Geothermie in Hessen – Erkundungsbohrung am Aquamar in Marburg
21.10.2022 (pm/red) „Erdwärme zum Heizen oder Kühlen von Gebäuden kann einen wichtigen Beitrag zur Energie- und Wärmewende leisten“ so die Leitüberlegung. In Hessen werden daher im Auftrag des Wirtschaftsministeriums derzeit geothermische Erkundungsbohrungen und Untersuchungen umgesetzt. Dafür ausgewählt sind 20 Kommunen, darunter Marburg. Es sollen einschlägige Erkenntnisse gewonnen werden und dann auch Erdwärmesonden eingebaut werden. Wenn sich ein Standort eignet, kann Geothermie, also Erdwärme, Energie- und Wärmelieferant für Hauseigentümer werden. Auch für Kommunen, die Baugebiete erschließen wollen, oder für Gewerbeimmobilien bestehen Nutzungsmöglichkeiten.
In dieser Woche wurde auf dem Gelände des Freizeitbades Aquamar eine Erkundungsbohrung auf 100 Meter Tiefe niedergebracht. Man wolle „Vorreiterin für alle in Marburg sein und für Geothermie als umweltfreundliche Schlüsseltechnologie in der Wärmewende werben“ teilte OB Dr. Thomas Spies mit, der zu dem Ortstermin zusammen mit Bürgermeisterin Nadine Bernshausen, Stadträtin Kirsten Dinnebier und Stadtrat Dr. Michael Kopatz präsent war.
Um Kommunen sowie Bürger/innen diese Technik zur Wärme- und Kälteversorgung näher zu bringen und zugleich fundierte Planungsdaten bereitzustellen, hat das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen die LandesEnergieAgentur Hessen mit Erkundungsbohrungen und Untersuchungen beauftragt.
„Oberflächennahe Geothermie kann in Hessen an den meisten Standorten zum Heizen (bedingt auch zum Kühlen) von Immobilien oder beispielsweise auch als Prozesswärme in industriellen Herstellungsverfahren genutzt werden,“ erläutert Carola Carius, die Leiterin des Kompetenznetzwerks Geothermie des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen.
Mit wissenschaftlichen Untersuchungen sollen Daten für die standortbezogene Planung effizienter Erdwärme-Anlagen gewonnen werden um dann Erdwärme über eine Erdwärmesonde an eine Wärmepumpe abzugeben. Das Bohrgerät mit Bohrmeißel an der Spitze eines Bohrgestänges arbeitet sich in die Tiefe vor. Das dabei gelöste Gesteinsmaterial wird mit Wasser nach oben aus dem Bohrloch befördert und es werden dabei Gesteinsproben zur geologischen Bestimmung gewonnen.
Nach der Bohrung wird eine Erdwärmesonde in das Bohrloch eingelassen und das Bohrloch wird mit einer Zement-Bentonit-Suspension verfüllt, um die Erdwärmesonde mit dem umgebenden Gestein fest zu verbinden. Damit wird ein hoher Wärmeaustausch zwischen Sonde und Erdreich erreicht. Zudem wird das Bohrloch gegen grundwasserführende Schichten abgedichtet.
Geothermie im Klima-Aktionsplan der Stadt Marburg?
Es folgen Untersuchungen, in denen mittels „Thermal-Response-Test“ die Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes ermittelt und in einem Steckbrief zusammengefasst wird. Wie sich bei dem Termin mit der Anwesenheit der vier hauptamtlichen Magistratsmitglieder zeigte, wird in Marburg der optionalen Nutzung von Geothermie einige Bedeutung beigemessen. Das kann nicht verwundern, nachdem der Windenergienutzung vor Jahr und Tag eine Abfuhr erteilt wurde. Eingeschätzt wird die „Prüfung des Ausbaus von Geothermie“ als „eine wesentliche Maßnahme des Klima-Aktionsplans, da hier ein großes Potenzial für die städtische Wärmewende“ liegen würde.
Mit der Bohrung werde ermittelt, ob das AquaMar künftig mit Geothermie beheizt werden kann, so die Mitteilung. Wenn es nach Wunsch und Plan verläuft, könnten der CO2-Ausstoß und die Kosten gesenkt werden. Derzeit wird das AquaMar mit Erdgas beheizt. Im Rahmen des Erkundungsprogramms des Landes ist mit der Erkundungsbohrung ein Schritt getan.