Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

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Marburger Selbsthilfetag 2023 artikuliert Pläne für Kooperation auf Augenhöhe

Offene Gesprächsrunde beim Stelbhilfetag in Marburg. Foto Matthias Weiß

22.07.2022 (pm/red) Beim Selbsthilfetag im Marburger Erwin-Piscator-Haus war die Selbsthilfefreundlichkeit der Region Marburg-Biedenkopf Thema. Die Selbsthilfeorganisation und Gesundheitseinrichtungen stellten Überlegungen an für gemeinsam Pläne, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren.

30 Selbsthilfegruppen aus den Bereichen Erkrankung, chronische Erkrankung und Behinderung; psychische Erkrankung und Probleme, Sucht, Bereich besondere Lebenslagen waren mit Infoständen beim Selbsthilfetag vertreten. Martina Heide-Ermel leitet in Ihrer Begrüßungsrede in das Thema ein.

„Als Trägervertreterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle freut es mich, dass wir in unserem Angebotsportfolio hier in Marburg einen wichtigen Beitrag leisten können und der Selbsthilfe ein Gesicht geben. An einem Tag wie heute wird sichtbar wie vielfältig, wichtig, unterstützend, verbindend und stärkend Selbsthilfe ist.“

„Ich freue mich vor allem für die Menschen, welche heute über den Kontakt zu Selbsthilfegruppen neue Hoffnung für ihre persönliche Situation schöpfen konnten und gesehen haben, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind“, bilanziert Diane Schaible, Koordinatorin der Selbsthilfe-Kontaktstelle Marburg, am Ende des Veranstaltungstages.

Am Nachmittag beschäftigte sich eine offene Gesprächsrunde zwischen Selbsthilfe und Gesundheitswesen mit der aktuellen Situation rund um ihre Zusammenarbeit. Denn eine solche bringe viele Vorteile mit sich, wie Ines Krahn und Iris Busse vom „Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ in ihrem Impulsvortrag am Vormittag betonten.

Zusammenarbeit ist eine Win-win-Situation

Eine enge Zusammenarbeit fördere den Zugang zu Informationen, Ressourcen und Unterstützung. Das ermögliche Betroffenen, besser mit ihrer Erkrankung oder Behinderung umzugehen. Zudem trage die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen dazu bei, dass Gesundheitseinrichtungen besser über Bedürfnisse und Wünsche ihrer Patienten und deren Angehörige informiert seien. Beide Seiten können voneinander profitieren. Eine Win-win-Situation!

In der Gesprächsrunde wurde deutlich, dass es vereinzelt bereits gute Strukturen gibt, so etwa am Comprehensive Cancer Centers (CCC) Marburg. Prof. Dr. med. Thomas Wündisch stimmte den Vertretern des Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit zu: „Feste Termine, eine feste Ansprechperson am Zentrum ist ebenso wichtig wie Vernetzung.“

Die Selbsthilfegruppen berichteten hingegen von persönlichen Erfahrungen, die zeigen, dass es noch Verbesserungsbedarf gibt. Helmut Fleischer von den Kehlkopfoperierten Mittelhessen e.V. plädierte für einen Blick über den eigenen Tellerrand: „Selbsthilfe gibt es nicht nur bei Krebserkrankungen, sie fängt bei A an und hört bei Z auf.“  

Joline Dörr von den Sterneneltern Marburg berichtete, sie habe in ihrer persönlichen Situation wenig Mitgefühl oder Verständnis von Ärzten erhalten. Sie sei froh, wenn Betroffene ihre Selbsthilfegruppe zufällig im Internet fänden. Dörr betonte zudem, dass die vielfältige Arbeit der Selbsthilfe eine rein ehrenamtliche sei.

Selbsthilfe künftig auch über PriMa und PsyMa veröffentlichen

Die Vertreter:innen von PsyMa und PriMa plädierten für eine stärkere Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen. „Selbsthilfe sollte im Interesse eines jeden Arztes sein. Patienten werden zu Experten in eigener Sache“, so Dr. med. Wiegand Müller-Brodmann von PriMa. Die Publikumsidee, die Kontakte zur Selbsthilfe im Print-Magazin der PriMa zu veröffentlichen, stieß bei ihm auf offene Ohren.

Roland Stürmer von PsyMa möchte sich dafür einsetzen, dass auf der eigenen Website auf die Selbsthilfe-Kontaktstelle hingewiesen und verlinkt wird. „Sich im Bereich Selbsthilfe auszukennen, erfordert ein eigenes Studium, deshalb ist eine Einrichtung wie die Selbsthilfe-Kontaktstelle so wichtig“, erklärte Stürmer. „Ich werde mich auch beim Magistrat und unserem Landrat für eine stärkere finanzielle Unterstützung einsetzen“, so Stürmer weiter.

Selbsthilfe-Kontaktstelle Marburg arbeitet auf Sparflamme

In der Selbsthilfe-Kontaktstelle Marburg sind derzeit eine Fachberaterin mit 17 und eine Verwaltungsfachkraft mit 4 Wochenstunden beschäftigt. Mit dieser personellen Ausstattung ist sie zuständig für die Stadt Marburg und den Landkreis Marburg-Biedenkopf mit insgesamt rund 249.000 Einwohner:innen und rund hundert Selbsthilfegruppen aus den Bereichen Erkrankung, chronische Erkrankung und Behinderung; psychische Erkrankung und Probleme; Sucht sowie dem Bereich besondere Lebenslagen  

Dies fällt deutlich hinter die Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. zurück. Demnach sind für die Größe des Landkreises Marburg-Biedenkopf 2,5 Stellen für die Fachberatung und eine volle Stelle für die Verwaltung angemessen.

„Wir hoffen, dass der Selbsthilfetag auch dazu beigetragen hat, den verantwortlichen Politiker noch einmal mehr zu zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist, da sie sich an den Bedürfnissen der Bürger orientiert. Wir benötigen dringend mehr Unterstützung, um die Selbsthilfearbeit auch an der Basis stärker und vor allem kontinuierlicher voranbringen zu können.“

Stadt und Landkreis gefordert

Die Finanzierung der Selbsthilfekontaktstellen ist eine Mischfinanzierung aus Fördermitteln der gesetzlichen Krankenkassen als gesetzliche Verpflichtung und freiwilligen Mitteln der Kommune,  auch per Weiterleitung von Landesmitteln). Die Bereitstellung von freiwilligen Mitteln der Kommunen ist dabei für die Förderung der Krankenkassen zwingend erforderlich.

Weitere Info gibt es online.

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