Klärschlammbehandlung in einer Kläranlage. Foto Andrea Roskosch Umweltbundesamt

30.12.2022 (pm/red) Not macht erfinderisch. Der Verzicht des Bezuges von Erdgas und Rohöl aus russischen Quellen wegen der Boykottbeschlüsse macht nicht alleine Fracking-Gas gefragt um die bevorstehende Unterversorgung mit fossilen Energieträgern in Deutschland zu verhindern. Mittels staatlicher Förderung, in diesem Fall von der Europäischen Union, wird in einem „Projekt To-Syn-Fuel“ erforscht, ob es möglich ist Rohöl aus Klärschlamm zu erzeugen.

Mittels des Verfahrens „thermo-katalytisches Reforming“ (TCR-Verfahren), entwickelt von Fraunhofer, kann Biomasse in ihre Bestandteile zerlegt, veredelt und gereinigt werden, berichtet die Hochschule Coburg. Als Ergebnis entstehen dabei drei Produkte: Synthesegas mit einem sehr hohen Wasserstoffgehalt, „Biokohle“ und ein Bio-Rohöl. Dieses Bio-Rohöl könnte als Ausgangsstoff für synthetische Kraftstoffe genutzt werden.

Damit gewinnt man sogar einen nachhaltigen Energieträger, der als neuer Bio-Kraftstoff aus dem Rohstoff Klärschlamm „einen um 85 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als konventionelle fossile Kraftstoffe“ habe, wird berichtet. Technisch möglich – zudem mit deutlich geringerer Umweltbelastung – das erscheint verheißungsvoll.

Doch ein großes Handicap hat es mit dem Verfahren. Es fehlt schlicht an Masse. „Perspektivisch könnten sie in hunderten dezentralen Kleinanlagen hergestellt werden“, erläutert der Coburger Kraftstoff-Forscher Jakob. Bayern habe das Potential ab 2030 rund 400.000 Tonnen Klärschlamm in dergestalt neue Kraftstoffe umzusetzen. Das wäre wenig, viel zu wenig und könnte allenfalls als Beimischung zum normalen Kraftstoff verwendet werden.

Biosprit aus Klärschlamm ist machbar aber lediglich in gewissermaßen homöopathischen Mengen. Es kann also kaum werden mit Bio-Rohöl zur Klärschlammentsorgung in Deutschland.