Abschied genommen von Landrätin Kirsten Fründt mit Trauerfeier in Marburg
05.02.2022 (pm/red) Mit einer bewegenden Trauerfeier hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf von seiner verstorbenen Landrätin Kirsten Fründt Abschied genommen. Rednerinnen und Redner würdigten in der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien in Marburg das Wirken von Kirsten Fründt, die am 19. Januar an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben war. Wegen der Corona-Pandemie konnte nur ein kleiner Personenkreis an der Trauerfeier teilnehmen. Um dem großen Interesse dennoch gerecht zu werden, wurde die Trauerfeier gestreamt, also im Internet übertragen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die auch in ihrer Funktion als SPD-Landesvorsitzende vor Ort war, betonte in ihrer Ansprache, dass sie eine gute Freundin und ein Vorbild verloren habe. Sie bezeichnete Kirsten Fründt als „wunderbaren Menschen“. Sie sei allen auf Augenhöhe und mit viel menschlicher Wärme begegnet. „Dass das Herz unserer Demokratie in der Kommunalpolitik schlägt – dort, wo man ganz unmittelbar füreinander und für andere Verantwortung übernimmt –, das verkörperte sie durch und durch“, betonte die Ministerin. Die Landrätin habe immer auf der Höhe der Zeit gehandelt und den Landkreis nachhaltig gestaltet.
Gäste würdigen das Engagement der Verstorbenen
Auch der hessische Innenminister Peter Beuth würdigte die Arbeit und den Einsatz der verstorbenen Landrätin. Er lobte Kirsten Fründt als leidenschaftlich engagierte Vollblutpolitikerin – auch über Parteigrenzen hinweg. „Kirsten Fründt war eine mutige Frau mit fester Moral und großer Überzeugungskraft“, sagte Beuth. Nicht zuletzt bei der Bewältigung des großen Zustroms von geflüchteten Menschen oder im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie habe sie auch Krisenfestigkeit bewiesen. Auch ihren finanzpolitischen Sachverstand hob der Minister hervor.
„Kirsten Fründt hat sich um den Landkreis verdient gemacht und in mancherlei Hinsicht eine neue politische Kultur geprägt“, betonte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow. „Sie stand für eine Kultur der Nahbarkeit, alle Menschen kamen unkompliziert und auf Augenhöhe mit ihr in den Dialog“, sagte Zachow. Sie habe auch eine Kultur der Nachhaltigkeit geprägt, indem sie den Schuldenabbau des Kreises realisiert, ein Investitionsprogramm auf den Weg gebracht, aber auch das Thema Klimaschutz vorangetrieben habe. Auch für die Mitarbeitenden der Kreisverwaltung, deren Arbeitsbedingungen ihr sehr am Herzen lagen, sei sie immer ansprechbar gewesen.
Der Kreistagsvorsitzende Detlef Ruffert lenkte den Blick auf die Authentizität, die Überzeugungskraft, die Präsenz und den Mut von Kirsten Fründt. „Damit war sie für uns alle ein Vorbild“, betonte Ruffert. „Überall handelte sie mit großer Offenheit, suchte Kontakte, hörte geduldig zu, reflektierte positiv jede Anregung, jede Idee und brachte so die Themen zu guten Ergebnissen“, sagte der Kreistagsvorsitzende. Auch habe sie das Engagement der ehrenamtlich Aktiven in Vereinen, Gruppen oder Organisationen gewürdigt und geschätzt. Mit ihrem herzlichen Wesen habe sie die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auch in schwierigen Situationen geschaffen.
„Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat sein Leben einen Sinn gemacht. Ich möchte gerne an dieses Zitat von Alfred Delp anknüpfen: Das Leben unserer Kollegin Kirsten Fründt hat einen großen Sinn gehabt. Den Menschen stets mit viel Wohlwollen und Verständnis zugewandt, überzeugend durch ihr überwältigendes Engagement und ihre hohe Fachkompetenz hat sie nicht nur für den Landkreis Marburg-Biedenkopf vieles bewegt, sondern sich auch für die Interessen aller Landkreise in Hessen eingesetzt. Mit ihrer begeisternden Art hat sie so vieles vorangebracht“, sagte Wolfgang Schuster, Präsident des Hessischen Landkreistages und Landrat des Lahn-Dill-Kreises.
„Wir haben eine großartige Frau, einen wunderbaren, klugen und von ungeheurer Herzlichkeit, von umfassendem Verantwortungsbewusstsein getragenen Menschen verloren“, sagte Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Der Oberbürgermeister, der gleichzeitig stellvertretend für die Bürgermeisterin und die Bürgermeister der Städte und Gemeinden im Kreis sprach, bekräftigte weiter, dass Kirsten Fründt eine vertrauensvolle Partnerin im Landratsamt gewesen sei: „Kirsten Fründt verstand Landkreis und Kommunen als Einheit, als kommunale Familie. Fairness und fairer Interessensausgleich im Sinne aller Kommunen lag ihr am Herzen. Das gute Leben für alle Menschen in Marburg-Biedenkopf war ihre Motivation“, so Dr. Spies. Er verwies auch auf ihre menschliche Größe und ihre Kompetenz.
Moderiert wurde die Trauerfeier von Jochen Schmidt (Hessischer Rundfunk). Den musikalischen Rahmen bildeten Orgel- und Klavierbeiträge der Konzertorganistin Ka Young Lee und des Landeskirchenmusikdirektors Uwe Maibaum, die in der Kirche spielten. Zudem wurden musikalische Beiträge eingespielt, die zuvor aufgenommen worden waren. Hier waren das Bläserensemble der Musikabteilung des VfL 1860 Marburg e.V. und das „Amtsgebläse“ der Kreisverwaltung zu hören. In beiden Gruppen wirkte Landrätin Kirsten Fründt zu Lebzeiten als Querflötistin aktiv mit. Aus Lüsen in Südtirol, eine Region, mit der der Landkreis Marburg-Biedenkopf freundschaftliche Beziehungen pflegt und mit der Kirsten Fründt eng verbunden war, wurde ebenfalls ein musikalischer Beitrag des Pfarrchores eingespielt.