viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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78 Jahre nach Nagasaki – Was tun gegen die Atomkriegs-Gefahr?

Mahnmal gegen Atombomben in Nagasaki. Foto nn

20.08.2023 (pm/red) Am Mittwoch 9. August vor 78 Jahren, warf die US-Luftwaffe die Plutoniumbombe „Fat Man“ auf Nagasaki ab. In Marburg wurde diesem 9. August eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Atomwaffen sofort abschaffen – bevor es zu spät ist!“ angeboten. Das Marburger Bündnis „Nein zum Krieg!“ hatte zusammen mit ICAN Marburg und dem Deutschen Gewerkschaftsbund eingeladen.

Christa Winter begrüßte die mehr als 100 Besucher/innen im Namen des Marburger Bündnisses „Nein zum Krieg!“ im Historischen Rathaussaal, dankte den Kooperationspartnern und dem Oberbürgermeister, der die Räume zur Verfügung stellte. Der japanische Sprachlehrer Seiji Hattori zeigt die Gedenkstätte zu Ehren der Atombombenopfer im Friedensgedächtnispark von Hiroshima. Die deutsche Inschrift wurde zitiert:

„Mögen alle Seelen hier in Frieden ruhen. Denn wir werden die Katastrophe nie wieder zulassen!“

Die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung, wurde vor 40 Jahren von einem US-amerikanischen und einem russischen Kardiologen gegründet. Der Referent Matthais Jochheim, war Vorstandsmitglied der Organisation und koordiniert die Regionalgruppe Rhein-Main. Insgesamt sind weltweit 150.000 Ärztinnen und Ärzte aktiv. 1985 erhielten sie für die Aufklärung über die Gefahren eines Atomkrieges den Friedensnobelpreis.

Besucher der Veranstaltung am 9. August im Rathaus Marburg. Foto nn

Matthais Jochheim informierte über die Sprengkraft der Bombe in Nagasaki. Sie entsprach 20 Kilotonnen TNT, d.h. der Wirkung von 20.000 Tonnen des bis dahin stärksten Sprengstoffs. Eine Tonne TNT reicht aus, um ein Hochhaus zu sprengen. Der Horror von Hiroshima und Nagasaki konnte jedoch nicht bewirken, dass nach dem 2. Weltkrieg mit Beginn der Ost-West-Blockkonfrontation zumindest diese grauenhaften Massenvernichtungsmittel abgerüstet wurden.

Zunächst erklärte Großbritannien seinen Willen zur Nuklearrüstung und ab 1949 begann die Sowjetunion, den Beispiel der USA folgend, mit dem Aufbau eines gigantischen Atomwaffenarsenal. Das „Gleichgewicht des Schreckens“ war im Kalten Krieg die Parole. In den 1950er Jahren regte sich in Deutschland der zivile Widerstand gegen die geplante Nuklearrüstung der neu gegründeten Bundeswehr, unter der Parole „Kampf dem Atomtod“.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Folgen der Atomwaffentests in der Atmosphäre, die starke Zunahme von Krebserkrankungen durch Strahlungen und radioaktiver Staub (Fallout), führten 1963 zu internationalen Teststopp-Abkommen. Unterirdisch gingen Tests allerdings weiter.

Eine neue Massenbewegung gegen die Atomrüstung begann in Europa zu Beginn der 1980er Jahre, als die NATO die sogenannte „Nachrüstung“ plante, die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen vom Typ Pershing 2 und Cruise Missiles mit nuklearen Sprengköpfen. Die Sowjetunion hatte ihrerseits SS-20 Raketen in Osteuropa aufgestellt.

Diese machtvolle internationale Bewegung trug erheblich dazu bei, dass schließlich 1987 zwischen den USA unter Ronald Reagan als Präsident der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion mit dem Staatspräsidenten Michail Gorbatschow das Mittelstrecken-Raketenabkommen INF zu einer realen, kontrollierten Abrüstung und Abzug auf beiden Seiten der Blockgrenzen in Europa geschlossen wurde. Die Mittelstreckenraketen wurden abgezogen.

Dieses INF-Abkommen wurde von den USA einseitig am 2. August 2019, in der Regierungszeit von Präsident Donald Trump, gekündigt. Die Aufstellung neuer ultraschneller US-Raketen in Deutschland und zudem unmittelbar an den russischen Grenzen ist geplant. Die Kommandozentrale wird in Wiesbaden neu errichtet. Weitere Kündigungen von Verträgen durch die USA wurden vom Referenten dargestellt, z.B. das Open Skies Abkommen, das NEW START-Abkommen.

In den letzten 20 Jahren hat das Zusammenwirken von Bürgerbewegung und Regierungen dazu geführt, jeweils im Rahmen und mit Unterstützung der Vereinten Nationen,  das von der Vollversammlung der UN veranlasste Gutachten des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag aus dem Jahr 1996 in Auftrag zu geben. Das Ergebnis war:

Die völkerrechtlich verbindliche Verhandlungspflicht zur Realisierung vollständiger nuklearer Abrüstung (atomare Nulllösung). Genau dies ist bis heute nicht geschehen, im Gegenteil bestehende Rüstungskontrollverträge wurden immer weiter demontiert.

Ein weiteres Beispiel für das Zusammenwirken von Friedensbewegung und Diplomatie ist er von der UN-Vollversammlung und von inzwischen bereits 92 Regierungen beschlossenen Atomwaffenverbotsvertrag . Dieser hat auch die Unterstützung zahlreicher Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, der Mayors for Peace (Bürgermeister/innen für den Frieden), dem auch der Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies angehört.

90 Sekunden auf der Weltuntergangsuhr

In jedem Jahr stellt das Gremium der besorgten Atomwissenschaftler/innen den Grad der Gefährdung durch einen Nuklearkrieg fest, und stellte die Weltuntergangsuhr auf 90 Sekunden entfernt vorm Weltuntergang, so nah wie noch nie. Nicht nur wegen des drohenden Nuklearkrieges, sondern nun auch wegen der globalen Klimakatastrophe, deren Vorboten wir schon überall wahrnehmen.
Das ist die globale Katastrophe, die die Nationen nur gemeinsam lösen können.

In der anschließenden Diskussion wurde mehrere Vorschläge zu einer möglichen Lösung vorgebracht. Im Mittelpunkt steht die Aufklärung der Bevölkerung, über die aktuellen Gefahren von Atomwaffen, über die Verantwortung der (Kommunal-)Politik und von der Möglichkeit des Widerstandes, um die weitere Aufrüstung von Atomwaffen zu verhindern.

Das Marburger „Bündnis „Nein zum Krieg!“ lädt zum Antikriegstag am Freitag 1. September, 17 Uhr am Deserteur Denkmal, Frankfurter Straße und zum 7. Marburger Friedensforum, 3. September von 15 – 18 Uhr am Lutherischen Kirchhof mit Prof. em. Franz Segbers (Sozialethiker) ein. Er referiert zum Thema: „Lasst und für den Frieden eintreten, Schande über die Friedensverweigerer“.
Weitere Informationen online.

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