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Heinemann-Ausstellung in Willingshausen – Kunstverfälscher reichen sich die Hände

Wandbild von Günter Heinemann an der ehemaligen Schule in Willingshausen. Sternbald-Foto Hartwig Bambey

02.06.2023 (yb) Verballhornung, Verwechslung und Verfälschung, zur bevorstehenden Ausstellung mit Werken von Günter und Marianne Heinemann werden massive Fehlinformationen verbreitet und damit sowohl das Leben wie das Werk der beiden Künstler deformiert.

Aus Willingshausen wird seit Jahren über Skandale berichtet, aktuell werden dem Publikum erneut drastische Verfälschungen, Fehlinformationen und Herabsetzungen zugemutet, die allesamt das letzte Künstlerpaar des „Malerdorfes“ betreffen. Kurz nach dem Tod von Marianne Heinemann (1916 – 2023) sind die Verantwortlichen für die Ausstellung offensichtlich von allen guten Geistern verlassen, offenbaren und kolportieren ihr erschreckendes Unwissen, das dann von mehreren Medien ungeprüft und tatsachenwidrig verbreitet wird.

Günter Heinemann wird zum Untoten gemacht

Den Vogel schießt dabei die Schwälmer Allgemeine als Lokalausgabe der HNA am 4. Juni ab. Ein Jahrzehnte altes Foto zeigt das Künstlerpaar Heinemann in ihrem Atelier und findet sich unterschrieben: „Das Malerehepaar Marianne und Günter Heinemann lebte und arbeitete bis 2010 in seinem Atelierhaus in Willingshausen.“ Günter Heinemann (1914 – 1999) ist nun einmal in 1999, mithin 11 Jahre vorher verstorben.

Mit der Vita von Günter Heinemann haben sich der oder die Verfasser des Pressetextes zur Ausstellung offensichtlich nicht befasst. Stattdessen wird munter vermengt, verfälscht und drauf los salbadert: „Günter Heinemann … entwickelte eine eigene, zunehmend abstrahierende Bildsprache, die nicht nur im dörflichen Umfeld zunächst auf Unverständnis stieß, sondern auch in der repressiven nationalsozialistischen Kulturpolitik vorerst ihre Grenzen fand.“ Es wird damit kolportiert, dass Heinemanns Arbeiten in Willingshausen Unverständnis und (zugleich) in der Nazizeit Repression erlebten.

Dabei ist der Maler Günter Heinemann im Jahr 1948 überhaupt erst nach Willingshausen gekommen. Der Spuk des Naziregimes und der Zweite Weltkrieg lagen bereits drei Jahre zurück, Heinemann war zunächst als Soldat Kriegsteilnehmer, anschließend verbrachte er noch drei Jahre in Kriegsgefangenschaft. In Kassel geboren hat er dort Kunst studiert und hat danach ein Jahr in Italien zu Studienzwecken als Maler verbracht. Repressionen wegen seiner Malerei war er durchaus nicht ausgesetzt, vielmehr war er als zum Krieg eingezogener deutscher Soldat an der Ausübung seines Berufes gehindert.

Bildschirmfoto des Vorberichts zur Heinemann-Ausstellung in SEK-NEWS, veröffentlicht am 26.5.2023 mit zwei krassen Fehlern bei den Illustrationen. Die Abbildung oben steht auf dem Kopf. Die Abbildung der Zeichnung von Günter Heinemann als Entwurf für ein Wandbild in Willingshausen hat die verfälschende Bildunterschrift „Schwälmer Trachten und die Stickerei prägen die Motive von Marianne Heinemann“. (Artikel zuletzt aufgerufen am 5.6.2023 um 09.02.37 MEZ)

Diese sowohl zeitlich wie inhaltlich falsche Vermengung findet sich wortgleich im Online-Medium SEK-News zu lesen. Nicht genug damit, in diesem weitgehend textidentischen Artikel findet sich der Entwurf eines Wandbildes von Günter Heinemann veröffentlicht. In der zugehörigen Bildunterschrift findet sich zu lesen: „Schwälmer Trachten und die Stickerei prägen die Motive von Marianne Heinemann.„. Schlimmer gehts nimmer, möchte es einem entfahren. Doch weit gefehlt. Das oben abgebildete Werk von Günter Heineman steht auf dem Kopf. Eine Korrektur dieser gravierenden Fehler und Verfälschungen ist bis zum 5. Juni 2023 unterblieben., siehe Bildschirmfoto mit Texthinweisen in rot.

Fake-News seriell – direkt aus Willingshausen

Dass die Lokalzeitung, wo ausgebildete Journalisten arbeiten und die Veröffentlichung zu veranworten haben, ungeprüft eine grob fehlerhafte Pressemitteilung veröffentlichen, ist bestürzend genug. „Das Malerehepaar lebte und arbeitete bis 2010 in dem von Marianne Heinemanns Vater Prof Wilhelm Thielmann, Mitglied der Malerkolonie, erbauten Atelierhaus in Willingshausen“ transportiert gleich mehrfach Fake-News.

Falschnachrichten in Wort und Bild: Unter einem Jahrzehnte alten Foto des Künstlerpaares findet sich die krass falsche Aussage mit Bezug auf das Jahr 2010. Sternbald-Montage

Nicht alleine die Tatsache, dass Günter Heinemann viele Jahr vorher gestorben ist, müsste auffallen und kann so keinesfalls veröffentlicht werden. Dass das Künstlerpaar bis zum Jahr 2010 gearbeitet habe, ist ein Hirngespinst. Abgesehen vom hohen Alter hatte Marianne Heinemann ein Augenleiden, was ihr schon lange weiteres Arbeiten und Malen verunmöglicht hat. Im Jahr 2010 hatte sie bereits das gesegnete Alter von 94 Jahren erreicht und befand sich längst im wohlverdienten Ruhestand.

Bei diesen als seriell zu bezeichnenden grob fehlerhaften Veröffentlichungen im Vorfeld der bevorstehenden Heinemann-Ausstellung in der Kunsthalle Willingshausen überrascht es nur noch wenig, das auch die Gemeinde Willingshausen den Desinformationen aufsitzt und sie in ihrer Webseite veröffentlicht.

Zugleich offenbart sich mit der Fülle der verbreiteten Falschinfomationen in Wort und Bild eine erschreckende Ignoranz und krasse Bildungsferne der Verantwortlichen aus dem Ort, in dem man sich allzu gerne als „Malerdorf“ bezeichnet.

Das war doch zu erwarten von den Leuten, die diese Ausstellung machen“, kommentierte mit Bedauern eine Kennerin der Verhältnisse in Willingshausen die Falschveröffentlichungen.“

Kunsthistoriker unerwünscht in Willingshausen

Diese Verhältnisse sind seit inzwischen einem Jahrzehnt davon gekennzeichnet, dass Kunsthistoriker unerwünscht sind und entsprechend abweisend feindlich behandelt werden. Nicht alleine der renommierte Kenner Willingshausens und vielfache Buchautor Dr. Bernd Küster ist hier zu nennen. Vor 10 Jahren wurde nach kurzzeitiger Tätigkeit das Arbeitsverhältnis mit einer jungen Kunsthistorikerin abrupt beendet. Mehrere einschlägige Angebote aus Kassel und von anderen Orten wurde in den Jahren danach brüsk abgelehnt.

Die Heinemann-Ausstellung wird verantwortet von der Willingshausen Tourismus Betriebsgesellschaft (WTB) und dem Verein Malerstübchen Willingshausen e. V.. Wer denken würde, dass Mitarbeit und Beteiligung einer Nichte von Marianne Heinemann hier anderweitig wirksam sein müsste, wird entttäuscht. „Die Einführung hält Dorothea Thielmann-Ludwig, Marianne Heinemanns Nichte aus der Nähe von Karlsruhe, bei der die Willingshäuserin zuletzt lebte“ findet sich in der Schwälmer Allgemeinen dazu mitgeteilt. Diese könnte und müsste es besser wissen und ist damit für seriöse Vorkankündigung mit verantwortlich.

Die Aussage auf Webseite der WTBMarianne Heinemann aufgewachsen im heimischen Malermilieukreis ihres Vaters Wilhelm Thielmann, bleibt in ihren Arbeiten der traditionellen, naturalistischen Malerei verbunden“ müsste Frau Thielmann-Ludwig Zornesröte ins Gesicht treiben. Dass die Malerei von Marianne Heinemann maßgeblich vom Stil der „Neuen Sachlichkeit“ geprägt wurde und sich deutlich unterscheidet von der „traditionellen, naturalistischen Malerei“ sollte sie zumindest in vielen veröffentlichten Beiträgen von Kunsthistorikern gelesen haben.

Kunstverfälscher reichen sich damit in bedenklicher Weise die Hände in Willingshausen – und eine Zahl von Medien gedruckt und online bis hin zur Oberhessischen Zeitung  – sitzen den Falschinformationen auf und verbreiten sie.     Redaktioneller Hinweis: Dieser am 02.06.2023 veröffentlichte Artikel ist am 05.06.2023 aktualisiert und ergänzt worden.

—>Artikel über Marianne Heinemann findet sich veröffentlicht in kultur-willingshausen.de

—>Artikel über Wandbild von Günter Heinemann in Willingshausen in das Marburger.

 

 

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