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Virtuelle Synagoge und Ausstellung zum jüdischen Leben

Persönliche Gegenstände und Geschichten und digitale Inhalte: Die Ausstellung zum jüdischen Leben im Rathaus Marburg veranschaulicht viele Aspekte. Foto Patricia Grähling

30.05.2022 (pm/red) Was verbinden Jüdinnen und Juden in Marburg persönlich mit ihrer Religion? Zum Stadtjubiläum „Marburg800“ hat die Stadt Marburg gemeinsam mit der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität die Ausstellung „Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ im Rathaus eröffnet. Die Ausstellung gibt anhand von Objekten, Fotos, Interviewausschnitten als Gesprächsaufzeichnungen Einblicke in Lebensgeschichten und die gelebte Vielfalt des Judentums in Marburg. Geöffnet ist auch die virtuelle alte Synagoge aus dem 14. Jahrhundert. Diese kann mit VR-Brillen am Markt 23 besucht werden.

Die neue Ausstellung zeigt Gegenstände, die für für jüdische Menschen Alltag in der Gegenwart bedeuten. Damit soll anschaulich gemacht werden wie gegenwärtig und selbstverständlich jüdisches Leben in Marburg ist. „Es ist unsere Verantwortung, die Voraussetzungen zu schaffen, dass jüdisches Leben sich hier voll entfalten kann“, sagte Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst, bei der Eröffnung. Zwei Dinge seien dazu nötig: Die Bekämpfung von Antisemitismus und die Förderung jüdischen Lebens.

„Dieses Projekt zeigt einmal mehr, wie sehr Uni, Stadt und Stadtgesellschaft kulturell miteinander verbunden sind“, artikulierte Uni-Präsident Prof. Dr. Thomas Nauss. Die Ausstellung zeige Menschen in ihrer Lebenswelt und ihrer religiösen Praxis. „Erinnerungsstücke sind vielleicht der persönlichste Zugang zu der Geschichte der Menschen.“

Das bestätigten die Kuratorinnen Dr. Susanne Rodemeier und Alisha Meininghaus, die Interviews mit neun Mitgliedern der jüdischen Gemeinde für die Ausstellung geführt haben. „Das Objekt als Gesprächseinstieg war optimal. Wir haben dann Gespräche führen dürfen, die von Vertrauen getragen waren.“ Viele Stunden seien über diese Interviews ins Land gegangen. „Sie haben uns die Möglichkeit gegeben zu verstehen, was es im Alltag bedeutet, jüdisch zu sein“, bedankte Rodemeier sich. Die Ausstellung mache nun die Geschichte zum Beispiel hinter einem Schachbrett oder einer Wanduhr erfahrbar, ergänzte Meininghaus.

Virtuelle Nachbildung der alten Synagoge am Obermarkt

Eröffnet wurde mit der Ausstellung ein besonderes Geburtstagsgeschenk: Die Marburger Firma Inosoft hat zum Stadtgeburtstag „Marburg800“ die alte Synagoge am Obermarkt aus dem 14. Jahrhundert virtuell nachgebildet und lädt dazu ein diese mittels Daten-Brillen zu betrachten.

Auf der Grundlage von alten Zeichnungen, Fotos der Ausgrabungsstätte und Hinweisen von Historikern wurde das Gebäude maßstabsgetreu so nachempfunden und gestaltet, dass es mit einer Datenbrille nahezu real erlebt werden kann. Die Brillen gibt es ab Ende Mai am Markt 23 in einer Ausstellung. Öffnungszeiten Donnerstag bis Montag von 15 bis 19 Uhr.

Die Ausstellung „Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ ist während der Öffnungszeiten des Rathauses, montags bis mittwochs von 7 bis 16 Uhr, donnerstags von 7 bis 18 Uhr und freitags von 7 bis 12.30 Uhr zu sehen. Führungen werden dienstags um 12 Uhr angeboten. Der Eintritt ist frei.

 

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