Zum Internationalen Frauentag: Federführung bei der Stadt Marburg – statt bei Frauenorganisationen
19.02.2023 (pm/red) Geht es Frauen in Marburg besser als in anderen Städten? Werden in Marburg allen Frauen gleich hohe Löhne wie Männern gezahlt? Solche Fragen mögen in den Sinn kommen, wenn man das massive städtische Empowerment für den Internationalen Frauentag wahrnimmt, wie es 2023 erneut nach außen getragen wird.
Geladen wird zu einem vielseitigen Programm mit Ausstellungsbesuch, Stadtrundgang, Red Lunch, einer politischen Kundgebung, Lesungen und vielem mehr. Schön und gut, dass die Stadt(verwaltung) dabei ist, wer hätte schon etwas dagegen?
So freut sich Stadträtin und Vorsitzende der Gleichstellungskommission Kirsten Dinnebier, dass so viele „Akteur/innen anlässlich des Frauentages für Gleichberechtigung von Männern und Frauen einstehen“ und verweist auf die Nähe zum Equal Pay Day am 7. März.
Auch Landrat Jens Womelsdorf findet salbungsvolle Worte zur „Vielfalt der frauenpolitischen Themen“ und muss zugleich konstatieren: „Immer noch müssen wir uns gemeinsam für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzen.“
Im diesjährigen Programm findet sich zahlreiche Angebote, hier eine Auswahl
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Foto-Ausstellung „Wir sehen gut aus! Wir sind schön!“ im Beratungszentrum mit integriertem Pflegestützpunkt (BiP)
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„Die Kunst der gleichen Bezahlung“ Dienstag, 7. März, findet ein Red Lunch für Frauen aus der Kulturbranche auf dem Vorplatz des Erwin-Piscator-Hauses statt.
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Benefiz- und Solidarveranstaltung im Theater am Schwanhof zum Equal Pay Day.
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Gala zum Weltfrauentag unter dem Motto „Feiert euch!“
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Am Mittwoch, 8. März, findet von 18 Uhr bis 19 Uhr eine frauenpolitischen Kundgebung statt.
Das Programmheft mit allen Aktionen zum Internationalen Frauentag findet sich unter www.marburg.de/frauentag2023 online. Also Equal Pay für Frauen, insbesondere im Kulturbereich, und vieles mehr im bunten Programm, gefeatured durchgehend von Stadt und Landkreis.
Interessant – und eine authentische frauenpolitische Aufgabe – wäre es es zu betrachten, wie es mit der realen Gleichberechtigung aussieht in der Lahnstadt mit dergestalt viel Empowerment für das weibliche Geschlecht.
Wieviele Geschäftsführerinnen hat es bei städtischen Gesellschaften wie der Wohnungsbaugesellschaft oder bei den Stadtwerken? Wie sieht es bei der Marburger Sparkasse an der Spitze aus? Und wie viele Amtsleitungspositionen sind bei der Stadt (und Kreisverwaltung) eigentlich mit Frauen besetzt?
Dass die Arbeit in der Altenbetreuung und in Kindergärten weit überwiegend von – mäßig bis schlecht bezahlten – Frauen geleistet wird, dürfte allgemein bekannt sein.
Vielleicht sehen sich kritische Frauen, gar eine Organisation oder Gewerkschaften diesbezüglich einmal veranlasst die gesellschaftliche Realität jenseits des Internationalen Frauentags in Marburg unter die Lupe zu nehmen. Die Befunde würden vermutlich überraschen, oder auch nicht.