EuroDaT-Gründung mit Unterstützung durch Marburger Juristen
11.08.2023 (wm/red) Wie Wissenschaft zur praktischen Anwendung kommen kann, berichtet die Philipps-Universität Marburg. Die juristische Expertise und Beratung einer vierköpfigen Professoren-Gruppe der Philipps-Universität hat einen wichtigen Beitrag zur Gründung der EuroDaT GmbH durch das Land Hessen geleistet. Mit diesem Unternehmen, das nicht profitorientiert arbeitet und der Neutralität verpflichtet ist, soll es möglich werden, Daten aus verschiedenen Quellen des Finanzmarkts sicher zu verknüpfen und datenschutzgerecht zur Verfügung zu stellen – etwa zur Aufdeckung von Betrug und Finanzkriminalität oder für Forschungszwecke.
„Als Treuhand-Gesellschaft macht EuroDaT die Nutzung von sensiblen Daten möglich, die nicht in falsche Hände gehören“, erklärt Prof. Dr. Sebastian Omlor, der als Experte für Rechtsfragen rund um die Digitalisierung bekannt ist. Als „made in Marburg“ bezeichnet Omlor die Gesellschaftsstruktur, datenschutzrechtliche Vorkehrungen und Vertragsgrundlagen von EuroDaT. Das Marburger Juraprofessoren-Quartett Sebastian Omlor, Johannes Buchheim, Michael Kling und Florian Möslein hat als Teil des vom Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung verantworteten Teilvorhabens GovLegal komplexe Fragen zu Datenschutz und Vertragsrecht bearbeitet und somit die rechtliche Grundlage für diesen Meilenstein geliefert. Das Projekt ist Teil eines umfassenden Fördervorhabens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
„Spitzenforschung, Anwendung und Bildung machen die Universität Marburg zu einem zentralen Ort der Wissenschaft. Dieses erfolgreiche Transfer-Projekt zeigt eindrücklich, wie wir unsere Fachperspektiven nutzen, um die sich verändernde Welt mitzugestalten und Zukunftskonzepte zu entwickeln“, betont Prof. Dr. Thomas Nauss, Präsident der Philipps-Universität.
EuroDaT ermöglicht, dass Daten aus verschiedenen Quellen zusammengeführt und analysiert werden können. Die Daten bleiben dabei vor unbefugtem Zugriff durch Dritte geschützt, denn EuroDaT organisiert den sicheren Datentransfer, sammelt und speichert aber selbst keine sensiblen Daten. Unter dieser Voraussetzung können Finanzdaten wie etwa Kontobewegungen, die eine hohe volkswirtschaftliche Relevanz haben und zugleich aus gutem Grund sehr gut geschützt sind, genutzt werden, um Zahlungsströme nachzuvollziehen und kriminellen Aktivitäten wie Geldwäsche aufzudecken. Ähnlich ist es bei den Daten der Bundesbank, die für verschiedene Analysen wichtig sind und zugleich geschützt sein müssen.
Die Nutzung solcher Daten zu ermöglichen und zugleich die Risiken auszuschalten, die damit verbunden sind, ist der Kern des Projekts „EuroDaT“.
Mit der Gründung der EuroDaT GmbH hat das Projekt einen wesentlichen Meilenstein erreicht. „In der verbleibenden Projektlaufzeit bis Ende 2023 sollen die konkreten Anwendungen soweit entwickelt und getestet werden, dass die Dienstleistungen regulär auf den Markt kommen und beispielsweise Geldwäsche bekämpfen können“, hofft Omlor. Eine Ausweitung auf andere Anwendungsfälle und Daten außerhalb der Finanzwirtschaft sei geplant, wird abschließend informiert.