OB Spies schlägt Gewerbesteuersenkung für Marburg vor – Teil von Maßnahmen-Paket zur Stärkung der Wirtschaft
08.12.2021 (pm/red) Die Stadt Marburg, Produktionsstandort eines Corona-Impfstoffes, profitiert erheblich an den satten Gewinnen der Firma Biontech, wie bereits gemeldet. Es steht ein Plus aus der Gewerbesteuer für 2021 und 2022 von rund 570 Millionen Euro in Haus. Um die städtischen Finanzen ist es damit mehr als positiv bestellt. In Sachen Gewerbesteuer schlägt der Oberbürgermeister kurz nach Bekanntwerden dieses unerwarteten Geldsegens der Stadtverordnetenversammlung vor, den Hebesatz um 43 Prozentpunkte zu senken. Ab 2022 würden nach Vorschlag des OB nur noch 357 Prozentpunkte statt der bisherigen 400 Punkte angesetzt. Dieser Anpassung habe der Magistrat in einer Sitzung bereits zugestimmt, wird mitgeteilt.
„Mit der Senkung der Gewerbesteuer-Prozentpunkte setzen wir nicht nur ein wichtiges Signal an die umsatzstarken Großunternehmen, die erheblich zur Verbesserung unserer finanziellen Lage beitragen“, wird vom Oberbürgermeister konstatiert. Vielmehr würden alle Unternehmen entlastet, darunter diejenigen, „die unter der Corona-Krise gelitten haben“.
Zur Arrondierung dieser markanten Senkung der Gewerbesteuer solle Marburg „als Wirtschaftsstandort umfassend, nachhaltig und zukunftsfähig weiterentwickelt werden“, wenn es nach den Vorstellungen von OB und Kämmerer Spies geht. Dazu schlägt Spies der Stadtverordnetenversammlung weitere Maßnahmen vor:
- Entwicklung von Görzhausen III als beispielgebendes Gewerbegebiet entsprechend den Klimabeschlüssen der Stadt
- Entwicklung eines kleinen forschungs- und universitätsnahen Gewerbegebiets auf den Lahnbergen in Abstimmung mit der Philipps-Universität, um Ausgründungen zu erleichtern und einen engen Austausch junger, wissenschaftsorientierter Unternehmen mit der Wissenschaft zu ermöglichen
- Ausbau der Förderung des Wissenstransfers und Gründungen in den Bereichen Biotechnologie, Lebenswissenschaften, Medizin und Pharma sowie im Bereich Social Entrepreneurship (Soziales Unternehmertum)
- Entwicklung eines Bio-Pharma-Gründungszentrums in Kooperation mit TransMIT Gießen, Uni-Fachbereichen und Standortunternehmen
- Stärkung der hervorragenden Gründungslandschaft und Start-up-Zentren, unter anderem im Bereich Biotechnologie und Nachhaltigkeitsprodukte, aber auch für Gründungen aller Fachrichtungen
- Stärkung der bereits angelaufenen Programme zur Unterstützung von Handel und Gewerbe in der Innenstadt
- Stärkung der lokalen Wirtschaft, vor allem des Handwerks sowie kleiner und mittlerer Unternehmen durch die massiven Investitionen, die sich aus dem Klima-Aktionsplan ergeben
Eine Befürwortung dieser Maßnahme von Seiten der Wirtschaftsvertreter ließ nicht lange auf sich warten. „Aus unserer Sicht sind derartige Pläne das absolut richtige Signal und Bestätigung für die ansässigen Unternehmen und gleichzeitig eine Botschaft an möglicherweise ansiedlungsinteressierte Unternehmen, dass sie in Marburg willkommen sind “, so der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Peter Lather.
„Wettbewerbsfähige Steuersätze sind insbesondere für international agierende Unternehmen, die in einem harten Wettbewerb zu anderen Standorten stehen, ein wichtiger Faktor bei Standort- und Investitionsentscheidungen“, bekräftigt dies der stellvertretende Hauptgeschäftsführer und Leiter der IHK-Geschäftsstelle Marburg, Oskar Edelmann.