„Die Crux mit dir“ in Willingshausen – Besuch und Beistand beim Ausstellungsabbau
Kassel 29.05.2021 (yb) Dass die Corona-Restriktionen gerade das Kulturleben allerorten nachhaltig einschränken muß nicht betont werden. Dass es Martha Frieda Friedel als 51. Stipendiatin im Rahmen des „Künstlerstipendium Willingshausen“ besonders drastisch getroffen hat, lässt sich keinesfalls alleine mit der Corona-Pandemie begründen und bemänteln. Im Gegenteil, die junge Künstlerin aus Kassel hat viele Einschränkungen, wie verunmöglichte Kontaktaufnahmen zu Menschen vor Ort, hingenommen und nach Kräften das Beste aus ihrem dreimonatigem Stipendium in Willingshausen zu machen versucht. Zu ihrer vieldeutig betitelten und bestens inszenierten Ausstellung „Die Crux mit dir“ in der Kunsthalle Willingshausen blieben bis zum 27. Mai als letzten Tag die Türen 9 Wochen lang verschlossen.
Soviel „Künstlerpech“ in Corona-Zeiten war für Bernhard Balkenhol als Stipendiums-Kurator nicht hinnehmbar. Er kümmerte sich und besorgte Fördermittel für eine Videodokumentation der Ausstellung. So konnte die Künstlerin am Tag des Abbaus der Ausstellung mitteilen, dass der fertiggestellte Videofilm sie soeben erreicht habe. Immerhin, könnte Mensch denken, Ende gut alles gut. Wenn die Verantwortlichen in Willingshausen dem Kurator und der Künstlerin nicht so übel und kaltschnäuzig mitgespielt hätten. Angesichts vieler Befremdlichkeiten und Zumutungen hatte die Künstlerin KunstfreundInnen aus dem Dorf zum Stelldichein und Abbau am letzten Tag eingeladen. Wohlweislich, wie sich zeigen sollte.
Attacken und Machenschaften im Malerdorf
Gegen persönliche Angriffe und Diffamierung in der Lokalpresse hatte sich Kurator Balkenhol bereits vor einigen Monaten zur Wehr setzen müssen. Ein „Schwälmer Kunstexperte“ war sich nicht zu schade unsachliche und falsche Anschuldigungen zu erheben, eine Leserbriefschreiberin sekundierte wie bestellt. Nach 15 Jahren engagierter und erfolgreicher Kuratorentätigkeit wurde Balkenhol mit Schmutz beworfen und musste dies in der Lokalpresse abwehren und richtig stellen. Den gebotenen Beistand verweigerte Bürgermeister Heinrich Vesper auf Anfrage, inzwischen seit 24 Jahren im Amt offenbar abgestumpft. Fehlanzeige auch bei den bezahlten MitarbeiterInnen der Willingshausen Touristik, die zuallererst sich an die Seite des Kurators hätten stellen müssen. Das nicht nachlassende Hochhalten der Kunstfreiheit und Offenheit als wesentliche Grundlage des seit 1996 federführend von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen zweimal jährlich vergebenen Stipendiums wurde dem Kurator Balkenhol verübelt.
Mittendrin agieren zunehmend selbstherrlich die Eheleute Becker-Dippel als bezahlte Beschäftigte der Willingshausen Touristik. Sie sind Vermieter des „Hirtenhaus“ als bisher alleiniges Domizil der StipendiatInnen. Seit 25 Jahren Vermietung zwei Mal jährlich für drei Monate lassen das Paar erhebliche Nutznießer und Profiteure des Stipendiums sein. Zum Jahresanfang 2020 hatte Bürgermeister Vesper es dann für richtig befunden Ulrike Becker-Dippel auch noch als Geschäftsführerin anzustellen, gemeinsam mit Helena Hergert, Mitarbeiterin in der Gemeindeverwaltung.
