Ehrenmal in Karlsaue aller Kriegsopfer: Gedenkstätte in Kassel nach umfangreicher Instandsetzung eröffnet
13.09.2021 (pm) Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn das Ehrenmal in der Kasseler Karlsaue offiziell wieder für den Besuchsverkehr eröffnet. Im Zusammenhang mit der Instandsetzung des Auehangs als nordwestliche Begrenzung der Karlsaue stellt das Ehrenmal einen zentralen Bauabschnitt dar. Es handelt sich hierbei um einen in den 1920er Jahren zu einer Gedenkstätte für die Toten des Ersten Weltkrieges umgestalteten, im frühen 18. Jh. nach italienischem Vorbild angelegten Terrassengarten, der hauptsächlich aus Natursteinmauerwerk erstellt wurde. Im August 2020 wurden die Bauarbeiten nach fast zweijähriger Instandsetzung erfolgreich abgeschlossen. Das Ehrenmal wurde kurz danach beschädigt, musste gereinigt und konnte jetzt wiedereröffnet werden.
»Das Ehrenmal in der Karlsaue wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach umgebaut, umgedeutet, beschädigt. Eine Auseinandersetzung mit diesem Denkmal ist wichtig, um die Debatte in der Gesellschaft zu führen über den Umgang mit der Erinnerung an die Gefallenen der Weltkriege«, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. »Zur Erinnerungskultur gehört der Diskurs, gehören gleichermaßen Gedenken und Trauer sowie das Bewusstsein für die Verbrechen in diesen Kriegen. Unter den Gefallenen, die das Ehrenmal ehrt, sind aller Wahrscheinlichkeit nach Menschen, die solche Verbrechen begangen haben. Seit 1985 erinnert aber auch eine Tafel an verfolgte Deserteure, derer an solchen Orten sonst sehr selten ausdrücklich gedacht wird. Denn Geschichte besteht nicht nur aus Licht und Dunkelheit. Und nur, wenn wir aus ihr lernen, können wir eine bessere, eine friedliche Zukunft gestalten. Es freut mich deshalb sehr, dass Besucherinnen und Besuchern jetzt wieder die Möglichkeit haben, die Stufen zu diesem Bauwerk zu erklimmen und sich damit auseinanderzusetzen.«
Bei der Instandsetzung des Ehrenmals wurden die aus den beiden Weltkriegen stammenden Gedenktafeln nur gereinigt und die von den Nationalsozialisten zugeschüttete Skulptur »Der Gefallene« wieder freigestellt. Für die differenzierte Vermittlung der Geschichte des Denkmals konnte die MHK den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. als kompetenten Partner gewinnen.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Loretana de Libero, Mitglied im Bundesvorstand des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Prof. Dr. Andreas Hedwig, Leitung des Hessischen Landesarchivs in Marburg und Prof. Dr. Martin Eberle, Direktor der MHK, war sich die Ministerin einig, dass eine fundierte Vermittlungsarbeit um die historische Bedeutung des Ehrenmals als Gedenkstätte zukünftig im Mittelpunkt des Umgangs mit dem Ehrenmal stehen sollte.
Die Bauarbeiten waren Teil einer umfassenden Maßnahme zur Instandsetzung des Auehangs mit Ehrenmal, Rosenhang und Gustav-Mahler-Treppe. Baubeginn am Ehrenmal war im Oktober 2018. Die Baukosten blieben dabei noch unter dem Kostenrahmen von 3 Millionen Euro.
Neben einer Restaurierung der Mauern im Terrassengarten und der Treppenanlage, Metallbauarbeiten an den Geländern sowie einer Herstellung der Außenanlagen wurden bei der statischen Instandsetzung der Stützmauern in der Ehrenhalle in Vergessenheit geratene Katakomben wiederentdeckt, die weit in den Hang unter der Straße »Schöne Aussicht« hineinragen. Eine zukünftige Aufgabe soll sein, die ursprüngliche Funktion und Nutzung zu erforschen.