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Enorme Leistungsdefizite: Distanzunterricht genauso effektiv wie Sommerferien

Kassel 22.06.2021 (wm) Wie effektiv lernen Kinder und Jugendliche beim häuslichen Distanzunterricht? Diese Frage wird nicht nur unter Fachleuten intensiv diskutiert. Eine Studie aus der Pädagogischen Psychologie an der Goethe-Universität gibt für das Frühjahr 2020 eine ernüchternde Antwort. Später scheint sich die Situation etwas verbessert zu haben. Trotz der vielfältigen Bemühungen, den Schulbetrieb durch Distanzunterricht und Online-Angebote während der coronabedingten Schulschließungen so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, sind bei vielen Schülerinnen und Schülern enorme Leistungsdefizite entstanden.

Dies zeigt eine Studie aus der Pädagogischen Psychologie an der Goethe-Universität. Forscherinnen und Forscher haben in einem systematischen Review belastbare Antworten hierzu publiziert. Bei diesem systematischen Review wurden mit wissenschaftlichen Datenbanken weltweit jene Studien identifiziert, in denen die Auswirkungen der coronabedingten Schulschließungen auf die Leistungen und Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern berechnet wurden.

„Wir haben nur forschungsmethodisch hochwertige Publikationen berücksichtigt, die eindeutige Rückschlüsse auf die Wirkung coronabedingter Schulschließungen auf den Kompetenzerwerb von Schülerinnen und Schülern erlauben und geeignete Tests zur Leistungs- oder Kompetenzmessung einsetzten“, erklärt Prof. Dr. Andreas Frey, der an der Goethe-Universität Pädagogische Psychologie mit Schwerpunkt Beratung, Diagnostik und Evaluation lehrt und einer der Verfasser der Studie ist. Dabei habe sich gezeigt, dass der Kompetenzerwerb während der Schulschließungen im Vergleich zu Präsenzbedingungen deutlich geringer ausfiel.

„Die durchschnittliche Kompetenzentwicklung während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 ist als Stagnation mit Tendenz zu Kompetenzeinbußen zu bezeichnen und liegt damit im Bereich der Effekte von Sommerferien“, sagt Frey. Besonders stark zu beobachten seien Kompetenzeinbußen bei Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Elternhäusern. „Hiermit sind die bisherigen Vermutungen durch empirische Evidenz belegt: Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich während der ersten coronabedingten Schulschließungen noch weiter geöffnet“, schlussfolgert Frey.

Allerdings gebe es auch erste Anhaltspunkte dafür, dass die Effekte der späteren Schulschließungen ab Winter 2020/21 nicht zwangsläufig ebenso drastisch ausfallen müssen. Inzwischen habe sich die Online-Lehre vielerorts verbessert, dies scheint die negativen Effekte abfedern zu können.

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