Bisher geleistete Maßnahmen bedeuten Erderwärmung um 2,8 Grad
03.11.2022 (pm/red) Die Welt ist dem erklärten Ziel nicht nähergekommen, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Laut dem veröffentlichten „Emissions Gap Report 2022“ des UN-Umweltprogramms UNEP würde die Umsetzung sämtlicher bisheriger Ankündigungen die Erderhitzung lediglich auf 2,4 Grad begrenzen. Unverändert werden demnach die schon in aktuelle Politik umgesetzten Pläne zur 2,8 Grad Erderwärmung beitragen.
„Die Corona-Delle währte nur kurz, die vorläufigen Daten für 2021 zeigen einen neuen Rekordstand“, berichtet William Lamb, Wissenschaftler in der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung und Leitautor des Kapitels „Globale Emissionstrends“ im neuen UNEP-Bericht.
Der gesamte CO₂Ausstoß aus dem Verbrennen fossiler Brennstoffe und aus Industrieprozessen sowie der Ausstoß von CH₄, N₂O and F-Gasen ist im Zuge der pandemiebedingten Lockdowns kräftig gesunken – doch 2021 lag er mit 52,8 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten schon wieder um 0,26 Gigatonnen höher als 2019, wird mitgeteilt. „Dieser Rebound-Effekt zeigt sich quer durch fast alle Sektoren, mit der großen Ausnahme des Flugverkehrs“, so Lamb. „Allerdings lässt die Passagierstatistik darauf schließen, dass der Ausstoß bald auch in diesem Sektor neue Höhen erreicht.“
Als bei weitem größter Treibhausgas-Emittent China emittierte 2021 mit 5,9 Prozent deutlich mehr als 2019; auch Indien, Russland, Brasilien und Indonesien liegen klar im Plus. Dagegen steht für die USA und die EU ein Rückgang um 6,7 und 4 Prozent. Historisch betrachtet fiel freilich in diesen beiden Regionen der Löwenanteil der Emissionen des CO₂ an, nämlich 42 Prozent zwischen 1850 und 2019. Dagegen waren es nur 13 Prozent in China – und 0,5 Prozent in den 46 „am wenigsten entwickelten Ländern“ mit aktuell 880 Millionen Menschen.
Das reichste Hundertstel der Weltbevölkerung generiert 17 Prozent der Treibhausgas-Emissionen
Das nach Konsum reichste Hundertstel der Weltbevölkerung trägt zur Klimakrise derzeit 17 Prozent der Treibhausgas-Emissionen bei, die gesamte ärmere Hälfte der Welt dagegen lediglich 12 Prozent.
„Insgesamt gibt es beim Kampf gegen die Erderhitzung zwar gewisse Fortschritte“, bilanziert MCC-Forscher Lamb. „Durch Klimaschutz-Maßnahmen und technologische Entwicklungen hat sich wenigstens das Wachstum der globalen Treibhausgas-Emissionen verlangsamt, und einige Länder haben den Höhepunkt hinter sich. Doch nach der Corona-Delle brauchen wir dringend eine echte globale Trendwende.“
Wie groß der Handlungsdruck ist, verdeutlicht der UNEP-Bericht so: Um bis 2030 in die erwünschte Spur des 1,5-Grad-Ziels zu kommen, muss die Welt ihren Klimagas-Ausstoß um 45 Prozent drosseln – in nur acht Jahren.