Gedenken an getötete Arbeiter von Mechterstädt: Marburger Studenten mordeten am 25. März 1920
29.03.2022 (pm/red) Marburger Studenten hatten vor 102 Jahren in Mechterstädt 15 Arbeiter erschossen. Ihnen zum Gedenken fand auch in diesem Jahr am 25. März auf dem Friedhof im nahegelegenen Thal in Thüringen eine Gedenkstunde statt. Magistratsmitglied Henning Köster hat daran teilgenommen und die Stadt Marburg dort offiziell vertreten.
Freispruch für Marburg Studenten nach Morden an den Arbeitern in Mechterstädt 1920
„Geschichte braucht Aufarbeiten und Erinnern, wenn die freiheitlichen Prinzipien unserer Demokratie verletzt wurden. Dass die Studenten aus Marburg nach den Morden an den Arbeitern in Mechterstädt vor 102 Jahren freigesprochen wurden, ist ein Justizskandal. Deshalb treten wir heute mit dem Gedenken in Thal für Demokratie und Rechtsstaat ein“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.
Zu dem Gedenken an die Morde am 25. März 1920 war Henning Köster als Vertreter des Magistrats der Stadt Marburg nach Thal in Thüringen gereist, wo er auf dem Friedhof einen Kranz niederlegte. In Thal bei Ruhla, in der Nähe von Mechterstädt, waren 15 Arbeiter gefangengenommen und ermordet worden. Die Mörder waren 14 Studenten des Marburger Freicorps.
Hintergrund
Am 13. März 1920 brachte der von rechts angezettelte und gegen die Demokratie von Weimar gerichtete Kapp-Putsch die junge Republik in Gefahr und löste Streiks und Unruhen unter der Arbeiterschaft aus. Einige radikalnationalistische Marburger Korporationen stellten sich unter anderem mit einem Flugblatt auf die Seite der Berliner Putschisten. Mit dem Vorwand, die Republik zu beschützen, reisten 14 Studenten 180 Kilometer nach Thüringen. Dort nahmen sie die Arbeiter zunächst gefangen und erschossen sie dann.
„Die juristische und zeitgeschichtliche Aufarbeitung des Massakers ist wichtig“, sagte Köster bei dem Gedenken auf dem Friedhof in Thal. Seit 2019 erinnert auch eine Gedenktafel an der Alten Universität in Marburg an die Taten. Dort heißt es: „Die politischen Morde wurden später von der Studentenschaft und der Leitung der Universität gebilligt. In einem der größten Justizskandale der jungen Weimarer Republik sprach ein Kriegsgericht die Täter frei.“
Jedes Jahr treffen sich Vertreter/innen der demokratischen Parteien sowie Bürger aus dem Erbstromtal und Eisenach am 25. März auf dem Thaler Friedhof. Seit vielen Jahren nehmen an dieser Gedenkveranstaltung auch Vertreter*innen des Marburger Magistrats, zusammen mit Freiwilligen der Marburger Geschichtswerkstatt teil.