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Otto-Ubbelohde-Preis: Neue Facetten für den Begriff Heimat

02.11.2021 (pm)  Drei ganz unterschiedliche und innovative Ansätze zur Vermittlung von Brauchtum und Geschichte hat aktuell der Landkreis Marburg-Biedenkopf mit seiner höchsten Kulturauszeichnung, dem Otto-Ubbelohde-Preis, belohnt. Der mit je 1.000 Euro dotierte Preis ging an die Fotografin Anna Scheidemann aus Marburg, den Trachtenspezialisten Klaus-Peter Fett, bekannt als Kunstfigur „s’Anna“, aus Wollmar und den Verein „Amöneburg 13Hundert“ wird von der Kreisverwaltung mitgeteilt.

Die Jury hatte die Preisträger aus insgesamt 64 Bewerbungen ausgewählt und damit Kulturschaffende gekürt, die „Altbekanntes neu erscheinen lassen“, so der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow, der die Preisträger würdigte. Festredner und Ubbelohde-Preisträger 2019 Philipp Layer versetzte das Publikum gemeinsam mit Christa Weber an der Harfe in die Welt der Märchen und machte mit seinem Vortrag von „Der Froschkönig“, den er mit Ubbelohdes Märchenzeichnungen illustrierte, deutlich, wie Märchen die Perspektive verändern und neue Wege öffnen können – ebenso wie die Kunst Ubbelohdes. Und wie die Preisträger, so Zachow. Denn dies sei der rote Faden, der alle drei Preisträger verbinde: „Sie geben dem Begriff Heimat eine neue Facette“.

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf wolle jedem Heimat sein, der sich dort wohlfühle, egal wie lange er dort schon lebe, und das spiegele sich auch in den Fotografien der aus der Ukraine stammenden Fotografin Anna Scheidemann wider, die international tätig ist, mit ihren Fotografien zum Thema Tracht aber ganz im Landkreis verwurzelt. Ihre Fotos im Stile alter Meister zeigen Männer und Frauen in Tracht – klassische Trachtenträgerinnen ebenso wie gepiercte junge Frauen oder Männer mit Tattoos. „Sie zeigen Menschen, wie sie sind, nicht, wie man sie erwartet“, betonte Zachow.

Das Spiel mit Identitäten wagt auch Klaus-Peter Fett seit vielen Jahren. Er war über 20 Jahre Vorsitzender der Trachtengruppe Wollmar und ist Vorsitzender des dortigen Gesangvereins. Weitere Wirkungsfelder sind die Hessische Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege oder die Volkskunstgilde. Vor allem aber vermittelt Fett Traditionen an junge Menschen, damit diese sie fortführen können. Und das gelingt ihm auch durch seine Verkörperung der Figur „s‘ Anna“, in deren Rolle er weitbekannt ist. „Mit Humor und Charme lassen Sie die Tracht in der Gegenwart ankommen“, sagte Zachow. Und Klaus-Peter Fett erinnerte in seinen Dankesworten an seine Großmütter, die ihn geprägt haben und mit ihrer direkten Art Vorbilder für „s‘ Anna“ sind.

Die Auszeichnung für den im Juni 2018 gegründeten Verein „Amöneburg 13Hundert“ sei etwas ganz Besonderes, sagte Zachow, „denn wir zeichnen im Grunde einen ganzen Ort aus.“ Der Verein, der sich für die Feier der Stadtjubiläums ambitionierte Ziele gesetzt und diese auch unter schwierigen Pandemie-Bedingungen weiter verfolgt habe, habe die ganze Stadt mit ins Boot geholt und unzählige Unterstützer. Der Verein gestalte das Jubiläum nachhaltig, so dass Geschichtsbewusstsein und Zusammenhalt auch über die Feierlichkeiten hinaus bestehen bleiben. „Sie machen aus dem Stadtjubiläum nicht nur eine Feier der Vergangenheit, sondern blicken in die Zukunft – und machen so deutlich, dass Traditionspflege nicht nur das Bewahren von Erinnerungen ist“, betonte Zachow.

In diesem Bemühen sei nicht nur die herausragende Veröffentlichung „1300 Jahre Amöneburg – Dem Himmel so nah“ entstanden, sondern auch das Projekt „Amöneburger Häuser erzählen“. Der 175 Mitglieder zählende Verein habe mit Hilfe vieler Unterstützer – lange ansässiger und zugezogener – die Heimat neu entdeckt, erzählte Carmen Gebhard im Namen des Vereins. Und dieser wolle auch in den kommenden Jahren weiter Menschen zusammenführen.

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