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Nichts heizt sauberer als Holzpellets – Bauen und Heizen mit Holz sind keine Gegensätze


Holzpellets als umweltfreundlicher Energieträger. Foto Roland Irslinger

09.10.2023 | Gastbeitrag von Roland Irslinger  Der enorme Anstieg der Preise für Heizöl und Gas lässt viele Menschen wieder auf altbewährte Holzheizungen setzen. Insbesondere Holz-Pellets sind weiterhin eine kostengünstige Art zu heizen. Heizen mit Pellets ist vor allem im ländlichen Raum weit verbreitet und nahezu klimaneutral. Pellets sind ein wichtiges Standbein der Wärmewende. Andererseits wird von Umweltverbänden und vom Umweltbundesamt vor dem Heizen mit Holz gewarnt. Pelletöfen würden gesundheitsschädlichen Feinstaub produzieren. Es sei außerdem besser für das Klima, das Holz im Wald zu belassen, statt es zu verheizen.

Denn trockenes Holz bestehe zur Hälfte aus Kohlenstoff (C), beim Verbrennen von Holz werde dieser oxidiert und Kohlendioxid (CO2) in die Luft emittiert. Im Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes vom 3. April 2023 sollte Heizen mit Holz deutlich eingeschränkt werden. Im neuen Entwurf zum GEG wird Holz als Brennstoff nicht mehr beschränkt. Mit Holz und Pellets betriebene Heizungen erfüllen die 65 Prozent Vorgabe ausnahmslos. Auch die Brüsseler Bürokratie versuchte jüngst vergeblich, der energetischen Nutzung von Holz die Klimaneutralität abzuerkennen. Ofenbesitzer sind verunsichert.

Klimaneutral oder nicht?

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hat sich seit Regierungsantritt der Ampel-Koalition auf’s Glatteis begeben, indem es die ziemlich gewagte Behauptung aufstellt, Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft sei zwar CO2-, aber nicht klimaneutral. Denn Holz und damit Kohlenstoff könne ja weiterhin in unseren Wäldern angereichert werden, statt es zu verheizen.

Bei dieser Überlegung werden Wälder als C-Senken betrachtet, indem davon ausgegangen wird, dass sie, lässt man sie wachsen, weiterhin Biomasse und damit Kohlenstoff akkumulieren und so die Atmosphäre entlasten. Auf Druck des vorgesetzten BMUV muss sich inzwischen auch das Umweltbundesamt (UBA) dieser Meinung anschließen.

Bäume werden in unseren Wäldern nicht gefällt, um sie zu verheizen. Das war nicht immer so. Im Mittelalter hat man sog. Niederwälder bewirtschaftet. Bei dieser Form der Waldnutzung werden Bäume nur wenige Jahrzehnte alt, jedes Jahr wird auf einem Bruchteil der Fläche das Holz genutzt und damit geheizt. So ergibt sich eine kontinuierliche Brennholz-Versorgung, denn es wird nicht mehr Holz geschlagen, als auf der gesamten Fläche bis zum Hieb im nächsten Jahr wieder nachwächst.

Manche Gemeindewälder in Franken werden noch heute nach solchen Regeln bewirtschaftet, in Südeuropa findet man diese Art der Waldnutzung häufiger. Niederwälder sind Hotspots der Artenvielfalt und deshalb für den Naturschutz interessant. Aber sie speichern wenig Biomasse und da ein Kubikmeter Holz knapp eine Tonne CO2 bindet, sind Niederwälder nur suboptimale Klimaschützer.

Nachhaltige Waldwirtschaft mindert den im Wald gebundenen Kohlenstoff nicht, da die Summe aus Nutzung und Störungen unter oder höchstens auf dem Niveau des Zuwachses liegt und weil Waldpflege Schadereignisse verhindern kann. Seit Jahrzehnten liegt die Nutzung von Deutschlands Wäldern erheblich unter dem Zuwachs. Im deutschen Wald wachsen weit mehr als hundert Millionen Kubikmeter Holz, Jahr für Jahr, etwa elf Kubikmeter je Hektar. Holzernte und natürliches Absterben von Bäumen liegen seit Jahrzehnten bei nur etwa drei Vierteln des Zuwachses, das restliche Viertel geht in den Holzvorratsaufbau.

Das ist der Grund dafür, dass unsere Wälder so hohe Holzvorräte haben wie seit dem Mittelalter nicht mehr. Deutschland ist nicht nur das waldreichste Land Mitteleuropas, sondern seine Holzvorräte sind heute ähnlich hoch, wie sie ohne Bewirtschaftung wären. Auf knapp elf Millionen Hektar, fast einem Drittel der Landesfläche, stehen 7,6 Milliarden Bäume, die 3,9 Milliarden Kubikmeter nutzbares Holz beinhalten, im Durchschnitt 358 Kubikmeter auf jedem Hektar. Damit liegt Deutschland an der Spitze der EU.

Diese Zahl stammt zwar aus der Zeit vor den Trockenjahren 2018 bis 2022. Das Fällen und Ernten von Holz hat sich in diesen Jahren aber vorwiegend auf das Schadholz beschränkt und die nicht betroffenen Wälder sind weiter gewachsen. Die gerade laufende Bundeswaldinventur wird wohl zu keinem grundsätzlich anderen Ergebnis führen. Auch in Europa insgesamt und in allen europäischen Staaten sind die Holzvorräte in den letzten Jahrzehnten trotz Nutzung der Wälder weiter angewachsen.

Wälder sind in Deutschland im Durchschnitt 77 Jahre alt, am ältesten sind Eichen mit 102, Buchen mit 100 und Tannen mit 96 Jahren. Dagegen sind die Buchen in den Rest-Urwäldern der Slowakei im Durchschnitt nur 90 Jahre alt. Die Entwicklung alter Wälder zuzulassen, dauert. Anfang des 19. Jahrhunderts war Deutschland bekanntlich nahezu entwaldet, seitdem steigt der Anteil alter Wälder ständig. Entsprechend hat der Vorrat an dicken Stämmen zugenommen, allein in den letzten zehn Jahren um 20 Prozent.

Dies ist eine auch im Hinblick auf den Artenschutz erfreuliche Entwicklung, weil diese Bäume mehr Grobborke und Kronentotholz haben. Eine Fortdauer dieser zunehmenden Alterung der Waldbestände ist allerdings höchst bedenklich, weil Bäume nicht ewig leben. Mit zunehmendem Alter büßen Bäume und mit ihnen die Wälder an Stabilität ein und es verschlechtern sich die Chancen, dass sie sich ganz von alleine natürlich verjüngen. Aber genau das will naturnaher Waldbau, denn gepflanzt wird nur, wenn keine Samenbäume in der Nähe sind oder die Natur zu lange auf sich warten lässt.

Wo keine Samenbäume in der Nähe stehen, erfolgt die Wiederbewaldung durch Pflanzung. Dazu muss die Fläche vorbereitet werden, eine Totalräumung der Fläche. Hier in Sachsen-Anhalt, sollte dies unterbleiben, um den Boden vor zu starker Erwärmung, Verdunstungsverlusten, Nährstoff- und Humusverlusten zu schützen. Foto Roland Irslinger

Aktuell beginnt der Holzzuwachs wegen des Alterns unserer Wälder langsam zu sinken. Denn junge Wälder wachsen schneller und nehmen so jährlich mehr CO2 aus der Atmosphäre auf als alte. Aus Klimaschutzgründen sind jedoch hohe Zuwächse mit hoher CO2-Bindung wünschenswert. Die beste Klimaschutzstrategie ist daher eine rechtzeitige Nutzung des Waldes verbunden mit einer frühzeitigen Waldverjüngung, um ein natürliches Absterben der Bäume zu verhindern und um den Zuwachs der nächsten Waldgeneration zu sichern.

Zeit wird durch Raum ersetzt

Wälder werden nicht durchforstet, um Brennholz zu gewinnen. Das Ziel der bei uns heute praktizierten nachhaltigen Waldwirtschaft ist die Produktion qualitativ hochwertigen Stammholzes zur Herstellung von Möbeln und zum Hausbau. Solche Wälder bedürfen der Pflege, Durchforstung heißt das im Fachjargon. Die dabei anfallende „primäre holzige Biomasse“ soll zuvorderst stofflich genutzt werden, indem man daraus Möbel schreinert und Dachstühle zimmert.

Denn in Produkten aus Holz wird nicht nur Kohlenstoff über Jahrzehnte festgelegt, bei deren Herstellung werden auch Unmengen an fossilen CO2-Emissionen vermieden gegenüber der Herstellung von Produkten aus Beton, Stahl, Glas oder Aluminium, eineinhalb Tonnen je Kubikmeter Holz im fertigen Produkt. Aus dem Waldrestholz, wie Förster den stofflich nicht brauchbaren Anteil des bei Durchforstungen anfallenden Holzes nennen, dazu gehören dicke Äste und dünne Stämme, lassen sich jedoch weder Möbel noch Häuser fertigen.

Brennholz aus der Durchforstung eines Buchenwaldes ist CO2- und klimaneutral. Foto Roland Irslinger

Werden Wälder immer dichter, kommt es zwischen den Bäumen zu mehr Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und Licht. Konkurrenz kostet den Baum indes Energie, das Wachstum der Wälder lässt daher mit zunehmender Dichte nach, bis schließlich einzelne Bäume oder ganze Waldteile sterben. Da eine Durchforstung die Konkurrenz reduziert, kommt es im Anschluss daran zu einem Wachstumsschub, weshalb der nachhaltig gepflegte Wald höhere Zuwächse hat als das unbewirtschaftete Pendant.

In der Praxis ist es allerdings eine Herausforderung, die jeweils optimale Dichte zu finden. Das Wachstum des Waldes konzentriert sich durch die Waldpflege auf weniger Bäume, die dadurch aber umso dicker werden, wodurch die Chancen für die Herstellung von Möbeln und Häuser steigen, was mit deutlichen Klimavorteilen verbunden ist.

Kreise der NGOs behaupten immer wieder, durch das Fällen von Bäumen würde eine sog. Kohlenstoffschuld entstehen, weil der Kohlenstoff ja beim Verbrennen sofort, die anschließende Einbindung durch Nachwachsen aber erst ganz langsam erfolgen würde. Das würde das Klima jahrzehntelang belasten. Würde dieses Argument stimmen, hätten wir in Deutschland längst keinen Wald mehr, da wir unseren Wald ja seit Jahrzehnten nachhaltig nutzen.

