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Buchneuerscheinung beeindruckt: „Der ‚Gestiefelte Kater‘ in Dichtung und Kunst“ – Opulenter Bild-Text-Band zur Kulturgeschichte eines Märchens

21.02.2023 (yb) Märchenliebhaber werden es fraglos goutieren, Buchliebhaber wird es erfreuen und unbefangene Leser/innen mögen staunen, was Bernhard Lauer als Herausgeber und Bearbeiter in zweijähriger Arbeit mit Recherchen im In- und Ausland zusammengetragen, ausgewertet und zu einem höchst gelungenen besten illustrierten und gestalteten Buch herausgebracht hat.

Dank finanzieller Förderung kann die Brüder-Grimm-Gesellschaft der Reihe „Ausstellungen im Brüder Grimm-Museum“ in der Großen Reihe damit Band 7 vorlegen. Eine vorhergehende Ausstellung hat es 2020 in der Gemeinde Oedelsheim an der Weser gegeben, eine Ausstellung in Kassel ist geplant. Insofern ist das neue Buch zugleich Ausstellungskatalog. ein Katalogteil ist dritter und ausführlicher Teil des Buches mit beinahe 100 Seiten und listet 436 Exponate.

Der klar strukturierte Inhalt referiert zunächst die Überlieferung des Märchens vom „Gestiefelten Kater“ in Italien, Frankreich und Deutschland. So finden sich erste Fassungen im Italien bei Straparaloa, gedruckt in Venedig 1560, und Basile in Rom 1679. Dass das Märchen zum Fundus von Charles Perrault in Frankreich gehört, ist wenig überraschend. In dessen Märchensammlung „Histores ou Contest du Temps Passé“ aus 1697 findet sich die Erzählung „Le Maître Chat ou le Chat Botté“.

Das Buch in der rechten und eine der Illustrationen in der linken Hand, Herausgeber Bernhard Lauer mit dem neuen Werk zum Gestiefelten Kater. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

Der Gestiefelte Kater hat, getragen von mündlicher Erzählung von Jeanette Hassenpflug, Eingang in die erste Ausgabe der Grimm-Märchen 1812 gefunden, das die Brüder – in Kenntnis der Veröffentlichung von Perrault – veröffentlichten. In den folgenden Ausgaben ist es nicht mehr enthalten. Bernhard Lauer zeigt die wechselvolle Geschichte der Veröffentlichungen auf und resümiert: „Die Frage nach dem letztendlichen Ursprung des Märchenstoffs vom Gestiefelten Kater“ kann dieses Buch nicht beantworten, ebensowenig die Frage des Zusammenspiels nach mündlicher und schriftlicher Überlieferung.“

Der zweite Buchteil vertieft und dokumentiert die Illustrationsgeschichte des „Gestiefelten Katers“. Gegliedert in Frühe Darstellungen · Bilderfolgen u. Simultanbilder · Bilderbogen u. Kulissenbilder · Gründerzeit u. Historismus · Moderne Märchenbilder · Zwischen den Kriegen · Von 1945 bis 2022 · wird anschaulich, dass das Märchen vom möglichen sozialen Aufstieg eines armen Müllersohnes nicht alleine in höfischer Gesellschaft zu Phantasien, Erzählungen und Theateraufführungen reichlich Stoff geliefert hat. In bürgerlichen Zeiten kamen Bilderbögen dazu, gefolgt von Spielen, Klapp-Büchern, Briefmarken, Münzen und Medaillen über objekthafte Darstellungen aus Holz, Zinn und Metall bis zu Vertonungen.

Ein Buch zum Blättern, Schauen und Lesen in bester Gutenberg´scher Manier hat der Herausgeber geschaffen. Kaum zum Durchlesen, eher als Nachschlagewerk und profundes Vademecum für ein Märchen, das wie viele andere Märchen sich als Stoff zur Beschäftigung mit gesellschaftlichen Gegebenheiten bei Literaten, Künstlern und Verlegern eine vielsprachige weltweite Verbreitung gefunden hat.
Auf die geplante Ausstellung in Kassel darf man gespannt sein.

Der „Gestiefelte Kater“ in Dichtung und Kunst
Herausgegeben und bearbeitet von Bernhard Lauer
Kassel 2022, Brüder Grimm Gesellschaft
208 Seiten, 30 x 22 cm, geb., mehr als 400 meist farbige Abbildungen
ISBN 978-3-940614-45-2  Ladenpreis 36,00 €

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