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Studie – Kein positiver Wachstumseffekt von Steuersenkungen für Unternehmens feststellbar

Kassel 01.06.2021 (pm) Mit Steuersenkungen die Wirtschaft ankurbeln – mit diesem Versprechen wird auch im aktuellen Bundestagswahlkampf wieder geworben. Doch die große Rolle, die Unternehmenssteuern in der wirtschaftspolitischen Debatte spielen, ist wissenschaftlich nicht gedeckt. Bei systematischer Analyse der Forschungslage lässt sich kein positiver Effekt von reduzierten Unternehmenssteuern auf das Wirtschaftswachstum feststellen.

Das ergibt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung und des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

Fazit der Forscher: Steuernachlässe für Unternehmen mögen den internationalen Steuerwettbewerb stimuliert haben, das Wachstum aber eher nicht.

Für ihre Meta-Studie haben Dr. Sebastian Gechert vom IMK und Dr. Philipp Heimberger vom wiiw die internationale empirische Literatur zum Thema – insgesamt 42 Studien mit 441 Schätzungen – ausgewertet. Das Ergebnis: Nennenswerte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sind nicht zu erwarten.

Die ausgewerteten Studien kämen zu widersprüchlichen Befunden, schreiben die Wissenschaftler. Zum Teil werde ein negativer Effekt von Unternehmenssteuern auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts festgestellt, zum Teil ein positiver, zum Teil gar keiner.

Wenn man den einfachen Durchschnitt der Ergebnisse als Maßstab nimmt, wirkt sich die Besteuerung von Unternehmenseinkommen moderat negativ aus. Eine Senkung des Steuersatzes um zehn Prozentpunkte würde demnach das jährliche Wirtschaftswachstum um 0,2 Prozentpunkte erhöhen. Allerdings gehört es zum methodischen Standard bei Meta-Analysen, die Forschungsliteratur auf gewisse Unwuchten zu prüfen, die mit der Logik von Publikationsprozessen zusammenhängen, erklären Gechert und Heimberger.

So sei davon auszugehen, dass sowohl die Autoren als auch die Herausgeber von Fachzeitschriften eher dazu neigen, Studien mit statistisch signifikanten Ergebnissen zu veröffentlichen. Untersuchungen, die keine messbaren Effekte nachweisen können, hätten also geringere Chancen, publik zu werden. Zudem dürften diejenigen Studien bevorzugt werden, deren Befunde sich mit den vorherrschenden theoretischen Überlegungen decken.

Tatsächlich können die Ökonomen nachweisen, dass bei den ausgewerteten Studien die Verteilung der Ergebnisse nicht die Form aufweist, die statistisch bei einer unvoreingenommenen Auswahl zu erwarten wäre, dass der Stand der Forschung also verzerrt ist. Wenn man diese Verzerrung herausrechnet, bleibt von dem moderaten Zusammenhang zwischen Unternehmenssteuern und Wachstum nichts übrig.

Dabei haben Gechert und Heimberger auch analysiert, welche Faktoren die Unterschiede in den gemessenen Effekten erklären. Unter anderem kommen neuere Studien eher zu dem Ergebnis, dass Unternehmenssteuersenkungen wenig fürs Wachstum bringen. Zudem fallen die Ergebnisse etwas optimistischer aus, wenn im Zuge einer Unternehmenssteuersenkung zumindest die Staatsausgaben konstant gehalten werden, und nicht gleichzeitig noch gekürzt werden.

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