Naturschutzgebiet in Amöneburg – Bereich für gefährdete Tiere und Pflanzen
12.05.2023 (pm/red) Das Naturschutzgebiet „Unter der Waschbach“ bei Amöneburg ist ein bedeutender Ort für die Artenvielfalt in der Region. Dort finden seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere ein Zuhause, weshalb der Landkreis Marburg-Biedenkopf die Fläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen hat.
Der Erhalt, die Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensräumen bestimmter Tier- und Pflanzenarten haben in einem Naturschutzgebiet Priorität. Dabei überwiegt der Schutz der Natur vor allen anderen Nutzungsmöglichkeiten der Fläche. Aufgestellte grüne Schilder im Naturschutzgebiet „Unter der Waschbach“ weisen zudem auf wichtige Verhaltensregeln hin:
Darunter auf den Wegen zu bleiben, Hunde an der Leine zu führen, Tiere und Pflanzen unversehrt und ungestört in ihrem natürlichen Lebensraum zu belassen und im Schutzgebiet auf störende Freizeitaktivitäten wie Lagern, Zelten oder Feuer machen zu verzichten.
„Der Erhalt der Artenvielfalt, zu der sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf bekennt, ist durch die Ausweisung in diesem Gebiet langfristig gesichert“, betont Landrat Jens Womelsdorf. Die Flächen seien auch ein Ausgangspunkt, um seltene Arten in der Umgebung wieder anzusiedeln.
„Unter der Waschbach“ herausragend als Heimat für Pflanzen und Tiere
Im Naturschutzgebiet in Amöneburg findet sich eine Vielfalt an selten gewordenen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere. Darunter Streuobstwiesen, Amphibientümpel, Feuchtwiesen mit hohem Wasseranteil und ein artenreicher Quellsumpf. Räume zum Wachsen für seltene Pflanzen wie die gefährdeten Orchideenarten Breitblättriges Knabenkraut und die Sumpf-Stendelwurz.
Eine landes- und bundesweit herausragende Stellung nimmt das Naturschutzgebiet wegen des breiten Spektrums der Tierarten ein, die dort ein Zuhause gefunden haben. Elf Heuschrecken-Arten, davon sind fünf hessenweit gefährdet, 13 Tagfalter-Arten und Kleinsäuger wie die Garten- oder Siebenschläfer sind dort anzutreffen. Aber auch Amphibien, Reptilien und Vogelarten wie der Steinkauz, der Grün- und Buntspecht sowie zahlreiche Fledermausarten leben in dem 4,4 Hektar großen Gebiet.
Damit ist das Naturschutzgebiet größer als sechs Fußballfelder. Ein Planungsbüro für ökologische Gutachten betont, dass Gebiet habe hessen- und bundesweit eine Leitbildfunktion wegen seiner Artenvielfalt und der guten Zusammenarbeit zwischen allen Akteurinnen und Akteuren, die sich um das Naturschutzgebiet kümmern.
Ein besonderer Baum ist in dem Naturschutzgebiet verwurzelt: Dort steht ein etwa 200 Jahre alter Feldahorn mit einem Stammumfang von rund 350 Zentimetern. Mit 15 Metern weist der Baum zudem eine beeindruckende Höhe auf. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat den Baum als Naturdenkmal ausgewiesen.
Naturschutzbehörde kooperiert mit Landwirten und Tierhaltern
Damit das Gebiet langfristig eine Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten bleibt, untersuchen Mitarbeitende vom Fachdienst Naturschutz regelmäßig, ob die Pflegearbeiten erfolgreich sind. Die notwendigen Arbeiten stimmen sie mit den Landwirten sowie Tierhaltern ab.
So wird der nasse Quellsumpf im Juni nicht mit Maschinen sondern per Hand gemäht, die sogenannte Handmahd. Denn die Mahd mit Maschinen auf so nassen Flächen würde die Wiesenflächen schwer beschädigen. Die trockeneren Bereiche können wiederum mit dem Schlepper gemäht werden, das Heu nutzt ein ortsansässiger Landwirt.
Eine Heidschnucken-Herde beweidet das Naturschutzgebiet, um die Streuobstwiese kümmert sich das Naturschutz-InfoZentrum Amöneburg (NIZA).
Für die Verwertung des Obstes im Naturschutzgebiet ist gesorgt: Helferinnen und Helfer übernehmen Patenschaften für die Obstbäume und pflegen sie. Das Obst können sie dafür zum Verzehr mitnehmen.