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Tarifrunde Sozial- und Erziehungsberufe:  Erste Warnstreiks und Aktionen am internationalen Frauentag 

03.03. 2022 (pm/red) Nach dem ergebnislosen Verhandlungsauftakt bei den bundesweiten Tarifverhandlungen für den kommunalen Sozial-und Erziehungsdienst wollen die Beschäftigten öffentlich mit Nachdruck auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Dazu werden sie den internationalen Frauentag am kommenden Dienstag, 8.März nutzen, teilt die Gewerkschaft ver.di mit. Wie in den anderen Bundesländern auch ruft ver.di in Hessen die kommunalen Beschäftigten der Kitas, der sozialen Dienste und der Behindertenhilfe zu Warnstreiks auf. Es ist mit reger Teilnahme zu rechnen.

Gewerkschaftssekretär Stefan Röhrhoff ist beratendes Mitglied für die Behindertenhilfe in der Bundestarifkommission von ver.di und nimmt an den Verhandlungen teil: Die Arbeitgeber haben wenig Gesprächsbereitschaft gezeigt. Entlastung wollen sie gar nicht. Sie verfolgen ihre Themen und wollen sie verhandeln, aber ansonsten haben sie wenig Interesse, etwas zu verändern.“

In Hessen sind rund 40.000 Beschäftigte direkt in die Tarifauseinandersetzung einbezogen. Insgesamt arbeiten in Hessen an die 100.000 Menschen in diesem Beschäftigungsfeld. Sie kommen zu rund 75 Prozent aus der Kindertagesbetreuung, zu 15 Prozent aus der Sozialarbeit und zu 10 Prozent aus der Behindertenhilfe. Da sich auch Arbeitgeber außerhalb des öffentlichen Dienstes direkt am Tarifvertrag orientieren, können Verbesserungen auch den dortigen Beschäftigten zu Gute kommen.

Seit Jahren gibt es, so ver.di, aufgrund der mangelhaften Arbeitsbedingungen und nicht angemessener Gehälter eine starke Fluktuation. Der Fachkräftemangel spitzt sich in allen Arbeitsfeldern des Sozial- und Erziehungsdienstes zu. Allein in hessischen Kitas hat ver.di vergangenes Jahr gut 9.000 akut fehlende Fachkräfte gezählt. Diese Zahl kann sich Prognosen zufolge bis 2030 mehr als verdreifachen. Daher fordert ver.di in den bundesweiten Tarifverhandlungen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit.

„Die Streiks am 8. März, dem Frauentag, sollen ein Zeichen setzen, dass die sozialen Berufe, in denen rund 83 Prozent der Beschäftigten Frauen sind – in den Kitas sogar 94 Prozent – dringend eine Aufwertung benötigen. Egal ob unterbezahlt und überlastet in der Kita, dem Jugendamt oder der Behindertenhilfe. Sorge- und Bildungsarbeit muss den Arbeitgebern und unserer Gesellschaft mehr wert sein als ein Klatschen“, beschreibt Kristin Ideler, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di Hessen das Anliegen der Aktionen und Streiks am internationalen Frauentag 8. März. „Auch die unbezahlte Sorgearbeit wird zum Großteil von Frauen verrichtet. Wenn die Kollegin aus der Kita nach Hause kommt, wartet schon die nächste Schicht Sorgearbeit – diesmal unbezahlt. Diese ist noch weniger anerkannt. Auch hier braucht es mehr Anerkennung und Entlastung. Deshalb gehen wir am 8. März gemeinsam mit den feministischen Streikbündnissen auf die Straße“, so Ideler weiter.

Am Dienstag, den 8.3. wird es in mehreren hessischen Städten öffentlichkeitswirksame Aktionen und Demonstrationen der Beschäftigten geben, teilweise gemeinsam mit feministischen Streikbündnissen.

  • In Offenbach gibt es um 9.00 Uhr vor dem Rathaus eine Kundgebung. Anschließend reisen die Streikenden nach Frankfurt und nehmen dort an der Demonstration teil.
  • In Gießen gibt es um 9.30 Uhr eine Kundgebung der Streikenden auf dem Kirchenplatz, der phantasievoll zu einem „Platz für soziale Arbeit“ umgewidmet werden soll.
  • In Marburg gibt es ebenfalls um 9.30 Uhr eine Kundgebung vor dem Erwin Piscator Haus, der Ort wird sich ebenfalls vorübergehend zu einem „Platz für soziale Arbeit“ wandeln.
  • In Kassel treffen sich die streikenden Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen der Stadt Kassel und der Stadt Baunatal um 10 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Kasseler Rathaus. 
  • In Frankfurt werden ab 13 Uhr in der gesamten Innenstadt Aktionspunkte der Streikenden gemeinsam mit solidarischen (feministischen) Gruppen stattfinden u. a. am Römer, am Paulsplatz, an der Hauptwache, an der Konstablerwache, am Rossmarkt und am Willy-Brandt-Platz. Um 15 Uhr startet eine Beschäftigten-Demo am DGB-Haus, deren Route alle Aktionspunkte vereinen wird und am Römer endet.
  • In Darmstadt wird es um 14 Uhr eine Kundgebung auf dem Ludwigsplatz geben. Um 15 Uhr findet eine weitere Kundgebung auf dem Friedensplatz statt. Anschließend startet eine Demonstration.

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