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Bergpark Wilhelmshöhe: Die Baupläne von Landgraf Carl in Ausstellung mit virtueller Filmdarstellung

Perspektive vom Herkules-Plateau über die Kaskaden und imposante Fontänenbecken bis zum fiktiven Schloss Wilhelmshöhe im virtuellen Modell des Bergpark Willhelmshöhe.

20.05.2023 (pm/red) Ab 21. Mai präsentiert Hessen Kassel Heritage im Schloss Wilhelmshöhe eine historische und virtuelle Reise in die Ursprünge des Bergparks Wilhelmshöhe. Die Ausstellung „Bergpark reloaded“ präsentiert mit vielen zeitgenössischen Darstellungen von Malern einen virtuellen Einblick in die eigentlichen Baupläne Landgraf Carl.

Besucher erhalten Möglichkeiten die geplante Kulturlandschaft der Superlative kennzulernen und mittels 12-minütiger Visaulisierung in einem Digitalfilm einzutauchen. Das digitale Modell des Bergparks als filmische Darstellung ist in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt, Fachgebiet Digitales Gestalten entstanden.  Es ermöglicht faszinierende Einblicke in das gigantische barocke Bauvorhaben, was nicht in dieser Weise realisiert worden ist.

Inzwischen gehört der Bergpark Wilhelmshöhe seitzehn Jahren zum universellen Welterbe der Menschheit. Damit würdigt die UNESCO das Gartendenkmal als einzigartige Kulturlandschaft mit seinen Wasserspielen und dem Herkules. In Kassel findet sich heute damit ein außergewöhnliches und einmaliges Beispiel monumentaler Baukunst des europäischen Absolutismus.

Bergpark mit Kaskaden im Gemälde von Rymer van Nickelen.

Ausstellung „Bergpark Reloaded“ zeigt überlieferte Quellen

Im Schloss Wilhelmshöhewerden die barocken Anfänge des Bergparks thematisiert die ursprünglichen Planungsansätze gezeigt. Sie finden sich in vier, teils übereinstimmenden, teils widersprüchlichen Quellen überliefert. Es eistieren das Stichwerk von Guerniero selbst und dazu acht Gemälde, die Jan und Rymer van Nickelen gemalt wurden. Außerdem ließen Landgraf Carl und seine Nachfolger auf den Bergpark drei Medaillen prägen.  Der Querschnitt und Grundriss des 1780 am Königstor geplanten neuen „Modellhauses“ ist lediglich als Architekturzeichnung erhalten geblieben.

Das große Kaskadenprojekt

Ausgehend von der Gemäldeserie von Jan und Rymer van Nickelen, die in acht großformatigen Panoramen ein Idealbild des Kaskadenprojekts von Landgraf Carl zeigen, wurde seit 2021 ein digitales Modell der Anlagen gestaltet und konstruiert. Ein Team des Fachgebiets Digitales Gestalten der TU Darmstadt und von Hessen Kassel Heritage hat sich der Herausforderung gestellt, der historisch überlieferten Idee eine weitere Präsentation hinzuzufügen, der als Film mit virtuell gestalteten Bildnern die Planung visualisiert und erlebbar macht.

Die in den Gemälden wiedergegebene Gestaltung bilden die Grundlage. Als Herausforderung war man dabei vor die aufgabe gestellt, für nicht sichtbaren Teile der Anlage einen plausiblen Entwurf zu finden. Ergebnis der Arbeit ist geworden, dass man jetzt sagen kann, dass die Anlage offenbar sehr gut vorgeplant war. Sie hätte wahrscheinlich fast vollständig ohne unmögliche Eingriffe in das natürliche Gelände gebaut werden können.

Virtuelle Darstellung im Film mit Blick über Kaskaden zum Herkules.

Gezeigt wird ein vollständiges digitales Abbild der Anlage, so, wie Landgraf Carl sie sich vermutlich gewünscht hatte. In der Ausstellung ist das digitale Modell  in einem hochauflösenden Film zu sehen, in dem ein Gang durch die Bereiche viele verschiedenen Perspektiven zeigt. In ausgewählten Führungen wird es einen interaktiven virtuellen Rundgang durch diese Barockarchitektur geben.

Hintergrund: Nur in Teilen realisierte Planungen

Erste Planungen für eine monumentale Anlage an der Hangkante des Habichtswaldes lassen sich bereits in den 1680er Jahren nachweisen. Erst mit der Berufung des Italieners Giovanni Francesco Guerniero durch Landgraf Carl im Jahr 1701 gewann das Bauvorhaben an Fahrt. Er entwarf eine Anlage, die vom Herkulesbauwerk bis zum heutigen Schloss Wilhelmshöhe gereicht hätte. Sie wurde aber nur zu einem Teil realisiert.

Das Oktogon samt Pyramide und Herkulesstatue, die Grotten im oberen Bereich und die Kaskaden setzte Guerniero noch ins Werk, ehe er 1715 nach Rom zurückzukehrte. Infolgedessen kam das Bauprojekt zum Erliegen und erst Carls Nachfolger planten und bauten daran weiter. Landgraf Friedrich II. schuf zahlreiche Parkbauten und Landgraf Wilhelm IX. – der spätere Kurfürst Wilhelm I. – ließ die barocken Wasserspiele ab Ende des 18. Jahrhunderts durch monumentale Wasserbilder im Sinne eines englischen Landschaftsgartens ergänzen.

Das verlorene Modell des Bergparks

Wie historische Reiseberichte belegen, war zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Kassel ein Modell des Bergparks besichtigen. Zwischenzeitlich im sog. Kunsthaus, einem von Landgraf Carl gegründeten wissenschaftlichen Museum (heute Naturkundemuseum im Ottoneum) ausgestellt, war es später im sogenannten. Modellhaus zu sehen. Dieses hatte beachtliche Ausmaße mit ca. 63 m Länge, ca. 10 m Höhe und etwa 6 m Breite. Neben den Wasserkünsten im Bergpark zählte es zu den großen Attraktionen Kassels. 1808, in der Regierungszeit König Jérôme Bonapartes, wurde es abgebaut und in Einzelteile zerlegt. Wie viele andere Modelle aus dem ehemaligen Modellhaus ist es verloren gegangen.

Die Ausstellung „Bergpark reloaded“ kann bis 17. September besucht werden.

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