Frederic Matys Thursz – Die Vielschichtigkeit von Farbe
11.12.2021 (pm) Anlässlich einer großzügigen Schenkung von zwei Gemälden präsentiert die Museumslandschaft Hessen Kassel ihre kleine, aber qualitativ hochwertige Sammlung des Malers Frederic Matys Thursz, die durch eine Leihgabe aus Privatbesitz ergänzt wird, in der Neuen Galerie in Kassel. Zu sehen ist die Präsentation vom 16. Dezember 2021 bis zum 25. September 2022.
Mit der radikalen Reduktion seiner Gemälde auf Farbe und Licht gehört der marokkanisch-US-amerikanische Künstler Frederic M. Thursz (1930–1992) zu den wichtigsten Vertretern der monochromen Malerei. Während sein Frühwerk mit geometrischen Formen spielt, wendet er sich ab 1968 dem monochromen Bild zu und experimentiert mit der Wirkkraft der Farbe.
Thursz trägt in einem oft jahrelangen Werkprozess bis zu hundert Schichten Farbe auf den Bildträger auf. Er verwendet dabei unterschiedliche Farbwerte und -töne, die teilweise konträr oder komplementär sind. Durch einen hohen Bindemittelanteil wird die Lichtdurchlässigkeit der einzelnen Schichten vergrößert und eine besondere Leuchtkraft erzielt. Je nach Lichteinfall und Betrachtungsstandpunkt werden andere Farbbereiche reflektiert.
In Thursz‘ Bildern ist auch die Materialität der Farbe deutlich spürbar. Der senkrechte Malauftrag erzeugt reliefartige Strukturen und durch die zahlreichen Schichten erhalten die Gemälde ein enormes Gewicht. In seinem Spätwerk konzentriert sich der Maler auf die Farben Vermilion (Zinnoberrot), Blau (Lapislazuli) und Grün, die oftmals auf Werke der Kunstgeschichte Bezug nehmen, wie den Glasfenstern der gotischen Kathedrale von Chartres oder Matthias Grünewalds »Isenheimer Altar«.
Thursz, der 1992 auf der documenta 9 in Kassel vertreten war, steht mit seiner Malerei in einer Tradition der ungegenständlichen Kunst, die über die Farbfeldmalerei von Mark Rothko der 1950er/60er-Jahre bis auf den Suprematismus von Kasimir Malewitsch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreicht.