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Digitalisierung: Fluch oder Segen für Deutschland?

Smartphones, Tablets und Laptop zeigen Textdokumente

An immer mehr Schulen werden Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien gelehrt. Bildquelle: Maxx-Studio – 119049481 / Shutterstock.com

23.08.2023 (pm/red) Die Erwartungen an die Digitalisierung sind hoch. Sie soll die Wirtschaft effizienter und nachhaltiger machen und die Gesellschaft, in der wir leben, transformieren. Doch der Prozess hat auch seine Schattenseiten, die in letzter Zeit immer deutlicher ins Auge fallen. Deutschland wird in den nächsten Jahren viel tun müssen, um negative Folgen abzufedern. Und die einheimische Digitalwirtschaft genießt international längst nicht den guten Ruf der deutschen Industrie. Deutschland läuft also Gefahr, abgehängt zu werden. Wird es am Ende gar zu den Verlierern der Digitalisierung gehören?

Deutschland bei der Digitalisierung nur Mittelfeld

Jedenfalls nimmt die Bundesrepublik bei der Digitalisierung bislang keine Spitzenposition ein. Die großen Gewinner der Digitalisierung sitzen bislang vor allem in den USA oder in China. Selbst innerhalb Europas kann Deutschland keine Führungsrolle für sich beanspruchen. Länder wie Großbritannien oder Schweden sind deutlich weiter und haben erfolgreiche Unternehmen wie Deliveroo, Spotify oder Klarna hervorgebracht. Was die Digitalisierung von Verwaltung und Wirtschaft angeht, liegt Deutschland europaweit an dreizehnter Stelle – hinter Ländern wie Irland, Estland oder Slowenien. Die Auswirkungen dieses Rückstands sind aktuell noch nicht zu spüren. In der Zukunft könnten sie sich aber zu einem ernsthaften Problem entwickeln. Die Digitalisierung gefährdet also möglicherweise die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

Abhängigkeit von ausländischen Technologien erweist sich als Risiko

Ein weiteres Problem ist in den letzten Monaten verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt: Die Digitalisierung verstärkt die Abhängigkeit von ausländischen Technologien. Das gilt auch für das Zugpferd der deutschen Wirtschaft, den Mittelstand. Viele Unternehmen sind auf Elektronikkomponenten aus Fernost angewiesen. Der Handelsstreit mit China führt derzeit zu Lieferengpässen und Preissteigerungen, die das Geschäft gefährden. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Und bis Europa eigene Kapazitäten aufgebaut hat, zum Beispiel bei der Herstellung von Halbleitern, werden Jahre vergehen. Es ist daher zu befürchten, dass deutsche Firmen Marktanteile an ihre Konkurrenten aus Asien oder aus den USA verlieren.

Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten

Auch am Arbeitsmarkt sind die Auswirkungen der Digitalisierung zu spüren. Die Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften steigt ständig an. Gleichzeitig wird es für ältere oder ungelernte Arbeitnehmer immer schwieriger, den Anschluss zu finden. Zudem gefährdet der Durchbruch von KI-Technologien in den nächsten Jahrzehnten Millionen von Arbeitsplätzen in Deutschland. Trotz aller Chancen, die die Digitalisierung bietet, ist also mit erheblichen Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung könnte daraus als Verlierer hervorgehen. Das würde die Spaltung der Gesellschaft weiter verstärken.

Digitalisierung als Chance für die deutsche Industrie

Dennoch: Die Digitalisierung bietet auch Chancen für die deutsche Wirtschaft. Gerade die Industrie kann von ihr profitieren. Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge haben das Potential, in der Produktion die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Echtzeit-Datenanalyse und dezentrale Entscheidungsfindung reduzieren den Verwaltungsaufwand. Dadurch entstehen Möglichkeiten wie die individuelle Anfertigung von Massenprodukten („Mass customization“). Sie erlaubt es, Produkte mit höherem Verkaufswert zu niedrigen Preisen herzustellen. Die „Industrie 4.0“ könnte sich also als der Wachstumsmotor erweisen, der die deutsche Wirtschaft auch im 21. Jahrhundert zukunftsfähig macht.

Einheimische Digitalwirtschaft holt auf

Zudem hat die deutsche Digitalwirtschaft erst kürzlich wieder bewiesen, dass sie durchaus in der Lage ist, ihren Rückstand wieder aufzuholen. Der einheimische Markt für Online-Glücksspiele wurde bis 2021 durch eine restriktive Gesetzgebung behindert. Länder wie Malta oder Schweden haben in dieser Zeit nicht nur einen erheblichen Vorsprung an Know-how angesammelt, sie haben sich auch unter Casino-Nutzern einen guten Ruf erworben. Dennoch haben deutsche Online Casinos es binnen kürzester Zeit geschafft, sich auf dem Markt zu etablieren. Durch kluge strategische Entscheidungen und den Zukauf von Know-how haben sie ihren Rückstand schnell ausgeglichen. Und sind mittlerweile für starken Spielerschutz und ein hochwertiges Slot-Sortiment bekannt.

Neue Märkte für den Export

Schließlich profitiert die deutsche Wirtschaft auch von der Digitalisierung in anderen Teilen der Welt. Regionen in Afrika, Asien oder Südamerika, die bislang nur unzureichend erschlossen waren, öffnen sich zunehmend für den internationalen Handel. Dadurch entstehen neue Märkte für deutsche Unternehmen. E-Commerce Plattformen und Verbesserungen bei der Logistik senken die Kosten für die Verteilung der Güter und erhöhen dadurch die Gewinnspannen. Langfristig gesehen kommt auch ein dritter Faktor der exportorientierten deutschen Wirtschaft zugute: Der steigende Wohlstand durch die Digitalisierung erhöht die Nachfrage nach hochwertigen Gütern aus deutscher Produktion.

Digitalisierung als Herausforderung

Trotz aller Probleme bringt die Digitalisierung also große Chancen für Deutschland mit sich. Es liegt an Politik und Wirtschaft, diese Chancen zu nutzen. Der Staat muss die nötigen rechtlichen Voraussetzungen schaffen und flexibler als bisher auf die Veränderungen reagieren, die neue Technologien mit sich bringen. Und die Wirtschaft darf sich nicht auf alten Leistungen ausruhen, sondern muss Innovationen vorantreiben. Gelingt das, wird Deutschland seinen Wohlstand nicht nur wahren, sondern sogar ausbauen können.

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