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Rainer Dolle nach 35 Jahren Geschäftsführung von Arbeit und Bildung e.V. verabschiedet – Innovativ, politisch, streitbar und immer auf der Seite der Schwachen

Rainer Dolle, links, erhält von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die goldene Ehrennadel der Stadt Marburg anläßlich seiner Verabschiedung nach 35 Jahren bei Arbeits und Bildung e.V.  Foto Kerstin Warnecke

24.11.2021 (pm) Etwa 90 Gäste, VertreterInnen der Stadt und des Landkreises, von Sozialverbänden und Schulen und Mitarbeitende von Arbeit und Bildung e.V. waren ins Erwin-Piscator-Haus gekommen. Die offizielle Verabschiedung musste wegen Corona mehrfach verschoben werden und fand nun unter 2 G-Regelung statt. In herzlicher Stimmung unter Moderation von Franziska Knetsch und musikalischer Umrahmung von „bloddy merry“ wurde mit großem Respekt vor Rainer Dolles Lebenswerk sein unermüdliches Engagement für die Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt gewürdigt.

Seit 1981 ist Rainer Dolle unterwegs, Menschen zu unterstützen, die den Weg in den Arbeitsmarkt allein nicht finden können. Zunächst bei der VHS, wenige Jahre später als Gründungsvater, Geschäftsführer und pädagogischer Leiter des sozialen Bildungsträgers Arbeit und Bildung e.V. trat er für Jugendliche ohne Bildungsabschluss, langzeitarbeitslose Menschen, Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund, Menschen mit Behinderung oder Suchterfahrung ein, um für sie Chancen auf ein besseres Leben auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen.

Ausgezeichnet mit der goldenen Ehrennadel der Stadt Marburg
Rainer Dolle habe die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik im Landkreis mit Engagement und Kreativität geprägt, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Ihm war immer bewusst, dass Arbeit nicht nur dem Lebensunterhalt dient, sondern Ort der Begegnung und der Teilhabe für Menschen ist. So hat er als Überzeugungstäter gehandelt und immer wieder neue, innovative Ideen gehabt und dafür auch Geldgeber gefunden. Dolle konnte auch gehörig anecken, bisweilen auf die Nerven gehen, aber so hat er viel erreicht, so Spies. Dolle sei ein inspirativer und umtriebiger Kopf mit einen tiefen Respekt und einer großen Empathie vor den Menschen. „Von dieser Sorte brauchen wir mehr in unserer Gesellschaft“ fordert der OB. Als Dankeschön für sein herausragendes Engagement und Lebenswerk für die Integration von arbeitslosen und bedürftigen Menschen überreichte er Rainer Dolle die goldene Ehrennadel der Stadt Marburg.

Egon Vaupel, Vorstandsvorsitzender von Arbeit und Bildung e.V., bewundert die Fähigkeit Dolles, nachhaltig Netzwerke aufzubauen und zu pflegen. „Die Nähe zu den Menschen war Rainer Dolle besonders wichtig. Er hat auf die Zeit hochgerechnet etwa 50.000 Menschen im Rahmen zahlreicher Projekte begleitet und gefördert“, erklärt Vaupel.

Jens Mengel-Vornhagen von der PARITÄT Hessen bezeichnet Dolle, der mit seinem Marburger Verein seit 1989 Mitglied ist, als Urgestein, der als treibende Kraft die PARITÄT besonders vorangebracht habe. Der Paritätische Wohlfahrtsverband ist Dachverband der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen mit über 800 Mitgliedsorganisationen. „Dolles Erfolg ist im Vergleich schon daran zu erkennen, dass Arbeit und Bildung e.V. von allen Mitgliedsorganisationen die meisten Zuschüsse vom ESF bekommen hat“, verrät Mengel-Vornhagen. Für sein beispielloses Wirken wurde Rainer Dolle eine weitere Auszeichnung verliehen: die goldene Ehrennadel der PARITÄT.

Gerlind Jäckle, Geschäftsleiterin der Praxis GmbH und frühere Mitarbeiterin von Rainer Dolle erklärt: „In einer Branche, die lange Zeit kaum anerkannt war, hat Rainer Dolle uns Stolz und Selbstbewusstsein gelehrt. Wir wissen, was wir tun und warum. Wir müssen uns nie fragen, warum wir morgens aufstehen, denn die Arbeit, die wir tun, gibt uns einen tieferen Sinn“, so Jäckle.

Die neuen Geschäftsleiterinnen bei Arbeit und Bildung e.V. Kordula Weber und Angelika Funk gaben einen Einblick in den Arbeitsalltag von Rainer Dolle. Als kreativer, innovativer Geist und politischer Mensch habe Rainer Dolle Arbeit und Bildung e.V. ein klares Profil gegeben, immer auf der Seite der Schwachen. „Das größte Geschenk, das wir Rainer Dolle machen wollen ist, Arbeit und Bildung e.V. stabil in die Zukunft zu führen und sein Werk dabei weiterzutragen. Die Förderlandschaft hat sich verändert, die Digitalisierung ist eine große Herausforderung, der wir uns stellen“ so Weber und Funk.

Und wie sieht Dolle selbst sein Lebenswerk? „Erfolg ist immer auch eine Teamleistung. Ich hatte das Glück, genügend Leute zu treffen, die meine Ideen mittrugen und umsetzten“, sagt der Mann, der täglich 10 Stunden, aber nie am Wochenende gearbeitet hat. „Mein Glück war, dass ich rechnen konnte“, betont er. Als politisch Linker studierte er Wirtschaft und beschäftigte sich mit der Psychoanalyse. Die Kombination aus diesem Wissen gab seinem Schaffen das Fundament.

Das ganze Konzept für die pädagogische Arbeit bei Arbeit und Bildung e.V. beruhe auf einem entscheidenden Faktor, so Dolle: der Beziehung zwischen Klient und Lehrkraft. „Wissen ist aufgebläht und nicht schwer zu lernen. Aber den Zugang zu Menschen mit schwierigen Lebensläufen, mit unglücklicher Vergangenheit zu finden, Vertrauen aufzubauen, sie zu motivieren bis sie aus eigenen Stücken lernen und arbeiten wollen – das ist wirklich schwer. Ich habe Menschen eingestellt, die auch so denken. Das ist das Erfolgskonzept von Arbeit und Bildung“, so Dolle.

Die neuen Geschäftsführerinnen Angelika Funk und Kordula Weber werden auch in Zukunft in dieser Tradition von Rainer Dolle bleiben: Haltung zeigen, politisch bleiben, den Menschen im Mittelpunkt sehen.

Es geht ein Visionär, ein Urgestein, ein umtriebiger Kopf in den Ruhestand. Dass Rainer Dolle wirklich Ruhe gibt, mag keiner der Anwesenden glauben. Wir wünschen ihm viel Glück!

Rainer Dolle war Geschäftsführer und pädagogischer Leiter von Arbeit und Bildung e.V., Neue Arbeit Marburg GmbH und Verein für Bildung und Beratung e.V. und Mehrheitsgesellschafter der Praxis GmbH. Stellvertreter des Mittelhessischen Bildungsverbandes (MBV), Vertreter PARITÄT Liga der Freie Wohlfahrtspflege Hessen, Vorstandsmitglied der „LAG Arbeit in Hessen e.V.“, der „BAG Freie Wohlfahrtspflege“, von „Region Marburger Land e.V.“ und „ARFIE Europäischer Forschungs- und Bildungsverband zur Inklusion behinderter Menschen“, um nur eine Auswahl der Tätigkeiten zu nennen.

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