eine qualitative Studie zu Ausbildung und Erwerbsarbeit von Geflüchteten“ erschienen.

—>Die Publikation steht als kostenfreier Download zu Verfügung. 

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