Hintergrund „Handicap“ § 37 Hessische Gemeindeordnung
Nicht genug für die inzwischen 68jährige Malermeisterin Becker-Dippel, sie kandidierte auf der Liste der SPD für das Gemeindeparlament Willingshausen bei der Kommunalwahl im März 2021 und wurde gewählt. Erfolglos blieb die Kandidatur ihres Ehemannes Paul Dippel auf der Liste der CDU. Erst der Hinweis aus der Bürgerschaft auf die Hessische Gemeindeordnung an den Bürgermeister und den Leiter des Wahlprüfungsausschuss offenbarte gesetzliche Hinderungsgründe. Becker-Dippel musste die vertragliche Tätigkeit als Geschäftsführerin aufheben lassen, um als Gemeindevertreterin tätig werden zu können. Sie wolle und werde künftig weiter ehrenamtlich tätig sein, teilte sie vor einigen Wochen in der öffentlichen Sitzung des neuen Gemeindeparlaments mit.
Die Künstlerin sollte die Kunsthalle zurückstreichen
Da es wegen Lockdown keine Ausstellungseröffnung geben konnte, war eine Finissage angedacht. Künstlerin und Kurator als Verfügungsmasse – ohne jegliche Absprache mit ihnen wurde aus Willingshausen ein Termin verordnet, den der Lockdown verhinderte. Dass solches Gebahren befremdet und übel aufstoßen muß, kann nicht verwundern.
Zum Abbau wurde dann der Künstlerin schließlich mitgeteilt sie müsse ihr raumbeherrschendes Wandbild in der Kunsthalle selbst zurückstreichen. Das veranlasste sie zu einem Hilferuf. Irgendwie kam man in Willingshausen gerade noch zur Besinnung, nachdem der Kurator weiße Wandfarbe, Pinsel und Malerwerkzeuge bestellt hatte. Diese dreiste Zumutung war damit vom Tisch. Die zum Wandstreichen angefragten KunstfreundInnen wurden Besucher, in wahrhaft letzter Minute, empfangen mit Bittermiene von den zwei Damen des Hauses.
Nach kurzem Rundgang mit Betrachtungen und einigen Erinnerungsfotos konnte und mußte abgebaut werden. Finis ohne einen einzigen Öffnungstag und Finissage. Unfreundlich und abweisend machte Geschäftsführerin Hergert Druck mit Verweis auf die Uhrzeit. Zuvor hatte sie zwei Mal nachdrücklich gebeten werden müssen ihren in der Hofzufahrt blockierend geparkten PKW bitte wegzufahren.
Nachdem der Video-Monitor abgeschraubt, die Bilder abgehängt und die Kunsthalle damit geräumt war, nahm im Hof Kurator Bernhard Balkenhol ein Manuskript in die Hand. Wenn die Ausstellung schon ohne Besucher geblieben war, eine Laudatio im kleinen Kreis war ihm angelegen. Dazu die gute Nachricht für Martha Frieda Friedel, dass sie in diesem Jahr den Kulturpreis der Stadt Kassel erhalten wird, Ausstellung im Kunstverein Kassel inbegriffen. Die Rückschau auf 15jährige Kuratorentätigkeit informierte über Vorauswahl und Vorschlag von fünf möglichen StipendiatInnen, dann die Begleitung der von einem Gremium ausgewählten jährlich zwei jungen Künstlerinnen und Künstler, über die Ausstellung bis hin zu einem je eigenen Katalog. Auch für ein abschließendes Gläschen Cidre zum Anstoßen war gesorgt worden.
Wer gedacht oder gar erwartet hatte, dass zumindest einige Worte des Dankes kommen würden für die langjährige Tätigkeit des Kurators von einer der Mitarbeiterinnen, wurde enttäuscht. Auch die Stipendiatin ließen sie wortlos und grußlos stehen. Eine Crux eben in Willingshausen.
—> „Ungehaltene Rede“ zur Ausstellung M.F. Friedel „Die Crux mit dir“ Teil I Laudatio
—>Beitrag Die Crux mit Willingshausen: Anmaßungen und Zumutungebn im Malerdorf