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Fotoausstellung Wandbilder Günter Heinemann – Sgraffito-Künstler und Gründer des Kulturtourismus im Malerdorf Willingshausen

Zur Eröffnung der Fotoausstellung mit Wandbildern von Günter Heinemann im Kulturhaus AnTreff hörten die Gäste einen kompetenten und spannenden Vortrag von Ulrike Schulte. Die langjährige Leiterin der Malschule Willingshausen und  Nachfolgerin von Günter Heinemann in dieser Funktion seit 1992 brachte viele Aspekte und Hintergründe zum Werk und Wirken des Künstlers zu Gehör. Foto Jörg Haafke.

13.06.2023 (pm/red) Die Fotoausstellung von Erich Würz-Huß im Kulturhaus AnTreff mit der Einführung und Erläuterungen von Ulrike Schulte präsentierten den Künstler Günter Heinemann (1914 – 1999) in einem neuen Licht. Bei bestem Sommerwetter konnte die Kultur-Initiative Willings­hausen zahlreiche Gäste zur Vernissage der Ausstellung „Erich Würz-Huß: Kunst am Bau – Wandbilder von Günter Heinemann“ begrüßen. Die Ausstellung leistet eine Präsentation von Fotografien über das künstlerische Schaffen von Günter Heinemann. Die Gäste zeigten sich durchweg erstaunt in Anbetracht des beeindruckenden Werkes des Willingshäuser Künstlers. In Willingshausen habe man nichts von diesen Arbeiten gewusst, konstatierte dazu Elisabeth Dittschar etwas verlegen.

Bei der parallel in der Kunsthalle Willingshausen gezeigten Ausstellung „Marianne und Günter Heinemann“ erfahre das umfassende künstlerische Werk von Heinemann lediglich eine nachrangige Darstellung wussten einige Gäste zu berichten, die bereits diese Ausstellung besucht haben. Zwar seien zur Ehefrau Marianne Heinemann gleichgewichtig Arbeiten von Günter Heinemann ausgestellt. Von seinen Wandbildern werden lediglich Gestaltungsentwürfe gezeigt. Als solche erkennbar zudem nur jene zwei Arbeiten, die sich vorrangig mit der Schwälmer Tracht beschäftigen und in Willingshausen realisiert worden sind.

Die Fotografien von Erich Würz-Huß aus allen Teilen Hessens bieten somit Gelegenheit die substanziellen Leistungen von Günter Heinemann in vielen Gebäuden in zahlreichen Städten in Hessen den Blick zu nehmen.

Willingshäuser auf den zweiten Blick: Günter Heinemann

Günter Heinemann bevorzugte, so Ulrike Schulte, in seinen frühen Gemälden eher expressionistische Darstellungen. Er fand dann später bei seinen Wandgestaltungen einen sehr nüchternen, an die Avantgarde der Vorkriegszeit und die Formensprache von Braque und Picasso angelehnten Stil. Die neuen Zeiten brachten eine veränderte Ästhetik hervor und beförderten gänzlich neues Verständnis von Kunst. Im Malerdorf Willingshausen wurde indes eine Sehnsucht nach den „schönen Bildern“ bevorzugt.

So blieb Günter Heinemann in Willingshausen weitgehend unverstanden. Es müsse geradezu als Ironie der Geschichte angesehen werden, dass ausgerechnet Günter Heinemann maßgeblich dazu beigetragen hat eine Besinnung auf das Renommee als „Malerdorf“ wieder zu beleben. Gemeinsam mit dem ortsansässigen Eisenbahner und Pensionsbetreiber Georg Todt entwickelte er eine Malschule für Freizeitmalerei und brachte einen Malerdorf-Tourismus seit 1972 erfolgreich auf den Weg.

Ulrike Schulte, die 1992 die Leitung der Malschule von Günter Heinemann übernommen hat, stellte fest, dass neben den Künstlerstipendium ab Mitte der 1990er Jahre ein touristisches Entwicklungskonzept vor der Zeit der Gründung der Willingshausen Touristik Betriebsgesellschaft mbH (WTB) in der Diskussion war. Dieses habe darauf abgezielt, eine kultur-wirtschaftliche Grundlage zur Stärkung der Ökonomie des Dorfes auszubauen. Darauf orientierte Aktivitäten wurden seit Bestehen der Kunsthalle jedoch sukzessive zurückgefahren und vernachlässigt.

Künstlerischer Mentor für die Besinnung auf vormalige Malerkolonie

Es bleibt die Erkenntnis, dass Günter Heinemann – durchaus im Gegensatz zu seinem eigenen Kunstverständnis – als der künstlerische Mentor für eine wieder erwachte Vorstellung in Willingshausen von der vormaligen Malerkolonie eingeordnet werden muss. „Mithin kann, ja muss Günter Heinemann als Begründer der touristischen Epoche in Nachfolge der Künstlerkolonie betrachtet werden“, fasste Jörg Haafke für den Vorstand der Kultur-Initiative die profunden Erkenntnisse dieser Ausstellungseröffnung zusammen.

„Wir bedauern sehr, dass die WTB unser Angebot zu einer gemeinsamen Vorbereitung und Präsentation der Heinemann-Ausstellungen nicht aufgegriffen hat. Ein konstruktiver Dialog über die Arbeit und das Wirken von Günter Heinemann wurde verweigert und ist nicht zustande gekommen“, stellte Jörg Haafke für die Kultur-Initiative Willingshausen fest.

Im Zusammenhang mit den Aktivitäten zur Vorbereitung eines Jubiläums „200 Jahre Künstlerkolonie Willingshausen“ im Jahr 2024 sei es jedoch an der Zeit, dass auch das heutige, diesbezüglich ambitionierte Willingshausen der unbestreitbaren Rolle Günter Heinemanns als Hüter des Aushängeschildes „Malerdorf“ eine angemessene Beachtung zuteil werden lässt.

Die Ausstellung im Kulturhaus AnTreff wird bis 15. Juli gezeigt und ist samstags von 10 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung zugänglich.

—>Artikel über Günter Heinemann

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