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Förderung für Sanieren und Bauen in den Außenstadtteilen

Bei der Sanierung der Fassaden des Fachwerkhauses von Edmund Voges und Inken Schmidt-Voges in Michelbach gab es viel zu tun: Abschleifen, neu Verputzen, Gefache abklopfen und Zimmerarbeiten an einem zerstörten Balken auf der Südseite waren zu leisten. Foto nn.

19.09.2022 (pm/red) Besonders in dörflichen Stadtteilen gehören Fachwerkbauten zum Ortsbild. Doch ein Fachwerkhaus braucht Pflege und diese Pflege benötigt Geld, Zeit und Fachwissen. Dank des Zuschusses aus dem Dorfentwicklungsprogramm haben Edmund Voges und seine Frau Inken Schmidt-Voges die Fassaden ihres denkmalgeschützten Fachwerkhauses in Michelbach saniert.

Förderung in Außenstadtteilen bis Ende 2023

Noch bis Ende 2023 können alle, die ein Grundstück, ein Gebäude oder eine Hofanlage im Ortskern eines Außenstadtteils von Marburg haben, Zuschüsse für Sanierungen, Um- oder Neubauten beantragen. „Bei einem Fachwerkhaus Hand anzulegen, muss man sich erstmal trauen“, berichtet Edmund Voges: „Denn wenn die Verkleidung entfernt wird und alles offen liegt, zeigt sich erst, was wirklich alles gemacht werden muss.“ Häufig seien dann mehr Schäden zu entdecken, als anfangs vermutet. Dabei sei eine finanzielle Unterstützung unerlässlich. „Alleine, ohne die Förderung, hätten wir das nicht stemmen können“, sagt Edmund Voges. Dabei hatte das Ehepaar schon einige Erfahrungen in der Sanierung eines Fachwerkhauses gesammelt, genauer gesagt desselben Hauses.

Ein Fachwerkhaus lebt und atmet

Im Jahr 2016 kauften Edmund Voges und Inken Schmidt-Voges ihr Haus in Michelbach. Als erstes stand eine umfangreiche Innensanierung an. Dazu ist die rückwärtige Fassade in Stand gesetzt worden. Die Sanierung der anderen drei Außenfassaden erfolgte 2021 mit der Förderung durch das Dorfentwicklungsprogramm. Davon erfuhren sie bereits während ihres ersten Sanierungsvorhabens 2016 durch die Michelbacher Dorfzeitung „Mize“. Und so beschlossen sie, für die Sanierung der verbliebenen drei Fassadenseiten dieses Angebot ebenfalls zu nutzen.

Da die Förderung durch IKEK für das Sanierungsvorhaben des Ehepaar Voges im selben Jahr abgerufen werden musste, in dem es beantragt wurde, galt es, alle beteiligten Akteure frühzeitig und gut koordiniert einzubinden. Dazu gehören neben den Gewerken auch die Untere Denkmalschutzbehörde, die Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf und gegebenenfalls auch die Untere Naturschutzbehörde. „Gerade für die Kalkulation ist es wichtig, einen großen Puffer für Unvorhergesehenes einzuplanen.“ Da auf dem Bau nicht immer alles liefe wie geplant, könnten einen die Fristen zur Einreichung von Anträgen und Rechnungen laut dem Ehepaar ganz schön ins Schwitzen bringen.

Mit Bauleitung zu belastbarer Planung

Daher empfehlen Edmund Voges und Inken Schmidt-Voges, sich eine Bauleitung zu suchen und mit dieser den detaillierten Ablauf durchzusprechen. „Eine Bauleitung kennt nicht nur alle einzelnen Schritte, sondern koordiniert auch die Kommunikation mit allen Beteiligten, wie zum Beispiel den Gewerken, und sorgt dafür, dass alle im Zeitplan bleiben“, erläutert Edmund Voges. Es sei wichtig, so konkrete Absprachen wie nur möglich zu treffen. „Eine gute Planung ist alles, dann klappt das schon“, so Edmund Voges. Auch die gemeinsame Planung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie der Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf empfand das Paar als sehr hilfreich und konstruktiv.