Zwar dauert es nach dem Fällen eines hundertjährigen Baumes wieder hundert Jahre, bis der Nachfolger so viel Kohlenstoff gebunden hat wie sein Vorgänger. Jedoch wird von hundert Bäumen jedes Jahr nur einer gefällt und die 99 verbleibenden wachsen auf den Nachbarflächen weiter. Nachhaltige Waldwirtschaft kennt keine Kohlenstoffschuld!

Der gesamte Wald würde zwar auch ohne Durchforstungen weiterwachsen, aber deutlich langsamer. Es ist nicht so, wie das Ökoinstitut behauptet, Holzernte würde die Holzmengen im Wald und die C-Bindung verringern. Die Holzvorräte bewirtschafteter und nicht bewirtschafteter Wälder unterscheiden sich in Deutschland nicht voneinander, denn die bei der Holzernte entnommene Biomasse wird durch das beschleunigte Wachstum der verbleibenden Bäume mehr als kompensiert.

Werden mittelalte Buchenwälder durchforstet, fallen dabei auch stofflich nicht verwertbare Sortimente an. Was liegt näher, als dieses Waldrestholz energetisch zu nutzen? Durchforstungen in Buchenwäldern werden im Winter durchgeführt, bereits am Ende der folgenden Vegetationsperiode, also im auf die Durchforstung folgenden Herbst, ist der durch die Baumernte entnommene Kohlenstoff durch Nachwachsen der Bäume der Waldlandschaft wieder gebunden.

Bevor das entnommene Brennholz im Ofen landet, muss es ohnehin etwa zwei Jahre lang trocknen. Also wird der Kohlenstoffvorrat einer Waldlandschaft durch die Brennholznutzung nicht geschmälert, der mit dem Brennholz entnommene Kohlenstoff ist bereits wieder im Wald gebunden, bevor das Holz verheizt ist. Nachhaltige Waldwirtschaft eben!

Auch Kahlschläge wie hier im Schwarzwald sind nachhaltig, sie bewirken keine Kohlenstoffschuld, wenn der Holzvorrat auf Landschaftsebene auf konstanter Höhe bleibt. Foto Roland Irslinger

Es wird auch argumentiert, Holz würde wegen seiner geringen Energiedichte höhere CO2-Emissionen verursachen als Heizöl oder Gas. Deshalb sei Heizen mit Holz schlecht für das Klima. Der im Holz enthaltene Kohlenstoff ist aber im Unterschied zum Kohlenstoff in fossilen Energieträgern bereits Teil des atmosphärisch-biosphärischen Kreislaufs, unabhängig davon, ob wir das Holz energetisch nutzen oder nicht.

Bei nachhaltiger Waldwirtschaft ist dieser Kreislauf intakt. Würden wir Wälder nicht mehr nutzen, würde das Holz im Wald verrotten und dieselbe Menge CO2 freisetzen, genauso schnell, wie wenn wir das Holz nutzen würden. Das Argument mit der geringen Energiedichte wäre dann richtig, würden wir Wald roden, also dauerhaft beseitigen, um das Holz zu verbrennen. Mit nachhaltiger Waldwirtschaft hätte dies aber nicht das Geringste zu tun.

Das langlebige CO2 legt sich „wie eine Glocke um die Erde“, sagt Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und einer der renommiertesten Klimaforscher weltweit. Das Prinzip der nachhaltigen Waldwirtschaft lässt sich deshalb nicht anhand einzelner Waldbestände verdeutlichen, sondern nur auf Ebene ganzer Waldlandschaften.

Wenn Holzvorräte auf Landschaftsebene dauerhaft auf gleicher Höhe bleiben oder sogar steigen, wie das in unseren Wäldern seit Jahrzehnten der Fall ist, gibt es keine Kohlenstoffschuld. Zeit wird durch Raum ersetzt, ist das hinter der forstlichen Nachhaltigkeit stehende Prinzip.

Brennholz versus Totholz

Lässt man Waldrestholz im Wald liegen, heißt das Totholz. Totholz verrottet innerhalb von Jahren bis Jahrzehnten, Buchen-Totholz zersetzt sich überdurchschnittlich schnell, CO2 gelangt dabei in die Luft. Das Klima hat indes nichts davon, ein Kubikmeter Brennholz dagegen würde 0,6 Tonnen fossile CO2-Emissionen vermeiden.

Mit Waldrestholz zu heizen, ist praktizierter Klimaschutz. Heizen mit Holz setzt nicht mehr Kohlendioxid frei als verrotten lassen, nur der Ort der Entstehung ist nicht der Wald, sondern der Ofen.

Totholz ist wichtig für den Artenschutz. Viele Pilze, Flechten, Moose, Wirbellose, Vögel und Säugetiere sind, was Nahrung, Unterschlupf und Brutgelegenheit betrifft, auf Totholz angewiesen. Viele Insekten leben direkt von Holz und Rinde, Wildbienen und Wespen nutzen Totholz für ihre Brut.

Viele Käferarten sind in unterschiedlichen Stadien ihrer Entwicklung auf Totholz angewiesen. Der Hirschkäfer liebt eher das Holz der Eichen, der Alpenbock legt seine Eier gerne in Buchenholz. Einige der Totholzbewohner sind Spezialisten, also an das Holz bestimmter Baumarten gebunden, andere nicht. Schlüsselbaumart für die Biodiversität der Wirbellosen ist aber nicht im Entferntesten die Buche, die Bedeutung ihres Holzes fällt weit hinter das der Eiche und anderer Baumarten zurück.

Der Alpenbock legt seine Eier bevorzugt in Buchenholz, ist aber kein ausgeprägter Buchenspezialist, sondern kommt auch auf Holz anderer Baumarten vor. Foto Roland Irslinger

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den holzassoziierten Großpilzen. Untersuchungen zeigen, dass der Verlust von Fichte und Kiefer durch Trockenheit und Borkenkäfer die Artenvielfalt der Großpilze mehr einschränken könnte, als wenn die Buche betroffen wäre. Eine Verdammung dieser beiden Nadelbaumarten aus unseren Wäldern wäre demnach kontraproduktiv im Sinne des Artenschutzes.

Auch Tagfalter sind keine Fans reiner kühl-schattiger Buchenwälder, Nachtschmetterlinge sehen dies aber durchaus anders. Reine Buchenwälder sind keine Hotspots des Artenschutzes, weder für Totholzkäfer noch für geschützte und gefährdete Pflanzenarten, denn diese benötigen meist Licht. Die prioritäre Art von Natura 2000, der Frauenschuh, kommt vor allem im Wirtschaftswald vor. Es gibt keine einzige Pflanzenart, die streng an Buchenwälder gebunden ist.

Summa summarum ist für die Artenvielfalt in unseren Wäldern nicht die Menge an Totholz, sondern die Vielfalt der Baumarten und Habitate entscheidend. Sich selbst überlassene Buchenwälder verarmen überdurchschnittlich schnell an Mischbaumarten, über kurz oder lang, weil Buchen den Waldboden so stark beschatten.

Bei Verzicht auf Holznutzung etablieren sich reine Buchenwälder mit einem Verlust der für den Artenschutz so wertvollen Eichen! Nachhaltig genutzte Wälder haben eine größere Strukturvielfalt als ungenutzte, intensive Waldpflege ist eine Garantie dafür.

Wälder großflächig aus der Nutzung zu nehmen, wie dies zum Beispiel in Nationalparks geschieht, hat grundsätzlich keinerlei Vorteile für die Biodiversität. Die ursprünglich weite Verbreitung der Buche in Mitteleuropa liefert keinen Grund dafür, Buchenwäldern im Waldnaturschutz eine besondere Stellung einzuräumen und auf ihre Nutzung zu verzichten.

In Deutschlands Wäldern liegen bereits 240 Millionen Kubikmeter Totholz, jedes Jahr verbleiben etwa 20 Millionen Kubikmeter Waldrestholz aus Artenschutzgründen im Wald, etwa 17 Prozent des jährlichen Zuwachses. Kalkuliert man eine ideelle Waldfläche aus den Standflächenanteilen der rund 25 Millionen Habitatbäume hinzu, kommt man auf deutlich mehr als zehn Prozent der Waldfläche, die durch das Belassen von Totholz und Habitatbäumen im Wald nicht genutzt wird.

Dabei werden weitere zehn Prozent der Waldfläche Deutschlands bereits jetzt nicht oder nur sehr extensiv genutzt. Insofern verwundert die Forderung der Umweltverbände, den Anteil der nicht zu nutzenden Wälder auf 15 Prozent zu erhöhen, diese Forderung ist längst übererfüllt.

Auch der Humus des Waldbodens ist Biomasse, enthält Kohlenstoff und ist deshalb klimarelevant. Die Hoffnung, durch einen fälschlicherweise als „Verurwaldung“ bezeichneten Nutzungsverzicht mehr Kohlenstoff im Humus von Waldböden anreichern zu können, hat sich durch neue Forschungen zerschlagen. Unsere Wälder sind Teil der Kulturlandschaft, sie werden seit Jahrtausenden genutzt.

Selbst aus heutiger Sicht vermeintlich unberührte Wälder haben eine recht intensive menschliche Nutzungsgeschichte durchlaufen. Eine Rückentwicklung in echte „Urwälder“ würde Jahrtausende benötigen. Ein Aufbau zusätzlicher C-Vorräte im Waldboden durch mehr Totholz erweist sich als extrem langsam, denn die C-Senke im Waldboden ist viel kleiner als die Akkumulation von C in der oberirdischen Biomasse.

Signifikante Unterschiede in den Humusgehalten von Waldböden zwischen bewirtschafteten und teilweise seit Jahrhunderten unbewirtschafteten Wäldern existieren nicht. Momentan findet in Deutschland eine Humusakkumulation im Waldboden in einem Ausmaß von 2,75 Tonnen CO2 je Jahr und Hektar statt.

Dies ist als Regenerationsprozess nach Ende der jahrhundertelangen Walddevastation zu sehen. Beschleunigen lässt sich dieser Prozess nicht, denn die Bildung eines stabilen C-Pools im Boden braucht sehr viel Zeit, unabhängig davon, ob Wälder naturnah bewirtschaftet oder gar nicht genutzt werden.

Wälder aktiv umbauen

Der Wald in Deutschland ist menschengemacht, er ist Teil der Kulturlandschaft und braucht die Hand der Menschen, wenn wir ihn so naturnah gestalten wollen, wie wir dies seit Jahrzehnten tun. Waldumbau wird seit Jahrzehnten betrieben, weil die Wiederbewaldung Deutschlands ab dem 19. Jahrhundert anders als mit Fichten und Kiefern zunächst gar nicht erfolgreich sein konnte. Heute werden viele dieser Wälder infolge zunehmender Trockenheit und Hitze instabil, Bäume leiden und können absterben.

Hinzu kommen sog Sekundärschädlinge wie Borkenkäfer, die beispielsweise im Harz zu großflächigem Absterben von Fichtenwäldern geführt haben. Auch in seit Jahrzehnten nicht mehr genutzten Buchenwäldern wie im Nationalpark Hainich in Thüringen werden immer mehr sterbende Buchen beobachtet.

Nichtstun ist also auch keine Lösung! Betroffen sind inbesondere alte Wälder, drei Viertel der Fichten- und ein Drittel der Buchenwälder sind akut bedroht, ein Viertel der deutschen Wälder wartet auf klimagerechten Waldumbau. Wir werden mindestens bis zum Ende dieses Jahrhunderts damit beschäftigt sein.

Um die Ökosystemleistungen der heutigen Wälder auch im Klimawandel sicherstellen zu können, wird der Wald aktiv an zukünftig herrschende Klimabedingungen angepasst. Dabei kommen zunächst heimische Laubbäume wie Eichen, Buchen, Linden, Hainbuchen, Kirschen, Elsbeeren, Speierlinge und Esskastanien zum Einsatz, auch Weißtannen und Kiefern werden eine Rolle spielen.

Wichtig ist es, dass wir den Wald weiterhin regelmäßig durchforsten, denn die Baumarten der Zukunft brauchen Licht und wenigstens etwas Wasser. Überlassen wir den Wald den Buchen, sterben diese am Ende womöglich selbst, dunkeln aber vorher die Eichen und alle anderen lichtliebenden Baumarten, die in der Hitze des 22. Jahrhunderts doch so dringend gebraucht werden, brutal aus dem Wald hinaus. Gott bewahre!

Ohne ursprünglich nicht in Mitteleuropa vorkommende Baumarten wird der Waldumbau aber nicht gelingen können, da die Trockenresistenz unserer heimischen Baumarten der vielerorts zu erwartenden Dürre nicht gewachsen sein wird. Dies gilt besonders für tiefe Lagen. Douglasien und Küstentannen werden eine größere Rolle spielen müssen als bisher, auch um Holz für den Hausbau zu produzieren und sowohl den C-Speicher Wald als auch die Wald-Senke zu erhalten.

Ansonsten müssten wir mehr Holz importieren, wodurch Wälder in Ländern mit geringeren Standards der Waldbewirtschaftung gefährdet wären. Versuche mit weiteren nicht heimischen Baumarten sind im Gang, denn das Klimaschutzpotenzial eines angemessenen Anteils an Nadelbaumarten ist riesig. Begründen wir im Zuge des Waldumbaus Mischwälder aus heimischen und nicht-heimischen Baumarten, leisten wir einen zusätzlichen Beitrag zur Artenvielfalt.

Strukturreiche Mischwälder überleben die Trockenheit eher und haben ein feuchteres Waldinnenklima, sie kühlen die Landschaft, aber nur, solange die Sommerniederschläge genügend Wasser für die Transpiration liefern. Mischwälder streuen das Schadensrisiko und haben bessere Chancen, sich an den Klimawandel anpassen zu können.

Totholz von Fichten und Douglasien ist bedeutsam für die Artenvielfalt von Großpilzen. Foto Roland Irslinger

Der Klimawandel wird auch künftig Wälder zum Absterben bringen, der Umbau von drei Millionen Hektar Wald erfordert Durchforstungen, um der neuen Baumgeneration rechtzeitig genügend Licht und Wasser zu verschaffen. Ein erhöhter Anfall an Waldrestholz weit über die Mitte des Jahrhunderts hinaus wird sich zwangsläufig ergeben.

Dessen energetische Nutzung muss auch deshalb integraler Bestandteil der Waldbewirtschaftung sein, weil sommerliche Dürre im Verein mit noch mehr Totholz ein zerstörerisches Waldbrand-Potenzial entwickelt, denn schwere Waldbrände profitieren vom Totholz, das Feuerrisiko in unbewirtschafteten Waldlandschaften mit einer großen Brennstofflast ist besonders hoch.

Im dicht besiedelten Mitteleuropa wäre das viel zu gefährlich. Naturnahe Waldwirtschaft sorgt dagegen für eine Reduktion der Brandlast, indem Bäume geerntet werden, bevor sie vertrocknen, und das Holz in Häusern verbaut wird, bevor es im Wald verbrennt.

Umbau eines reinen Kiefernwaldes in einen Kiefern-Buchen-Mischwald in der Lüneburger Heide. Foto Roland Irslinger

Kein Verlass auf wilde Wälder!

Um eine Gesamt-Treibhausgasneutralität zu erreichen, so sieht es Bundesumweltministerin Steffi Lemke, müsse die Treibhausgasbilanz des LULUCF-Sektors insgesamt verbessert werden. LULUCF steht für „Land Use, Land-Use Change and Forestry“, also Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft. Im Klartext heißt das, dass der Wald nicht vermeidbare Emissionen der Landwirtschaft zu kompensieren hätte, mit der Folge weiter steigenden Holzvorratsaufbaus – bis zum Sankt Nimmerleinstag?

Biogene Senken werden bei dieser Sichtweise fälschlicherweise wie vermiedene Emissionen behandelt, die Öffentlichkeit wird so über die tatsächliche Höhe fossiler Emissionen ganz bewusst getäuscht. Die Anreicherung von noch mehr Kohlenstoff in unseren Wäldern hat eine Alibifunktion, ist staatlich sanktioniertes Greenwashing und höchst riskant.

Naturschutzwald aus Buchen, Tannen und Fichten im Mittleren Schwarzwald: Lässt man Wälder ungenutzt weiterwachsen, sterben Bäume früher oder später ab, ihr Holz wird zersetzt, CO2 entweicht dabei in die Luft. Foto Roland Irslinger

Lässt man Wälder wachsen, streben sie einem Fließgleichgewicht zu. Die Bäume sterben früher oder später ab, ihr Holz wird zersetzt, CO2 entweicht in die Luft, der Wald verjüngt sich dabei. Diese Wälder sind weder Senke noch Quelle für Kohlenstoff. Ihre Klimawirksamkeit besteht in ihrem Kohlenstoffspeicher, der Status quo bleibt aber, wie er ist, ein Potenzial zur Festlegung von Kohlenstoff in der Nutzungskette besitzen diese Wälder nicht, ebenso kein Potenzial zur Vermeidung fossiler CO2-Emissionen durch stoffliche Verwendung und Energiegewinnung.

Je trockener das Klima wird, desto lichter werden auch unbewirtschaftete Wälder. Bäume erst in höherem Alter als heute üblich zu ernten und Wälder dichter werden zu lassen, hieße, Risikovorräte anzulegen. Denn mit zunehmendem Alter der Bäume steigt für Wälder die Gefahr, Dürreperioden nicht zu überleben. Die hohen Vorräte in Deutschland liegen nahe ihrer natürlichen Sättigung, deshalb besteht im Hinblick auf die zu erwartende Störungsdynamik kein Spielraum nach oben.

Aus der Perspektive des langfristigen Klimaschutzes sind sich selbst überlassene Wälder kein wirksames Instrument, denn sie sind labile CO2-Speicher. Hochbevorratete, nicht mehr bewirtschaftete Wälder taugen niemals als Lagerstätte für Kohlenstoff, sie können rasch zu C-Quellen und damit zu einem Klimarisiko werden.

Mit nachhaltiger Waldpflege dagegen haben wir die Chance, die Resilienz der Wälder unter Beachtung ihrer Produktivität aktiv zu steigern und das Holz für Produkte und Energie zu nutzen.

Bauen und Heizen mit Holz sind keine Gegensätze

Holz ist ein Koppelprodukt. Baumstämme sind rund, Bretter und Balken dagegen eckig und wo gesägt und gehobelt wird, da fallen Späne. Dieses Sägerestholz zählt weder zu den Grünabfällen noch darf es auf die Deponie. Knapp vierzig Millionen Kubikmeter Holz schneiden die Sägewerke in Deutschland jährlich ein, sechs bis sieben Millionen Tonnen naturbelassenes Restholz fallen dabei an, etwa die Häfte davon landet in Form von Pellets und Holzbriketts im Ofen, eine Tonne Pellets hat den Heizwert von 500 Litern Heizöl.

Pellets enthalten keine chemischen Zusätze, Kontrollen sorgen für die Zertifizierung ihrer Qualität vom Span bis zu den fertigen Presslingen. Deutschland ist Netto-Exporteur von Pellets, die positive Außenhandelsstatistik belegt, dass der Import von Pellets für den privaten Verbrauch unbedeutend ist.

Die nachhaltige Bewirtschaftung unseres heimischen Waldes bietet die Garantie dafür, dass dies so bleibt. Darüberhinaus rückt der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine die Argumente der Versorgungssicherheit und regionalen Wertschöpfung wieder mehr in den Vordergrund.

Klimagünstiger als die Verbrennung wäre indes die Verwendung als Platte oder in Bioraffinerien, aktuell gibt es dafür aber nur wenige Abnehmer. Bisher fossile Kraftwerke mit Holzpellets zu beschicken, dazu reicht der heimische Holzanfall allerdings nicht.

Bauen und Heizen mit Holz bilden also keine Gegnerschaft, sondern sind integraler Bestandteil naturnaher Waldwirtschaft. Dieser Kausalzusammenhang allerdings scheint dem Umweltbundesamt fremd zu sein.

In einer Umfrage zum Thema „Heizen mit Holzöfen“ vom März 2023 fragt das UBA, ob Holz nicht besser für den Hausbau verwendet werden solle, statt es zu verheizen. Doch Bauen und Heizen mit Holz gehören zusammen!

Die „Alte Apotheke“ in Rosenfeld bei Rottweil, Baden-Württemberg, ältestes erhaltenes Steinhaus Süddeutschlands. Eine Decke aus Eichenholz datiert von 1244, für die Balkenlage über dem zweiten Obergeschoß wurden 1342/43 Tannen geschlagen, der Fachwerkaufbau stammt aus dem Jahr 1553. Foto Roland Irslinger.

Wald-Bau-Pumpe nennt Hans Joachim Schellnhuber, ehemaliger Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, das Prinzip, bei dem wir mit dem stofflich verwertbaren Anteil des geernteten Holzes Kohlenstoff in die Städte pumpen, der dort über Jahrzehnte bis Jahrhunderte gespeichert bleiben kann, sicherer als im Wald. Bereits jetzt wird der größte Teil des stofflich verwerteten Holzes im Baubereich verwendet. Städte aus Holz speichern mehr Kohlenstoff als der wildeste Wald.

Die mit der Holzbauweise verbundenen negativen Emissionen könnten wir zu einer globalen CO2-Senke ausbauen, die zur Abkühlung der Erde führen würde – „Bauhaus Erde“ in Anlehnung an das vor hundert Jahren von Walter Gropius in Weimar gegründete Bauhaus. Jeder Kubikmeter geerntetes und zum Bauen verwendetes Holz hat über die C-Speicherung hinaus das Potenzial, die Emission von einer Tonne fossilem CO2 zu vermeiden. Es wächst bis zur Mitte des Jahrhunderts noch genügend Holz in unseren Wäldern nach, um damit viel mehr Holzhäuser zu bauen.

Erhalten wir im Zuge des Waldumbaus einen angemessenen Anteil an Nadelbäumen, können wir auch über die Jahrhundertmitte hinaus auf Rohholzimporte für Holzbauten verzichten. Erhöhen wir die Holzbauquoten beim Neubau von Wohnungen, entsteht mit dem Sägerestholz ein zusätzliches Potenzial für Pelletheizungen.

Eine Verdoppelung der Zahl der Pelletheizungen in Deutschland würde dem Wald nicht schaden. Denn Bauen und Heizen mit Holz sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille.

Innen angefaultes Fichten-Stammholz: bei der Verwertung fällt ein hoher Prozentsatz an Restholz an, das zu Pellets verarbeitet wird. Foto Roland Irslinger.

Und wohin mit dem Altholz der ausrangierten Möbel und dem Abbruchholz alter Häuser? Etwa ein Viertel davon wird erneut stofflich genutzt und zur Spanplattenproduktion eingesetzt, durch diese Kaskadennutzung bleibt der Kohlenstoff lange im System. Der Rest darf, weil schadstoffbelastet, weder weiterverwertet werden noch auf die Deponie noch in den Ofen, sondern muss in das Heizwerk.

Die energetische Nutzung von Holz, vom Waldrestholz über das Sägerestholz bis zum Altholz, ist Teil der Kreislaufwirtschaft und leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Jedes Jahr werden so in Deutschland etwa 40 Millionen Tonnen fossile CO2-Emissionen vermieden.

Doch im Rahmen der Veröffentlichung der Ergebnisse der erwähnten Umfrage behauptet das UBA allen Ernstes, heizen mit Holz habe negative Auswirkungen auf das Klima. Darf eine mit Steuermitteln finanzierte Behörde derart falsche Informationen an die Öffentlichkeit geben? Der Brennstoff Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft heizt den Klimawandel nicht an!

Zum Vergleich: Der innerdeutsche Flugverkehr emittiert jährlich 2,1 Mio Tonnen CO2-Äquivalente, ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen könnte jedes Jahr die Emission von sieben Millionen Tonnen CO2 vermeiden, jeweils nur wenige Prozente der jährlichen deutschen Treibhausgasemissionen. 746 Millionen Tonnen waren es 2022. Klimaschützer kleben sich auf Straßen, um ihre Abneigung gegen verkehrsbedingte Emissionen zu zeigen. Stattdessen für nachhaltige Waldbewirtschaftung zu demonstrieren, wäre definitiv zielführender.

Die Crux mit der Wärmepumpe

Nochmals zur Website des BMUV: Dort wird der Leser darauf hingewiesen, heizen mit Holz würde klimaschädliches Methan emittieren, ein 28-mal wirksameres Treibhausgas als CO2. Zieht man die Wärmepumpe zum Vergleich heran, wird es richtig spannend. Wärme aus Wärmepumpen emittiert zehnmal mehr Methan und viermal mehr Lachgas als Wärme aus dem Pelletofen. Lachgas hat des 265-fache Treibhausgaspotenzial im Vergleich zu CO2. Es ist der Strommix, der dafür sorgt, dass die Holzheizung klimafreundlicher als die Wärmepumpe ist. Das gilt erstaunlicherweise auch für CO2.

Pro Kilowattstunde entsteht beim Heizen mit der luftgeführten Wärmepumpe zehnmal mal mehr davon als beim Heizen mit Holz! Solange der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung nicht mit dem Zuwachs bei Wärmepumpen und E-Mobilität Schritt hält, rückt ein CO2-neutraler Strommix dank kohlelastiger Stromimporte in weite Ferne.

