Untersuchung Grüner Wehr von schwimmender Plattform aus
16.11.2021 (pm) Sanierung an der Oberfläche oder auch im Kern – das ist die Frage seit Jahren am Grüner Wehr. Dass die historische Stauanlage Schäden hat, ist klar. Wie gravierend diese für die Standsicherheit sind, soll mittels Kernbohrungen untersucht werden. Das hatte das Gutachten der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „Grüner Wehr“ empfohlen. Gebohrt wird von einem großen Spezialgerät auf einer schwimmenden Plattform mitten auf der Lahn aus. Baustraßen oder andere große Eingriffe in das Lahnufer braucht es dafür nicht, wird mitgeteilt.
Das „Konzept Bauwerks- und Baugrunduntersuchung“ setzt die Empfehlungen des Gutachtens der ARGE um. Erstellt hat es ein auf Geotechnik spezialisiertes Büro in Hungen. In den kommenden Wochen wird der Vorschlag in den politischen Gremien beraten. Im Kern geht es darum, in mehreren Bohrungen entlang des 73 Meter breiten Wehrs tief in den Baukörper und auch in den Untergrund vorzudringen, auf dem erst steht. Dabei werden Proben aus verschiedenen Tiefen entnommen und dann im Labor auf Bodenart, -zustand, Korngrößenverteilung und Durchlässigkeit untersucht. Das Ziel: den Untergrund im Bereich des Grüner Wehrs sowie den baulichen Zustand der Anlage selbst zuverlässig zu bewerten.
Die gute Nachricht des neuen Konzepts: Die Bohrungen am Wehr selbst können komplett vom Wasser aus durchgeführt werden. Dazu wird das Bohrgerät samt der erforderlichen Ausrüstung auf eine Schwimmplattform gestellt, die über Seile oder Schleppanker fixiert ist. Der Ponton kann über die vorhandene Bootsrampe auf den Lahnwiesen oberhalb der Weidenhäuser Brücke zu Wasser gelassen werden. Ein großer Autokran setzt dann das Bohrgerät von der Weidenhäuser Brücke aus auf die schwimmende Plattform darunter. Von dort wird sie mit Booten weiter bis zum Wehr gezogen und in Stellung gebracht.
Geplant sind zunächst fünf Bohrpunkte, verteilt über die ganze Breite des Wehrs. Je nach Ergebnis können weitere nötig werden. An den Bohrpunkten am Wehr müssen die Decksteine ausgebaut werden. Mit Sandsäcken wird dann die jeweilige Stelle punktuell trockengelegt.
Auch unterhalb des Wehrs wird der Untergrund untersucht. Das ist mit einem kleinem Bohrgerät und einem Schreitbagger geplant. Beides sind selbstfahrende Geräte, die im Uferbereich vom Hirsefeldsteg aus zum Einsatzort fahren können. So können die Eingriffe in die Vegetation am Lahnufer minimiert werden. Lediglich unter dem Hirsefeldsteg und ca. 10 Meter oberhalb des Hirsefeldsteges wird es tiefere Rinnen geben, die mit Schotter, bzw. Kies ausgeglichen werden.
Durchgeführt werden können die Arbeiten generell nur in den Sommermonaten, wenn die Lahn am wenigsten Wasser führt. Die Kosten für die Baugrund- und Bauwerksuntersuchung sind im Konzept mit rund 120.000 Euro angegeben. Nebenkosten wie Genehmigungsgebühren oder Ingenieurleistungen kommen noch dazu.