Mit natürlichen Materialien zu mehr Stabilität

Im Juni 2021 nach Erhalt der Bescheide ging es konkret mit den Baumaßnahmen los. Alle Gefache des Hauses waren kaputt und wurden daher im Juli und August 2021 bis auf den Lehm abgeklopft und der alte Farbauftrag auf dem Holz abgeschliffen. Im September klebten die Handwerker das Holz ab und bauten den Putz wieder neu in drei Schichten aus Lehm- und Kalkputz auf. Dabei muss die Trocknungszeit der jeweiligen Schichten miteingeplant werden. Zudem zeigte sich während der Arbeiten, dass der Grundbalken an der Ecke auf der Südseite im Eingangsbereich irreparabel zerstört und mit Beton gefüllt worden war.

Daher mussten die Gefache auf der Südseite abgebrochen werden, um die Zimmerarbeiten am Grundbalken zu ermöglichen. Anschließend mauerten die Handwerker die Gefache neu mit Lehmsteinen aus und verputzten diese ebenfalls. „Als die Ecke fertig war, war das ein echter Meilenstein. Es war eine große Erleichterung zu wissen, dass nun das gesamte Fachwerk wieder intakt ist“, berichtet Inken Schmidt-Voges. Im Oktober erfolgten schließlich die letzten Arbeiten: Die letzte Putzschicht wurde aufgetragen und gefilzt, die Fassaden gestrichen und das Holz mit zwei Schichten aus Leinöl und Pigment behandelt. Die Fachleute arbeiteten mit ursprünglichen Materialien, die das Fachwerk atmen lassen und so Schimmelbildung verhindern. Die Handwerker fügten zudem ein Hanfband zwischen Holz und Gefachen ein, damit keine Risse entstehen, wenn sich die Materialien bewegen und sich zum Beispiel durch Temperaturunterschiede ausdehnen und zusammenziehen.

Mit finanzieller Förderung durch das Dorfentwicklungsprogramm sanierten die Eheleute Voges drei Fassaden ihres Fachwerkhauses in Michelbach. Foto nn

Aus seinen Erfahrungen heraus empfiehlt das Ehepaar mit Fachkräften detailliert durchzuplanen. Sowohl zeitlich als auch finanziell gelte es, Puffer einzuplanen. Auch müsse bedacht werden, welche Behörden in den Prozess mit einzubeziehen sind. Dies kann unter anderem auch die Untere Naturschutzbehörde sein. Werden beispielsweise Kot- oder Brutreste von Fledermäusen entdeckt, gilt es abzuklären, ob feste Brutplätze für diese nach einer Sanierung eingerichtet werden müssen.

Das Fachwerkhaus des Ehepaares ist Teil des historischen Ensembles des Dorfkerns Michelbach. Die äußere Erscheinung soll weitestgehend den Originalzustand der Erbauungszeit wiedergeben. Bei der Gestaltung orientierten sie sich an alten Fotografien aus der Bauzeit 1894. Machbar sei dies erst durch IKEK geworden. „Ohne die Förderung hätten wir das nicht geschafft, denn wir wollten, dass es nicht nur gut wird, sondern auch den fachlichen Standards entspricht“, sagt Edmund Voges.

Hintergrund IKEK
Das Kürzel IKEK steht für „Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept“. Das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen soll (Bau-)Maßnahmen in den Ortskernen fördern, die zum Erhalt oder zur Weiterentwicklung der Struktur beitragen. Dazu gehören die Modernisierung der Bürgerhäuser, der Bau von Mehrgenerationenplätzen, die Umgestaltung von Grün- und Freiflächen bis hin zu Angeboten von Workshops und Aktionen. Alle, die ein Grundstück, ein Gebäude oder eine Hofanlage im Ortskern und ausgewiesenen Fördergebiet in einem der 15 Marburger Außenstadtteile besitzen, können Anträge auf Zuschüsse zu Sanierungen, Um- oder Neubauten stellen. Bei einer Förderquote von 35 Prozent der förderfähigen Nettokosten, können Antragssteller pro Objekt bis zu 45.000 Euro, für Kulturdenkmäler maximal 60.000 Euro erhalten.

Förderanträge können noch bis Ende 2023 gestellt werden. Weitere Informationen gibt es bei Rose Michelsen, Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz der Stadt Marburg, (06421) 201-1625, rose.michelsen@marburg-stadt.de. Auskünfte zu den Fördermodalitäten erteilt Stefanie Auer, Fachdienst Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf, (06421) 405-6131, AuerS@marburg-biedenkopf.de.

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