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Umfrage: Rückhalt für die Ziele der Energie- und Verkehrswende, aber zu wenig Tempo

22.07.2021 (pm/red) Was bewegt die deutsche Bevölkerung bei der Energie- und Verkehrswende? Fast 80 Prozent der Teilnehmenden sehen die Transformationen als Gemeinschaftsaufgabe, bei der jeder Mensch einen Beitrag zum Gelingen leisten sollte. Mehr als die Hälfte der Menschen beschreibt die Umsetzung der Energiewende jedoch als teuer oder bürgerfern und wünscht sich mehr Tempo. Das zeigt jetzt eine repräsentative Befragung im Rahmen des Kopernikus-Projekts Ariadne.

Thema: Energie- und Verkehrswende und Klimaziele
Nicht erst seit Beginn des Wahlkampfs sind die Klimaziele und die soziale Ausgestaltung der Energie- und Verkehrswende ein immer stärker diskutiertes Thema. Mit dem Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer, das von einem Team des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Zusammenarbeit mit forsa durchgeführt wurde, werden Wahrnehmung und Einstellung der deutschen Bevölkerung zum Ausbau Erneuerbarer Energien und erstmals auch zur klimafreundlichen Mobilität untersucht.

Energieverbrauch senken, Steuern auf umweltschädliche Produkte?
Grundsätzlich erkennen die Menschen die Notwendigkeit der Energiewende an und sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, um Klimaziele zu erreichen – dies zeigt die repräsentative Befragung. So befürworten 73 Prozent das energiepolitische Ziel, den Energieverbrauch in Haushalten zu reduzieren und mehr als ein Drittel wäre grundsätzlich bereit, für den Klimaschutz höhere Steuern auf umweltschädliche Produkte zu akzeptieren. Ein wesentlicher Bremsklotz der Energiewende ist für mehr als ein Drittel die Bürokratie, und mehr als die Hälfte nimmt die Verteilung der Kosten und Nutzen energiepolitischer Maßnahmen besonders zwischen Privatpersonen und Unternehmen als ungerecht wahr.

Zustimmung zu Technologien für Erneuerbare Energien
Gefragt nach konkreten Klimaschutz-Instrumenten zeigt sich, dass Technologien für Erneuerbare Energien von einer großen Mehrheit unterstützt werden, von Solar- und Windenergie über Wasserstoff bis hin zur Nutzung von Biomasse. So befürworten zum Beispiel 90 Prozent der Befragten den Ausbau von Solaranlagen auf Hausdächern. Ein Großteil der Befragten kann sich eine aktive Beteiligung an der Energiewende vorstellen:

Bereitschaft zur Selbstbeteiligung
Das Interesse an einem individuellen Engagement reicht von der Ökostrom-Nutzung bis hin zu einer Beteiligung an Erneuerbaren-Energien-Anlagen, die sich in Bürgerhand befinden. Die Anschaffung eines Elektro-Autos können sich 47 Prozent vorstellen. Zudem gibt die Hälfte der Befragten an, mehr Wege zu Fuß oder auf dem Rad zurücklegen zu wollen.

Ja zum öffentlichen Nahverkehr und Tempolimit
Der Wandel soll aber bezahlbar bleiben und auf Mobilität will keiner verzichten. So lehnt etwa die Hälfte eine Maut für PKW oder höhere Parkgebühren ab und für rund ein Viertel müsste der öffentliche Nahverkehr besser und günstiger werden, damit sie auf kürzere Fahrten mit dem Auto verzichten. Gleichzeitig befürworten über die Hälfte der Befragten eine Abschaffung des Steuervorteils für Dieselkraftstoffe und ein Tempolimit auf Autobahnen.

Kostenbeteiligung für Verursacher
Wichtig ist den Bürgerinnen und Bürgern auch, die gesellschaftlichen Auswirkungen im Blick zu behalten, damit vor allem sozial Schwache vor zu hoher Belastung geschützt und Verursacher stärker in die Verantwortung genommen werden. Fast die Hälfte findet, dass die Kosten der Energiewende zwischen den unterschiedlichen Einkommensgruppen ungerecht verteilt sind.

Bürgerbeteiligung und soziale Fairness und Gerechtigkeit
„Bei allen gegebenen Ambivalenzen und Unzufriedenheiten: Dass die Menschen in Deutschland die Notwendigkeit der Energiewende bejahen, notwendige Schritte auch mittragen wollen und bereit sind, Belastungen in Maßen zu akzeptieren, sind positive Zeichen, die von der Politik jetzt auch als Ermutigung für einen effektiven Klimaschutz gesehen werden können“, sagt Ortwin Renn vom IASS. „Die Energiewende kann nur zusammen mit der Gesellschaft gelingen. Für den Erfolg der Energie- und Verkehrswende gilt es dabei nicht nur motivierende Formen der Bürgerbeteiligung einzuplanen, sondern auch soziale Fairness und Gerechtigkeit, Augenmaß und Verhältnismäßigkeit im Blick zu behalten.“

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