Überholen kann die Wärmepumpe die Holzheizung sowieso nie, auch nicht bei hundertprozentig erneuerbarem Strommix, weil Bäume mit hundert Prozent erneuerbarer Energie wachsen. Die Vorketten, die Emissionen der Bereitstellung der Pellets mit Motorsägen und Holzerntemaschinen, selbst die Fahrkilometer von Förstern und Forstwirten, sind, entgegen der Darstellung des BMUV, in allen Berechnungen enthalten.

Bleibt das Feinstaubproblem. Die Feinstaubbelastung in Deutschland ist seit vielen Jahren rückläufig, geltende Grenzwerte werden nur noch selten überschritten. Lediglich zehn Prozent der Feinstäube stammen aus der Holzverbrennung, auch diese Emissionen sind rückläufig, seit 2010 um ein Drittel.

65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien in Deutschland wird aus Holz erzeugt, 650.000 Pelletheizungen gibt es bei uns, 450.000 Haushalte nutzen Scheitholz oder Hackschnitzel in Heizkesseln als primäre Energiequelle, zudem gibt es etwa 11 Mio. Kaminöfen und Kachelöfen als ergänzende Holzheizungen.

Feinstaub kommt durchweg aus Stückholzöfen ohne Holzvergasertechnik, lediglich 0,6 Prozent aus Pelletfeuerungen 2022. Alte Holzöfen fallen unter die verschärften Anforderungen der Bundesimmissionsschutzverordnung und müssen nach und nach ausgetauscht werden.

Neue Öfen reduzieren nicht nur den Holzverbrauch, sondern auch die Staub-Emissionen um bis zu 85 Prozent, die Werte werden sich auch ohne Verbote weiter verbessern. Kein Wort davon in der erwähnten UBA-Umfrage. Heizen mit Holz pauschal zu verteufeln, ist aus emissionstechnischer Sicht undifferenziert, deshalb auf das Heizen mit Holz zu verzichten, ist mit Blick auf den Klimaschutz kontraproduktiv.

Schließlich ist der Ressourcenverbrauch ein Thema. Wärme aus Wärmepumpen erfordert etwa den 200-fachen Ressourceneinsatz in Form von Beton und Stahl als Wärme aus Holz. 30.000 Windenergie-Anlagen gibt es in Deutschland, Energie aus Holz vermeidet den Zubau weiterer 7.000 Windräder, wofür 50 Millionen Tonnen Stahlbeton nötig wären.

Ein Kubikmeter Holz speichert so viel Energie wie eine 22-Tonnen Lithiumionen-Batterie. Diese „Holz-Batterie“, frei von Lithium und seltenen Erden, wird in unseren Wäldern kabellos aufgeladen mit hundert Prozent Sonnenenergie, in einer Viertelsekunde.

Windkraft-Gegner sollten besser für nachhaltige Waldbewirtschaftung auf die Straße gehen, statt zuzusehen, wie Wälder verurwalden. Hand in Hand mit Naturschützern, denn Windräder und Artenschutz vertragen sich nicht immer gut, naturnahe Waldwirtschaft und Biodiversität dagegen bestens! Denn nichts heizt sauberer als Holzpellets!

Die Beurteilung der Klimaleistung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ist nur auf Landschaftsebene möglich – hier Laubwälder im Waldecker Land im westlichen Nordhessen. Foto Roland Irslinger

Roland Irslinger, Jahrgang 1949, war von 1982 bis 2014 Professor für Waldökologie an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar. Er forschte in der Mata Atlântica, dem atlantischen Regenwald Brasiliens, und war beratend tätig beim Aufbau des WWF-Goldstandards zur Zertifizierung von Aufforstungsprojekten für den Klimaschutz. Er ist Mitglied im Kuratorium Nachhaltig Wirtschaften.

Kontakt: irslinger@gmx.de

Literaturhinweise
Bemmann A, Irslinger R, Anders K (Hrsg.) 2022: Vom Glück der Ressource : Wald und Forstwirtschaft im 21. Jahrhundert. München, oekom-Verlag. ISBN: 978-3962383626.
Irslinger, R. 2023: Klimaschutz durch naturnahen Waldbau : Waldwildnis oder Wirtschaftswald? Vortrag, Nabu Laatzen, 08. Mai 2023.
Irslinger, R. 2022: Waldlandschaften in der Klimakrise : Risikopatient und Problemlöser zugleich. Artenschutzreport 46:26-52.
Schulze ED, Bouriaud O, Irslinger R, Valentini R 2022: The role of wood-harvest from sustainably managed forests in the carbon cycle. In: Annals of Forest Science 79(17):13 pp.
Schulze ED, Sierra C, Egenolf V, Woerdehoff R, Irslinger R, Baldamus C, Stupak I, Spellmann H 2020: The climate change mitigation effect of bioenergy from sustainably managed forests in Central Europe. Global Change Biology-Bioenergy 12(3):1-12.
Umweltbundesamt (UBA) (2023: Umweltbewusstsein in Deutschland 2020 : Ergebnisse einer Zusatzbefragung zum Thema „Heizen mit Holzöfen“ bearbeitet von Sophie Apel, Vincent Joura, Maria Bathow und Angelika Gellrich.

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