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Michail W. Lomonossow

„[Er] scheinet mir den aufgewecktesten Kopff unter ihnen zu haben […]“ – so lauten die Worte in einem Brief des Philosophen und ehemaligen Professors der Philipps-Universität Christian Wolff (1679-1754) am 17. August 1738 an den Präsidenten der St. Petersburger Akademie Johann Albrecht Baron Korff (1697-1766). Wolff beschreibt in diesem Zitat keinen Geringeren als den russischen Universalgelehrten Michaeil W. Lomonossow (1711-1765).
Geboren 1711 in Mischaninskaja, einem Dorf in Nordwest-Russland (heute Lomonossowo genannt), als Sohn einer Fischerfamilie, studierte er zunächst in Moskau und später an der Akademie der Wissenschaft in St. Petersburg. 1736 kam Lomonossow, initiiert durch den zu dieser Zeit in Marburg lehrenden Christian Wolff, mit zwei Kommilitonen (Dimitrij Winogradow, Gustav Ulrich Raiser) an die Philipps-Universität. Trotz spärlicher Sprachkenntnisse wurde er von nun an durch Wolff in den Fächern Philosophie, Mathematik, Chemie und Physik unterrichtet.

Lomonossows Zeit in Marburg lief jedoch nicht so reibungslos ab, wie es auf den ersten Blick scheint. Er hatte aufgrund seiner  Maßlosigkeit mit ständigen finanziellen Problemen zu kämpfen und fiel des Öfteren  durch ‚Streithändeleien‘ und Frauengeschichten auf. Im Januar 1739 schrieb Wolff dem Präsidenten Korff, dass er Lomonossow und seine russischen Kommilitonen wieder zurück nach Petersburg schicken würde, wenn sich ihr Verhalten nicht bessere. Diese Drohung musste glücklicherweise nie umgesetzt werden.

Denn trotz alledem genoss Lomonossow immer eine hohe fachliche Anerkennung von Seiten seines Mentors C. Wolff. Der Lieblingsschüler besaß das Privileg mit ihm und anderen angesehenen Akademikern den Mittagstisch zu teilen und war in Wolffs Haus ein gern gesehener Gast. Dementsprechend erhielt Lomonossow am 20. Juli 1739 ein herausragendes Abschlusszeugnis. Wolff schrieb darin, dass kein Zweifel bestünde, dass er (Lomonossow) im Falle seiner Rückkehr in das russische Heimatland dort viel Nutzen stiften könnte.

Bevor dies jedoch geschah, heiratet Michail Lomonossow am 6. Juni 1740 die Tochter seines früheren Hauswirtes Heinrich Zülch (Elisabeth Christine). Lomonossows Schwiegervater war ein engagierter und wohlhabender Marburger. Michail und Elisabeth hatten zwei Töchter, Catharina Elisabeth (*1939) und Jelena (*1749). Der einzige Sohn, namens Johannes (*1742), starb einen Monat nach seiner Geburt.
Lomonossow kehrte im Mai 1741 nach St. Petersburg zurück, wo er zunächst seine Doktorarbeit vollendete, um danach an der Akademie der Wissenschaft zu lehren. Seine Frau folgte ihm einige Jahre später. Er war dort maßgeblich an der Gründung der Moskauer Staatsuniversität beteiligt (Lomonossow-Universität) und wurde 1760 zum Universitätsdirektor der Akademie der Wissenschaft in St. Petersburg ernannt.
Am 4. Juli 1965 starb er in St. Petersburg.

Durch die intensive Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen M. Lomonossow und C. Wolff wurde Lomonossows wissenschaftliche Arbeit stark durch die Wolffsche Philosophie geprägt. Lomonossow war Vertreter der atomistischen Theorie und im Bereich der kinetischen Gasttheorie ein Vorreiter. Weiterhin wurde nach ihm der Lichtring um Planeten benannt (Lomonossow-Effekt). Neben der Tatsache, dass viele naturwissenschaftliche Bereiche von seinen Forschungsergebnissen profitierten, sollte man Lomonossow auch aus kultureller Hinsicht Anerkennung erweisen. So verhalf er unter anderem der russischen Mosaikkunst zu neuer Popularität.

In Marburg erinnert heute nicht nur eine Gedenktafel an der Außenfassade seiner ehemaligen Studentenwohnung (Wendelgasse 2) an W. Lomonossow, sondern auch eine überlebensgroße Bronzestatue im Eingangsbereich des Marburger Studentendorfs im Waldtal.

Erste Veröffentlichung 01.11.2011.

  • Quellen
  • Wikipedia
  • Bericht Einweihung Denkmal in Marburg
  • W. Lomonossow 1711-1765. Mittler zwischen Ost und West. Hrsg. Vom Hessischen Staatsarchiv Marburg in Verbindung mit der Historischen Kommission für Hessen. Marburg: Hessisches Staatsarchiv 1990.

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