Wenn die Kamera zum Protagonisten wird – Marburger Kamerapreis 2023 an Benedict Neuenfels
09.05.2023 (pm/red) Bildgestalter Benedict Neuenfels hat Preisträger des Marburger Kamerapreises 2023 den mit 5000 Euro dotierten Preis im Cineplex Marburg entgegen genommen.
„Farbe, Licht und Schatten – all diese Elemente können interpretiert werden und tragen zur Bildgestaltung bei. Mit Benedict Neuenfels würdigen wir einen Preisträger, der uns deutlich macht, dass Bildgestaltung mehr ist als das Führen einer Kamera. Egal wie innovativ die Technik ist, so ist es doch immer der sie nutzende Mensch, der neue Spielräume auslotet, um so innovative Ergebnisse zu schaffen.“
Mit dieser Kennzeichnun begründete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die Wahl von Benedict Neuenfels. Vom Präsidenten der Philipps-Universität, Prof. Dr. Thomas Nauss, wurde hervorgehoben:
„Die Verleihung des Marburger Kamerapreises an Benedict Neuenfels erinnert auf vielfältige Weise an die entscheidende Bedeutung von Zusammenarbeit. Kollaboration ist nicht nur der Schlüssel für das Gestalten von Filmbildern, sondern auch dafür, die drängenden Krisen unserer Zeit zu bewältigen.“
Da Benedict Neuenfels die Bildgestaltung als Teamarbeit versteht, brachte er seine Kollegen, mit denen er teilweise seit bereits 37 Jahren zusammenarbeitet, mit zur Preisverleihung, da dieser Preis auch ihnen gebühre. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der österreichische Filmregisseur Stefan Ruzowitzky, mit dem Benedict Neuenfels unter anderem die Filme DIE FÄLSCHER (2007), DIE HÖLLE- INFERNO (2017) und HINTERLAND (2021) gedreht hat.
„Bei Benedict wird die Kamera selbst zum Protagonisten, zum Mitspieler“, sagte Ruzowitzky. Neuenfels zeichne sich dadurch aus, dass er stets überraschen und etwas Neues ausprobieren wolle. „Ihn dir steckt eine große Schaffenskraft und der Wille zur Entdeckung neuer Bilderwelten, an denen du uns teilhaben lässt.“
Benedict Neuenfels bedankte sich für die Auszeichnung durch den Marburger Kamerapreis und betonte, dass Bildsprache eine Sprache sei, die international am meisten verstanden und deswegen auch missbraucht werde. „Gerade in der heutigen digitalen Zeit ist es daher besonders wichtig, dass wir gemeinsam genau hinschauen“, so Neuenfels.
Benedict Neuenfels studierte bis 1994 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Seine erste Arbeit als Bildgestalter war der 1988 erschienene Spielfilm EUROPA UND DER ZWEITE APFEL, den er unter der Regie seines Vaters Hans Neuenfels drehte.
Er drehte mehr als 60 Filme und Serien unterschiedlicher Genres und wurde so zu einem der vielseitigsten Bildgestalter im deutschsprachigen Raum. Für seine ästhetisch ausgesprochen facettenreiche Arbeit wurde Neuenfels mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet, unter anderem bekam er sieben Mal den Deutschen Kamerapreis und zweimal den Deutschen Filmpreis für die beste Bildgestaltung.
Die Verleihung fand im Rahmen der 24. Bild-Kunst Kameragespräche statt, die am 4. Mai mit dem Film „Bilder von anderswo“ eröffnet wurden. Studierende der Philipps-Universität bereiteten im Seminar von Dr. Martin Jehle die Gespräche sowie die Verleihung des Kamerapreises mit vor. So stellten sie beispielsweise Trailer zu den Werken von Benedict Neuenfels zusammen.